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«GASOLINA»

Kapitel 9

Vazio, das so viel bedeutet wie leer, zeigt die Tankanzeige im Sportcoupé von Amadé an. Der Zeiger der Tankuhr befindet sich schon ein paar Millimeter unterhalb der Markierung.

«Shit, fucking Shit!», flucht er vor sich her.

Ungestüm verärgert schlägt er dabei mehrmals so wuchtig aufs Lenkrad, sodass sich die Abdeckung der Hupe löst und ihm direkt ins Gesicht springt. Wutentbrannt nimmt er den Teil, noch während der Fahrt wirft er ihn aus dem Fenster. Im gleichen Moment fährt er an einer Hinweistafel vorbei, an der die nächste Tankstelle in einer Entfernung von fünf Meilen angekündigt wird. Amadé sieht nochmals auf die Armatur, die Tanknadel steht unter Vazio. Er hat freie Fahrt, unverdrossen bleibt er voll am Gas stehen, um die Tankstelle gegebenenfalls mit dem letzten Schwung auf dem Freeway 101 Rod Rio Santos in «Barra Grande» zu erreichen. In dieser ruralen Gegend herrscht nicht viel Tourismus. Mit keinem einzigen Real in der Tasche, aber mit einem infamen Plan erreicht er nach einigen Minuten sein Ziel. Die angekündigte Tankstelle befindet sich schon in Sichtweite. Knapp hundert Meter vor der Einfahrt geht der Sprit gänzlich zur Neige. Das gelbe Sportcoupé rollt, respektive ruckelt die letzten Meter langsam mühselig in die Einfahrt. Niemand hat dies wahrgenommen. Amadé schafft es bis direkt an die Zapfsäule mit der Nummer fünf. Im Fahrzeug verharrend wartet er wie eine Schlange, bis sich ein geeignetes Opfer nähert. Gerade als er sich den Rückspiegel für mehr Überblick zurechtrückt, fährt ein nagelneuer lemongrüner Pickup VW Saveiro, mit einem Surfboard auf der Ladefläche montiert in die Tankstelle ein. Die Lenkerin, eine hübsche junge Frau, bleibt an der Zapfsäule Nummer sechs, direkt hinter dem VW SP2 stehen. Besser kann es gar nicht laufen, denkt Amadé. Gewieft und abgebrüht steigt er sofort aus. Eine fabelhafte Gelegenheit die Situation der vermeintlichen Glaubwürdigkeit, welche sein Mechaniker Outfit bietet zu nützen.

Amadé steigt unbemerkt aus seinem Wagen, schnell begibt er sich zu dem Pickup und öffnet der jungen Señorita die Fahrertüre. Er gibt sich sofort als zuvorkommender Tankwart aus, indem er sie, in freundlicher Manier wortgewandt überrumpelt:

«Olá, (Hallo) schöne Frau. Ein guter Tag zum

Surfen. Da wollen wir gleich schnell auftanken,

damit die Reise schnell weiter geht. Die Wellen

warten schon. Vielleicht noch ein Snack aus dem

Shop? Ich kümmere mich und den schönen Wagen!»

«Obrigardo, (Dankeschön). Ja, bitte volltanken,

die Schlüssel stecken, der Tank ist rechts neben

der Beifahrertüre.», antwortet sie freundlich. Dann geht sie, überrascht von dem Service gut gelaunt in den Shop.

Schnell nimmt Amadé den Zapfhahn und tankt seinen VW SP2 voll. Als er beobachtete, dass die junge Dame nicht im Shop verweilte, sondern nur den Schlüssel für die Toilette holte und danach wieder zu ihrem Fahrzeug kommt, tut er so, als hätte er den VW Saveiro bereits aufgetankt. Währenddessen reinigt er noch die Windschutzscheibe und kassiert 290 Real. Die junge Dame übergibt ihm 300 Real. Amadé bedankt sich. Er ist der Señorita noch beim Einsteigen behilflich. Im Anschluss steigt er umsichtig ruhig in sein Sportcoupé und fährt unauffällig, ohne Hast los. Euphorisch über den gelungenen Coup verfällt er in einen selbstgefälligen Lachanfall. Mit vollem Tank rast er am Freeway 101 in Richtung Caraguatatuba. Etwas verwundert sieht ihm die junge Dame nach. Als sie bemerkt, dass ihr die Fahrzeugschlüssel fehlen, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Ihr ist sofort bewusst, einem Betrug und Diebstahl aufgesessen zu sein. Sofort läuft sie in den Tankshop und meldet den Vorfall. Der echte Tankwart verständigt darauffolgend gleich die Polícia Militar.

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