Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.1 - Franz Reusch - Страница 15

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Mit diesem Reprint macht die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ein wichtiges Werk zum Index der verbotenen Bücher wieder zugänglich. Vor der Öffnung der Archive der Indexkongregation und der Inquisition durch Johannes Paul II. im Jahr 1998 war man sogar weitgehend auf den „Reusch“ verwiesen, wenn man zur römischen Buchzensur arbeitete. Aber auch heute, zwei Jahrzehnte nach der Apertura, ist der „Reusch“ ein unverzichtbares Arbeitsinstrument, denn er belegt, was man ohne Kenntnis der geheimen Akten über die schwarze Liste des Vatikan alles wissen konnte. Der „Reusch“ bietet bis heute die unverzichtbare Außenperspektive der Indexgeschichte. Es ist ein Nachschlagewerk, ein Fundus voller Zensurgeschichte, ein Schwergewicht der Kulturgeschichte, ein kurzweiliges Lesebuch voller spannender Geschichten und Kuriositäten. Er ist aber vor allem ein Dokument des Scheiterns römischer Buchzensur, denn eine Totalkontrolle des Buches als vornehmstem Medium neuzeitlicher Wissenskultur erwies sich als unmöglich. Und der „Reusch“ ist das einzige kritische Buch über den Index, das nicht selber auf dem Index der verbotenen Bücher landete, sondern ganz überraschend seine Reform eingeleitet hat.

1 Für den Nachdruck des „Reusch“ wurde mein Beitrag: Die „deutsche“ Indexreform Leos XIII. Oder: Der ausgefallene Fall des Altkatholiken Franz Heinrich Reusch, in: Historische Zeitschrift 272 (2001), S. 63–106, überarbeitet und aktualisiert. Mein Dank dafür gilt Dr. Judith Schepers und Dr. Barbara Schüler.

2 Michael Haringer an Kardinal Bartolini, den Präfekten der Indexkongregation, vom 21. Dezember 1885; Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede (ACDF), Index, Atti e Documenti (AeD) 1878–1885, Nr. 405.

3 Vgl. dazu etwa die verschiedensten Darstellungen: Thomas NAOGEORG, In catalogum haereticorum nuper Romae editum … Saytra. Adiectis etiam alijs, eiusdem argumenti, o. O. 1559; Théophile RAYNAUD, Erotemata de malis ac bonis libris, deque iusta aut iniusta, eorumdem confixione. Cum indicibus necessariis, Lyon 1653; Louis ELLIES DU PIN, Mémoires Historiques, pour servir à l’Histoire des Inquisitions, enrichis de plusieurs figures, Bd. 1, Köln 1716; Joseph MENDHAM, The Literary Policy of the Church of Rome Exhibited, in an Account of Her Damnatory Catalogues or Indexes, Both Prohibitory and Expurgatory. With Various Illustrative Extracts, Anecdotes, and Remarks … Second Edition, much Enlarged, London 1830. Vgl. auch die in Münster gegründete „Anti-Index-Liga“: Adolf TEN HOMPEL (Hg.), Indexbewegung und Kulturgesellschaft. Eine historische Darstellung. Aufgrund der Akten herausgegeben in Verbindung mit Justizrat H. Hellraeth und Prof. Dr. J. Plassmann, Bonn 1908.

4 Haringer (1817–1887) war von 1873 bis zu seinem Tod Konsultor der Indexkongregation. Vgl. Hubert WOLF (Hg.), Prosopographie von Römischer Inquisition und Indexkongregation 1814–1917. Bd. 1: A-K; Bd. 2: L – Z. Von Herman H. Schwedt unter Mitarbeit von Tobias Lagatz (Römische Inquisition und Indexkongregation. Grundlagenforschung 1814–1917), Paderborn 2005, S. 757–762.

5 Die beiden Bände erschienen im Verlag von Max Cohen und Sohn in Bonn. Da die Originalpaginierung im Nachdruck beibehalten wurde, lassen sich die Verweise im vorliegenden Band leicht auffinden. Abkürzungen wurden stillschweigend aufgelöst.

6 Zu Reusch (1825–1900) vgl. Leopold Karl GOETZ, Franz Heinrich Reusch 18251900. Eine Darstellung seiner Lebensarbeit, Gotha 1901; Heinz-Jürgen VOGELS, Art. Reusch, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 8 (1994), Sp. 77–80.

7 So wurde das bereits genannte Werk von Rayauld „Erotemata de malis ac bonis libris” am 3. Februar 1659 donec corrigatur verboten; vgl. Hubert WOLF (Hg.), Römische Bücherverbote 1542–1700. Bearbeitet von Thomas Brockmann und Florian Warnsloh unter Mitarbeit von Andrea Katharina Ottens und Hedwig Rosenmöller (Römische Inquisition und Indexkongregation. Grundlagenforschung 1542–1700), Paderborn 2019 [im Druck]; REUSCH, Index Bd. 2, S. 434–446. Du Pins „Mémoires Historiques, pour servir à l’Histoire des Inquisitions“ wurde am 13. April 1739 verboten; vgl. Hubert WOLF (Hg.), Römische Bücherverbote. Edition der Bandi von Inquisition und Indexkongregation 1701–1813. Auf der Basis von Vorarbeiten von Herman H. Schwedt bearbeitet von Ursula Paintner und Christian Wiesneth (Römische Inquisition und Indexkongregation. Grundlagenforschung 1701–1813), Paderborn 2009, S. 145–152; REUSCH, Index Bd. 2, S. 571 f., 586–588. Die Schrift „L’Inquisizione processata, opera storica e curiosa”, Köln 1681, wurde durch Dekret vom 14. April 1682 verboten. Ein Vortrag Ignaz von Döllingers, den ein junger Geistlicher mitstenographiert und ohne Wissen Döllingers als „Die römische Indexcongregation und ihr Wirken. Historisch-kritische Betrachtungen zur Aufklärung des gebildeten Publikums“, o. O. 1863, publiziert hatte, wurde durch Dekret vom 20. September 1864 verboten; vgl. Hubert WOLF (Hg.), Römische Bücherverbote. Edition der Bandi von Inquisition und Indexkongregation 1814–1917. Auf der Basis von Vorarbeiten von Herman H. Schwedt bearbeitet von Judith Schepers und Dominik Burkard (Römische Inquisition und Indexkongregation. Grundlagenforschung 1814–1917), Paderborn 2005, S. 310–312; REUSCH, Index Bd. 2, S. 1129 f.

8 Vgl. Alejandro CIFRES, Das historische Archiv der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom, in: Historische Zeitschrift 268 (1999), S. 97–106; Herman H. SCHWEDT, Das Archiv der römischen Inquisition und des Index, in: Römische Quartalschrift 93 (1998), S. 288–301; Hubert WOLF, Index. Der Vatikan und die verbotenen Bücher, München 2006.

9 Exemplarisch sei verwiesen auf die Sammelbände zur Öffnung und zur Feier der zehn- bzw. zwanzigjährigen Archivöffnung: A dieci anni dall’Apertura dell’Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede: Storia e Archivi dell’Inquisizione (Atti dei convegni lincei 260), Rom 2011; Alejandro CIFRES (Hg.), L’Inquisizione romana e i suoi Archivi. A vent’anni dall’Apertura dell’ACDF. Atti del convegno Roma, 15–17 maggio 2018, Rom 2019. Einen umfassenden Überblick bietet das von Adriano PROSPERI herausgegebene „Dizionario storico dell’Inquisizione“ und die von mir herausgegebene Reihe „Römische Inquisition und Indexkongregation“. Die Bände der Grundlagenforschung „Römische Inquisition und Indexkongregation“ erschließen die Archivalien. Die drei Säulen umfassen eine Edition der Bandi, also der Verbotsplakate, ein Systematisches Repertorium der Sitzungen von Heiligem Offizium und Indexkongregation sowie die Personen und Profile der Zensoren.

10 Vgl. Jyri HASECKER, Quellen zum System päpstlicher Pressekontrolle in der Neuzeit (1487–1966) (Römische Inquisition und Indexkongregation 19), Paderborn 2016, S. 15–154 (Einleitung).

11 Vgl. die Nachdrucke der entsprechenden Indices bei Jesús Martínez De BUJANDA, Index de Rome 1557, 1559, 1564. Les premiers index romains et l’index du Concile de Trente (Index des livres interdits 8), Sherbrooke 1990; DERS., Index de Rome 1590, 1593, 1596. Avec étude des index de Parme 1580 et Munich 1582 (Index des livres interdits 9), Sherbrooke 1994. Vgl. auch die Darstellung bei HASECKER, Quellen, S. 34–75; REUSCH, Index, passim.

12 Vgl. die Allokution Benedikts XV. vom 22. März 1917 und das Motuproprio „Alloquentes“ vom 25. März 1917; HASECKER, Quellen, S. 420 f. und S. 619.

13 Vgl. HASECKER, Quellen, S. 151–155; Hubert WOLF/Holger ARNING, Das Ende des „Index der verbotenen Bücher“, in: York-Gothart MIX (Hg.), Kunstfreiheit und Zensur in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2014, S. 96–118.

14 Saccheri (1821–1894) war von 1870 bis 1872 Präfekt der Bibliotheca Casanatense und von 1872 bis 1889 Sekretär der Indexkongregation. Vgl. WOLF (Hg.), Prosopographie 1814–1917, S. 1290–1294.

15 Vgl. Hans PAARHAMMER, Sollicita ac provida. Neuordnung von Lehrbeanstandung und Bücherzensur in der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert, in: André GABRIELS/Heinrich REINHARDT (Hg.), Ministerium Justitiae. Festschrift für Heribert Heinemann, Essen 1985, S. 343–361; Hubert WOLF/Bernward SCHMIDT, „Sollicita ac provida“. Die Indexreform Benedikts XIV. (Römische Inquisition und Indexkongregation 13), Paderborn 2010, passim.

16 Vgl. zu den Verfahren und nicht indizierten Fällen die sogenannten Systematischen Repertorien der Grundlagenforschung: Hubert WOLF (Hg.), Systematisches Repertorium zur Buchzensur 1814–1917. Bd. 1: Indexkongregation; Bd. 2: Inquisition. Bearbeitet von Sabine Schratz, Jan Dirk Busemann und Andreas Pietsch, Paderborn 2005; DERS. (Hg.), Systematisches Repertorium zur Buchzensur 1701–1813. Bd. 1: Indexkongregation. Bearbeitet von Andreea Badea, Jan Dirk Busemann und Volker Dinkels, Bd. 2: Inquisition. Bearbeitet von Bruno Boute, Cecilia Cristellon und Volker Dinkels, Paderborn 2009; DERS. (Hg.), Systematisches Repertorium zur Buchzensur 1542–1700. Bd. 1: Indexkongregation. Bearbeitet von Andreea Badea, Thomas Brockmann, Judith Schepers, Bd. 2: Inquisition. Bearbeitet von Bruno Boute unter Mitarbeit von Gian Luca D’Errico, Andrea Katharina Ottens und Florian Warnsloh, Paderborn 2019 [im Druck].

17 Handschriftliches Gutachten Haringers für Saccheri vom 29. November 1885; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 407.

18 Vgl. WOLF/SCHMIDT, Indexreform.

19 Haringer an Saccheri vom 3. August 1886; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 406.

20 Haringer an Kraus vom 18. September 1885; Stadtbibliothek Trier, Nachlass Kraus, Heft „Haringer“.

21 Vgl. Hubert WOLF, Katholische Kirchengeschichte im „langen“ 19. Jahrhundert von 1789 bis 1918, in: Thomas KAUFMANN/Raymund KOTTJE/Bernd MOELLER/Hubert WOLF (Hg.), Ökumenische Kirchengeschichte. Bd. 3: Von der Französischen Revolution bis 1989, Darmstadt 2007, S. 91–177.

22 Handschriftliches Gutachten Haringers für Saccheri vom 29. November 1885; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 407. Danach das Folgende. Vgl. auch ACDF Index Diari 20 (1866–1889), fol. 298–304 (Einträge 1885/1886).

23 Reusch beschäftigt sich im ersten Band seines Werkes mit den Bücherverboten bis einschließlich des 16. Jahrhunderts. Hierbei geht er nicht nur ausführlich auf die römische Bücherzensur, die einschlägigen Bestimmungen, die verschiedenen römischen Indices und die verbotene Literatur selbst ein, sondern auch auf das Zensurwesen von Staaten und Universitäten.

24 Der zweite Band ist in zwei Halbbände unterteilt. Der erste deckt die Zeit bis Mitte des 18. Jahrhunderts ab, der zweite führt bis ins Jahr 1884. Auch hier werden nicht nur die römischen Indices behandelt. Die Kapiteleinteilung folgt zwar grob der chronologischen Reihenfolge, bündelt die indizierten Bücher und Autoren jedoch nach thematisch-inhaltlichen oder nationalen Kriterien.

25 Francescantonio ZACCARIA, Storia polemica delle proibizioni de’ libri … consecrata alla santità di nostro Signore Papa Pio Sesto felicemente regnante, Rom 1777.

26 Hugo HURTER, Nomenclator Literarius Theologiae Catholicae, Bd. 1–5/2, Innsbruck 1903–1913.

27 Gemeint sind die Schriften Account of Indexes, Prohibitory and Expurgatory, of the Church of Rome, London 1826; zweite Auflage unter dem Titel: The Literary Policy of the Church of Rome exhibited in an account of her damnatory Catalogues or Indexes, both prohibitory and expurgatory, London 21830; Index Librorum Prohibitorum a Sixto V. Papa, confectus et publicatus: at vero a successoribus ejus in sede Romana suppressus, edente Josepho MENDHAM, London 1835; An Index of Prohibited Books, by command of the present Pope, Gregory XVI. in 1835, being the latest specimen of the Literary Policy of the Church of Rome, London 1840/1848.

28 Vgl. Franz Xaver KRAUS, Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende, Trier 1872. 1882 wurde die zweite Auflage bei der Indexkongregation angezeigt. Haringer konnte die von jesuitischer Seite massiv betriebene Indizierung verhindern. Dabei dürfte für den Redemptoristen sein nicht ungewöhnlicher Antijesuitismus ausschlaggebend gewesen sein. Doch scheint sich in der Haltung Haringers damit auch eine Wende angebahnt zu haben. Vgl. Herman H. SCHWEDT, Das Indexverfahren zur „Kirchengeschichte“ von Franz X. Kraus. Die erste Phase von 1882 bis Mai 1884, in: Dominik BURKARD/Nicole PRIESCHING (Hg.), Katholiken im langen 19. Jahrhundert. Akteure – Kulturen – Mentalitäten. Festschrift für Otto Weiß, Regensburg 2014, S. 247–298.

29 Vgl. REUSCH, Index Bd. 1, S. 258–294; BUJANDA, Index de Rome 1557, S. 27 f.; insbesondere die Indices aus Löwen, Paris und Venedig dienten Rom als Fundgrube.

30 Vgl. BUJANDA, Index de Rome 1590, S. 192–267.

31 Vgl. Heribert RAAB, Apostolische Bücherkommissare in Frankfurt am Main, in: Historisches Jahrbuch 87 (1967), S. 326–354; sowie für die spätere Zeit: Rotraut BECKER, Die Berichte des kaiserlichen und apostolischen Bücherkommissars Ludwig von Hagen an die römische Kurie (1623–1649), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 51 (1971), S. 422–465; Franz Stephan PELGEN, Das Apostolische Bücherkommissariat unter Franz Xaver Anton von Scheben (1766–1769), in: Hubert WOLF (Hg.), Inquisition und Buchzensur im Zeitalter der Aufklärung (Römische Inquisition und Indexkongregation 16), Paderborn 2011, S. 245–262.

32 Vgl. Jyri HASECKER, Lukas Holste, in: Hubert WOLF (Hg.), Personen und Profile 1542–1700. Bearbeitet von Jyri Hasecker und Judith Schepers (Römische Inquisition und Indexkongregation. Grundlagenforschung 1542–1700), Paderborn 2019 [im Druck].

33 Die zweite Regel des Trienter Index bestimmte: „Von den Häresiarchen, das heißt von denjenigen, welche seit 1515 Ketzereien erfunden oder angestiftet haben oder Häupter oder Führer der Ketzer gewesen sind oder sind, wie Luther, Zwingli, Calvin, Balthasar Pacimontanus und Schwenckfeld und dergleichen, werden alle Bücher ohne Ausnahme verboten. Von den anderen Ketzern werden nur die ex professo über Religion handelnden Bücher ganz verboten.“ REUSCH, Index Bd. 1, S. 330. Vgl. auch HASECKER, Quellen, S. 187–192 und S. 452–456.

34 Vgl. dazu den wohl prominentesten Fall Heinrich Heine: WOLF, Index, S. 96–118; DERS./Wolfgang SCHOPF/Dominik BURKARD/Gisbert LEPPER (Hg.), Die Macht der Zensur. Heinrich Heine auf dem Index, Düsseldorf 1998.

35 De librorum expurgatione facienda et quis ordo servandus videtur; ACDF Index Protocolli (Prot) B, fol. 205–209. Zum Expurgationsprogramm vgl. Elisa REBELLATO, Art. Congregazione dell’Indice, in: Dizionario storico dell’Inquisizione 1 (2010), S. 386–388.

36 Vgl. Claus ARNOLD, Die Römische Zensur der Werke Cajetans und Contarinis (1558–1601). Grenzen der theologischen Konfessionalisierung (Römische Inquisition und Indexkongregation 10), Paderborn 2008.

37 Vgl. Franco MOTTA, Bellarmino. Una teologia politica della Controriforma, Brescia 2005.

38 ACDF Index Prot C, fol. 198ff. Vgl. Peter GODMAN, Weltliteratur auf dem Index. Die geheimen Gutachten des Vatikans. Unter Mitwirkung von Jens Brandt, Berlin 2001, S. 94–107; REUSCH, Index Bd. 1, S. 40 f.

39 Indicis Librorum expurgandorum in studiosorum gratiam confecti. Tomus Primus. In quo quinvaginta Auctorum Libri prae caeteris desiderati emendantur. Per Fr. Joannem Mariam Brasichellen Sacri Palatii Apostolici Magistrum in unum corpus redactus, et publicae commodiati aeditus, Rom 1607. Vgl. dazu auch Jyri HASECKER, Giovanni Maria Guanzelli da Brisighella (von), in: WOLF (Hg.), Personen und Profile.

40 Tatsächlich ist mit der zeitlich späteren Formel „donec corrigatur“ dasselbe gemeint, was der tridentinische Index mit „donec expurgatus fuerit“ meinte. Das ausgesprochene Verbot sollte nur so lange bestehen, bis die anstößigen Stellen korrigiert oder getilgt waren. Dies setzte jedoch die Bekanntgabe der Beanstandungen voraus. Vgl. dazu HASECKER, Quellen, S. 90, 107 und passim.

41 „Warum Caji Julii Caesaris … verboten worden [ist], weiß ich nicht.“ REUSCH, Index Bd. 2, S. 158.

42 Die Reformation verschärfte die mit der Erfindung des Buchdrucks entstandene Problematik der Einflussnahme durch Verbreitung von Schriften. Ohne die Verbreitung der vorwiegend deutschen Druckschriften Luthers ist die Reformation nicht zu verstehen. Sie war ein „Bücherereignis“ und bahnte sich durch Flugschriften, Bücher und Graphiken in kürzester Zeit ihren Weg. Es verwundert nicht, dass die katholische Hierarchie der unkontrollierten Verbreitung von gefährlichen Schriften die Hauptschuld an der Reformation und Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts gab. Die katholische Kirche musste reagieren. Gegenreformation wurde gezwungenermaßen zur Medienpolitik. Den ersten Schritt im Kampf um den Buchmarkt tat zwar nicht die Kirche, doch folgte man rasch dem staatlichen Vorbild. Vgl. Albrecht BEUTEL, Zensur im protestantischen Deutschland der Frühen Neuzeit, in: WOLF (Hg.), Inquisition und Buchzensur im Zeitalter der Aufklärung, S. 195–206; Volker REINHARDT, Luther der Ketzer. Rom und die Reformation, München 2016.

43 Reusch nennt Andreas Cratander, Bartholomäus Westhemerus, Johannes Oporinus, Nicolaus Brylinger, Thomas Platter und Thomas Wolfius in Basel, Petrus Brubachius in Frankfurt, Johannes Gerardus in Genf, Johannes Secerius in Hagenau, Crato Mylius, Johannes Hervagius, Johannes Knoblouchus sowie Johannes und Windelinus Rihelius in Straßburg, Joseph Klug in Wittenberg, Christophorus Froscoverus in Zürich sowie ohne Ortsangabe Johannes Aloysius Paschalis und Robert Stephanus. Vgl. REUSCH, Index Bd. 1, S. 266 f.

44 Vgl. Joanni Oecolampadii et Huldrychi Zwinglii Epistolae, Basel 1536. REUSCH, Index Bd. 1, S. 276 f. mit Aufzählung der Namen.

45 Vgl. Johannes COCHLAEUS, Commentaria de actis et scriptis Martini Lutheri, Mainz 1549. „Jo. Staupitius ist durch Paul IV. in den Index gekommen, weil Cochlaeus bei dem Jahre 1517 f. 3. ihn neben Luther als Gegner Tetzels erwähnt.“ „Aus Cochlaeus sind auch einige, die schon aus dem Venezianischen Index in die 1. Classe aufgenommen waren, unter einem anderen Namen nochmals hineingekommen“. REUSCH, Index Bd. 1, S. 279.

46 Reusch schildert ausführlich und mit Detailkenntnis den Hergang des Falles. Von besonderer Bedeutung ist, wie genau er selbst über „Geheimes“ Bescheid weiß, etwa über die Zusammensetzung der 1851 von Pius IX. einberufenen Prüfungskommission, deren Mitglieder (Di San Marzano, Tizzani, Secchi-Murro, Da Rignano, Gigli und Fazzini) er ebenso nennt wie die der später stattfindenden Konsultorensitzung. Vgl. Luciano MALUSA (Hg.), Antonio Rosmini e la Congregazione dell’Indice. Il decreto del 30 maggio 1849, la sua genesi ed i suoi echi, Stresa 1999; REUSCH, Index Bd. 2, S. 1135–1145.

47 Zum „Fall Hermes“ vgl. Herman H. SCHWEDT, Das römische Urteil über Georg Hermes (1775–1831). Ein Beitrag zur Geschichte der Inquisition im 19. Jahrhundert (Römische Quartalschrift Supplement 37), Rom 1980. Zu Anton Günther, seinem „Fall“ und dem „Güntherianismus“ vgl. DERS., Die Verurteilung der Werke Anton Günthers (1857), in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 101 (1990), S. 301–343; Hubert WOLF, Die Nonnen von Sant’Ambrogio. Eine wahre Geschichte, München 2013, S. 378–383.

48 Vgl. WOLF/SCHMIDT, Indexreform, S. 80–84 und passim.

49 Vgl. REUSCH, Index Bd. 1, S. 326.

50 Bereits der Index Pauls IV. hatte drei Klassen unterschieden. In die erste Gruppe gehörten Autoren, deren sämtliche Werke verboten waren. Die zweite Klasse beinhaltete Autoren, die mit einzelnen Werken indiziert waren. Die dritte Gruppe enthielt die Titel anonymer Werke. Diese Gliederung des Index blieb bis 1900 erhalten. Vgl. HASECKER, Quellen, S. 107.

51 REUSCH, Index Bd. 1, S. 273.

52 Literarische Rundschau 1884 (Nr. 8), S. 236–241.

53 Ebd., S. 239.

54 Ebd., S. 241. Vgl. auch REUSCH, Index Bd. 2, S. 1218.

55 So schrieb Haringer jedenfalls am 21. Dezember 1885 an den Präfekten der Indexkongregation Kardinal Bartolini; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 405. Vgl. auch ACDF Index Diari 20 (1866–1889), fol. 299.

56 Haringer an Saccheri vom 3. August 1886; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 406. Hilgers griff später auf dieses Argument zurück, um die „Unparteilichkeit“ des Index zu verteidigen. Er kam auch nach der leoninischen Indexreform auf etwa achtzig Jesuiten, die noch auf dem Index standen. Vgl. Joseph Hilgers, Der Index der verbotenen Bücher. In seiner neuen Fassung dargelegt und rechtlich-historisch gewürdigt, Freiburg i. Br. 1904, S. 138–141. Dass Indizierungen entgegen der Argumentation Hilgers sehr viel mit Parteilichkeit zu tun hatten, dafür gibt es jedoch viele Beispiele. Vgl. Reusch, Index Bd. 2, S. 434 f.

57 Haringer an Saccheri vom 3. August, 1886; ACDF Index AeD 1878–1885, Nr. 406.

58 Die undatierten „Notizie“ sind in zwei leicht variierenden Abschriften von der Hand Saccheris überliefert. Sie dürften aus den Jahren 1887/1888 stammen; ACDF Index Prot 134.

59 Frati (1841–1894) war seit 1882 Provinzial des Dominikanerordens der Provinz Rom und wurde 1886 zum Konsultor der Studienkongregation ernannt. Vgl. WOLF (Hg.), Prosopographie 1814–1917, S. 622–624.

60 Die Arbeit der Indexreformkommission findet sich in zwei voluminösen Sonderbän den dokumentiert, die in die Serie der „Protocolli“ eingeordnet wurden: Cicogniani, Correzione dell’Indice (Edizione Leonina). Correzione delle Formole; ACDF Index Prot 134; Cigogniani, Preparazione della Constituzione „Officiorum ac munerum“; ACDF Index Prot 135.

61 Sitzungsprotokoll vom 14. Juli 1892; ACDF Index Prot 134. Danach das Folgende.

62 Gedrucktes Protokoll des Congressus vom 12. März 1893; ACDF Index Prot 134.

63 Mazzella (1833–1900) wurde 1855 zum Priester geweiht und trat 1857 bei den Jesuiten ein. Seit 1878 Theologieprofessor an der Gregoriana in Rom, wurde er 1885 Konsultor des Heiligen Offiziums, 1886 Kardinal, 1887 bis 1889 Mitglied der Indexkongregation, 1889 bis 1893 deren Präfekt, 1887 bis 1900 Mitglied des Heiligen Offiziums. Vgl. WOLF (Hg.), Prosopographie 1814–1917, S. 978–981.

64 Zu Miller (1842–1906) vgl. die freundliche Auskunft der Erzabtei Beuron (P. Theodor Hogg OSB) vom 8. Dezember 1999 und der Primatialabtei Sant’Anselmo (P. Christophe Chapuis OSB) vom 14. Dezember 1999.

65 Zu Scheer (1830–1907) vgl. Jean MALGET, Jean Joseph Koppes. Bischof von Luxemburg 1883–1918. Ein Beitrag zur Bischofswahl, o. O. 1984, S. 35.

66 Ehrle (1845–1934) lehrte später Paläographie am Päpstlichen Bibelinstitut, wurde 1921 Professor für Geschichte der Scholastik an der Gregoriana und 1922 zum Kardinal ernannt. 1929 erhielt er den Titel „Bibliothekar und Archivar der Römischen Kirche“. Vgl. Wilhelm BAUTZ, Art. Ehrle, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 1 (1975), Sp. 1472 f.; August HAGEN, Franz Ehrle 1845–1934, in: DERS., Gestalten aus dem schwäbischen Katholizismus, Bd. 2, Stuttgart 1950, S. 381–411.

67 Obwohl Ehrles Mitarbeit bei der Revision des Index geheim gehalten wurde, tauchte sein Name in Besprechungen des neuen Index für die „Deutschen Stimmen“ und die „Münchener Allgemeine Zeitung“ auf. Verfasser war der in Rom lebende Dr. Maximilian Claar, der Ehrle einen „Konsultator“ der Indexkongregation für deutsche Bücher nannte. HILGERS, Index, S. 177 f. Anm. 2, dementierte dies.

68 Literarische Rundschau 1884 (Nr. 8), S. 240.

69 Esser (1850–1926), sollte im Januar 1900 Sekretär der Indexkongregation werden. Vgl. WOLF (Hg.), Prosopographie 1814–1917, S. 527–530.

70 Cicognani (1835–1899) trat 1852 in Faenza in den Dominikanerorden ein und wurde 1858 in Bologna zum Priester geweiht. Seit 1877 war er Konsultor der Indexkongregation, 1885 bis 1895 Generalprokurator des Dominikanerordens in Rom, seit März 1894 Sekretär der Indexkongregation. Vgl. WOLF (Hg.), Prosopographie 1814–1917, S. 319–322.

71 Relazione sulla riforma e correzione dell’Indice dei Libri proibiti agli Eminentissimi Cardinali nella Congregazione Generale vom 6. Dezember 1895; ACDF Index Prot 134. Danach das Folgende.

72 Hilgers (1858–1918) studierte am Germanikum in Rom, trat 1883 nach der Priesterweihe in den Jesuitenorden ein. Vgl. Friedrich Wilhelm BAUTZ, Art. Hilgers, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 859–860.

73 Cicognani schlug Giacomo Poletto (1840–1914), Francesco Zanotto (1839–1929) und Teofilo Domenichelli (1855–1936) vor.

74 Relazione sulla Riforma e Correzione dell’Indice vom 14. Oktober 1896; ACDF Index Prot 134, Nr. 3.

75 Albers (1866–1941) wurde nach dem Studium in Sant’Anselmo und Bonn 1892 zum Priester geweiht. Albers publizierte mehrfach zur Geschichte des Benediktinerordens. Vgl. Josef HEMMERLE, Art. Albers, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 125, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137150407.html#ndbcontent (letzter Zugriff 02.07.2019).

76 Questionario mit 30 bibliographischen Fragen vom 4. Februar 1897; ACDF Index Prot 134, Nr. 4.

77 Anhang A 3; ACDF Index Prot 134, Nr. 10. Danach das Folgende.

78 Vgl. Eintrag vom 26. Februar 1587; ACDF Index Diari 1 (1571–1606).

79 Manrique (geb. 1573) trat in Piedrahíta (bei Ávila) in den Dominikanerorden ein, war 1553 bis 1561 Generalprokurator des Ordens in Rom und seit 1560 Magister Sacri Palatii. Vgl. Jyri HASECKER, Tomás Manrique, in: WOLF (Hg.), Personen und Profile.

80 Ehrle zitiert ACDF Index Prot 1, Nr. 53.

81 Dort hieß es: „Alle Bücher, welche vor dem J. 1515 von Päpsten oder allgemeinen Concilien verdammt worden sind und nicht in diesem Index stehen, sollen als in derselben Weise verdammt angesehen werden, wie sie früher verdammt worden sind.“ REUSCH, Index Bd. 1, S. 330. Vgl. auch HASECKER, Quellen, S. 187–192 und S. 452–456.

82 Anhang B 1; ACDF Index Prot 134, Nr. 11.

83 Anhang B 2 „Registrum Actorum et Decretorum SC. Ind.“ beginnend mit dem 26. Oktober 1580; ACDF Index Prot 134, Nr. 12.

84 Anhang C; ACDF Index Prot 134, Nr. 13/14.

85 Vgl. HASECKER, Quellen, S. 148–151 (Einordnung) S. 269–280 (Edition) und S. 512–521 (Übersetzung). Der Text wurde in allen nachfolgenden Indices abgedruckt.

86 Preparazione della Constituzione „Officiorum ac Munerum“. Dubii sulla medesima; ACDF Index Prot 135.

87 Index librorum prohibitorum Sanctissimi D.N. Leonis XIII iussu et auctoritate recognitus ed editus praemittuntur Constitutiones Apostolicae de examine et prohibitione librorum, Rom 1900.

88 Das Anliegen Hilgers ist apologetischer Natur. Der neue Index, ein Reformwerk, soll das verlorengegangene Ansehen der kirchlichen Bücherzensur wiederherstellen und deren „höhere Wertschätzung“ fördern (vgl. HILGERS, Index, Vorwort S. VIII). Für das historische Arbeiten taugt der „Hilgers“ oft wenig, weil ihm der schlanke Index Leos XIII. zugrunde liegt.

89 Ebd., S. 206 als Resümee zum Kapitel „Der Index und die Jesuiten“

Der Index der verbotenen Bücher. Bd.1

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