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Wie eine ungezogene Schülerin, deren respektloses Verhalten ihr einen Rapport beim Direktor eingebracht hat, sitzt Rosis Mutter Berta in sich zusammengesunken und wie versteinert auf der Couch in der Wohnung ihrer Nachbarn. Die Nachbarn, die Rosi bereits zum x-ten Mal den Hergang im Detail erzählen, sind fest entschlossen, die Tochter nicht ohne die Mutter ziehen zu lassen.

„Sie hat in ihrer Verwirrtheit vergessen, den Gashahn zuzudrehen! Was da passieren hätte können! Ihre Frau Mutter kann unmöglich allein leben! Stellen Sie sich vor, wenn sie aus dem Fenster stürzt oder einen Fremden in die Wohnung lässt, der sie niederschlägt? Da wär das Gas gerade noch die einfachste Art zu sterben.“

Die Leute protestieren lautstark, um Rosi von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Mutter mitnehmen zu müssen. Und auch wenn sie keinen plausiblen Grund erkennen kann, weshalb ihre Mutter so plötzlich aus dem Fenster stürzen oder von einem Fremden erschlagen werden sollte, nur weil sie einmal vergessen hat, den Gashahn abzudrehen, hat der Samen der Sorge begonnen zu keimen und hinterlässt in ihr das zarte Pflänzchen eines mulmigen Gefühls.

„Sie müssen sie unbedingt noch heute mitnehmen, Ihre Frau Mutter. Unbedingt!“, insistieren die Nachbarn mit Nachdruck, so als würde es sich bei der Mutter um ein Sonderangebot handeln, das nur noch heute zu haben sei. Rosi fragt sich ernsthaft, ob sie eine so kaltherzige Tochter sei, wie es aus dem Mund der Nachbarn klingt. Aber nachdem sie für Berta keine bessere Lösung anzubieten hat, verlassen die beiden Frauen tatsächlich gemeinsam mit einem kleinen Koffer die Wohnung der Nachbarn.

„Ich werde schon ein Plätzchen für dich finden“, erklärt sie noch im Stiegenhaus ihrer Mutter, und meint damit aber eigentlich: „Ich weiß nicht, wie ich das auch noch stemmen soll.“

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