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Eigentlich bewerkstelligt die elektronische Registrierkassa die Abrechnung selbstständig. Eine Tastenkombination als Anweisung genügt und die Maschine spuckt schwarz auf weiß das Resultat eines ganzen Monats aus. Und doch kontrolliert Rosi Neuhauser die computerisierte Datenverarbeitungsmaschine so, als wäre sie eine Mitarbeiterin, der man Ungenauigkeit und Nachlässigkeit zutrauen müsste. Gedanklich geht sie die Zahlenreihen Zeile für Zeile durch, in der ungewissen Annahme, dass sich ein vermeintlicher Fehler eingeschlichen haben könnte. Das Ergebnis ernüchtert die fünfzigjährige Geschäftsfrau jedes Mal aufs Gröbste. Denn nach Abzug aller Kosten bleibt ihr gerade so viel, dass sie ohne unerwartete Ausgaben über die Runden kommt.

Vor zehn Jahren hat sie nach einer kleinen Erbschaft das Stop & Go von dem Vorbesitzer übernommen, der das Ding, wie er es nannte, nach fünfunddreißig Jahren täglicher Arbeit krankheitshalber aufgeben musste. Für Rosi war es so etwas wie ein Neuanfang, eine Herausforderung, selbstständig auf eigenen Beinen zu stehen. Eine Herausforderung und zugleich ein Beweis sich selbst gegenüber, etwas aus eigener Kraft zu schaffen.

Der Mineralölkonzern Petrochemie AG International, der nicht nur den Treibstoff liefert, sondern auch die bauliche Ausstattung zur Verfügung gestellt hat, hat sich anfangs großzügig erwiesen und ist ihr finanziell stark entgegengekommen, sodass die unerschrockene Jungunternehmerin die nach Wagenfett und Treibstoff miefende Tankstelle mit Reparaturservice zu einem gemütlichen, kleinen Bistro-Café umgestalten konnte. Nie wird sie das Bild vergessen, als sie zum ersten Mal den Fuß in das Stop & Go gesetzt hat. Wie heruntergekommen und schmutzig die wenigen Räume waren. Aber in Rosis bildlicher Vorstellung haben die Räumlichkeiten bereits die heutige Gestalt angenommen und mit jedem Kübel Farbe wurden sie ein Teil von ihr. Ein Ort, an dem es am Morgen nach eben aufgebackenen Semmeln und heißem Kaffee duftet, zu Mittag neben kleinen Snacks eine frisch gekochte Speise serviert wird und abends mit einer vorzüglichen italienischen Pasta wie auch ein paar Antipasti aufgewartet wird.

Das Stop & Go liegt wie eine Insel in einem Archipel von Straßen. Von allen Seiten fahren Fahrzeuge zu und ab, während Zebrastreifen in die vier Himmelsrichtungen das vom Verkehr umspülte Eiland mit dem Festland verbinden. Mit seinen ausgedehnten Öffnungszeiten lädt das Bistro großzügig zum Kommen und Bleiben ein, großzügiger als manche karitative Notschlafstelle. Es ist ein Ort, an dem jede soziale Schicht, jeder Stand, jedes Geschlecht, jede Hautfarbe, jede Religionszugehörigkeit, jede politische Ideologie willkommen sind.

Seit einiger Zeit jedoch hinterlässt ein zermürbender Verschleiß an der Tankanlage überall dort seine Spuren, wo Rosi nicht umgehend Hand anlegt, und er erhöht von heute auf morgen die monatlichen Ausgaben, sodass sie, dringend nach einer Lösung suchend, ein jüngst zugespieltes Angebot nicht mehr lange ausschlagen wird können. Dabei ist es nicht nur das, was ihr schlaflose Nächte bereitet.

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