Читать книгу OPPORTUNITY - The power of resistance - Gabriele André - Страница 8
Оглавление«PRIVAT STUDIO»
Kapitel 2
In der europäischen Zeitzone, im gleichen Augenblick setzt an diesem frühen März Tag, im 16. Arrondissement von Paris, der Regen ein. Wie in Strömen fällt der morgendliche Regen herab. Der starke Niederschlag hat den integren, Archäologen Dr. Stanley Auburn in seiner Dachwohnung geweckt. Der Mittvierziger blickt verschlafen auf die Uhr, sie zeigt, es ist 6:15 Uhr. Er zieht seinen weichen braunen Bademantel über, öffnet die Terrassentür und blickt auf die Rue Benjamin Franklin im noblen Stadtteil Passy, herab. Die Luft ist kühl. Stanley liebt Regen. Um sich kurz zu erfrischen, frönt er diesem. Herrlich denkt er, eine echt wahre Erfrischung nach der langen Nacht. Der Niederschlag geht allmählich in Sprühregen über. Zurück in der Wohnung frottiert er sich seine nassen leicht gelockten Haare im Badezimmer und lässt sich ein Entspannungsbad mit Eukalyptus ein. Er liebt diese Art von Bädern. Den feuchten Bademantel hängt er über die Handtuchheizung. Noch leicht müde vom gestrigen Limeskongress in Wien, stellt er sich mit seinem alten Aluminium Mokka-Kocher einen Kaffee auf. Der Kongress war äußerst erfolgreich, Stanley hat einen weiteren Sponsor und Auftraggeber für seine bevorstehende Afrika-Expedition kennengelernt und gleich gewonnen.
Dieser Archäologiekongress beschäftigt sich vornehmlich mit der provinzialrömischen Archäologie. Wo Archäologen aus der ganzen Welt, Naturwissenschaftler, Althistoriker, Bauforscher und interessierte Auftraggeber zusammentreffen. Stanley liebt seine Arbeit. Sie erfüllt ihn. Er ist sehr belesen. Bei seinen Kollegen beliebt, wird er als überaus engagiert und kompetent angesehen. Archäologie war schon immer seine Leidenschaft, er forschte schon in früher Kindheit und zeigte leidenschaftliches Interesse an der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Seine Eltern verwirklichten den Traum. Er hat noch viel vor. Seine Ziele zu erreichen steht für ihn dermaßen im Vordergrund, sodass er sich vor dem Kongress von seiner langjährigen Freundin, einvernehmlich trennte. Wohl ist ihm dabei ebenso nicht, wie Corina. Stanley hat enorme Bindungsängste. Jedoch fehlt ihm Corina trotz allem sehr.
Sie ist eine treue Seele. Eine echt tolle Frau. Stanley weiß, dass sie ihn irrsinnig liebt und den Wunsch nach Familie hat. Die hübsche mondäne Corina Brandt kommt aus Deutschland. Seit Jahren betreibt sie erfolgreich investigativen Journalismus. In den vergangenen Jahren arbeiteten sie sogar mehrmals über Auftrag mit dem FBI zusammen. Sie ist in ihrer Branche bekannt und begehrt.
Während sich das schokoladig nussige Aroma des importierten brasilianischen Kaffee Caboclo ausbreitet, geht Stanley in sein Studio und fährt die beiden Computer hoch. Endlich ist es soweit, der Kaffee ist fertig. Schwarz ohne Zucker schenkt er ihn ein, nach dem ersten Schluck spricht er zu sich:
«Das ist ein Kaffee, herrlich. Ich muss mir
unbedingt einen Vorrat für Afrika anlegen.»
Jeden Monat bestellt er immer den gleichen Kaffee im Internet. Um ja nicht zu vergessen, flitzt er nur mit einem Handtuch bekleidet noch schnell in sein Studio, ruft die Amazon Seite seiner Bestellung auf und bestellt. Dann schenkt er sich noch Kaffee nach und nimmt ihn mit ins Bad. Endlich, die lang ersehnte Entspannung. Er steigt in die Wanne, der Duft des Eukalyptus breitet sich aus. Ruhig lehnt er sich zurück, nimmt einen Schluck vom Kaffee und genießt. Im Gedanken lässt er nochmals die Schwerpunkte des Kongresses Revue passieren. Mit Freude denkt er über die bevorstehende Expedition in Afrika nach. In zwei Wochen ist es soweit. Er weiß das diese abenteuerliche Reise länger als ein halbes Jahr andauern kann. Diesbezüglich denkt er, habe er die einzig richtige Entscheidung getroffen sich von Corina zu trennen. Er liebt sie sehr, jedoch will er seine Karriere weiter ausbauen und ihrem Glück nicht im Wege stehen. Es ist Lebenszeit, die man in viele Dinge investiert und man sollte sie einer anderen Person nicht stehlen, wenn man mit sich selbst noch nicht einig ist, wo die Reise hingeht. Wehmütig denkt er, vielleicht ist nach der Expedition doch alles anders und er hat auch das Verlangen bodenständiger zu werden. Zumindest lebt die Chance, ist er sich sicher. Die Entscheidung ist ihm wahrlich nicht leichtgefallen. Stanley hat ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und möchte niemand Schaden. Denn was, wenn etwas schief geht? Expeditionen sind immer gefährlich, vor allem diese, mitten im Dschungel. Stanley selbst hat weniger Angst, er ist gut ausgebildet. Nach dem Studium in Amerika hat er sich zwei Jahre zu den Navy Seals verpflichtet. Die Ausbildung möchte er nicht missen, sie kommt ihm immer wieder zu Gute. Aber er ist sich bewusst, dass immer ein unkalkulierbares Restrisiko bei solchen Abenteuern besteht. Er möchte Corina in der Blüte ihres Lebens, mit ihren 28 Jahren, nicht vielleicht zur Witwe machen. Sein Entschluss steht, er ist sich sicher.
«Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken
ohne Ende.», flüstert er vor sich her, während er sich mit seiner brasilianischen Lieblingsseife Phepo einseift. Stanley wäscht sich ab, lehnt sich noch ein paar Minuten zurück und trinkt langsam seinen Kaffee. Die Selbstreflexion im entspannten Bad, tut ihm gut. Frisch und mit einem neuen Wohlbefinden steigt er aus der Wanne. Nach der morgendlichen Rasur geht er in die Küche und schenkt sich noch eine Tasse Kaffee nach. Heute hat er tagsüber keine Termine und kann an einem seiner begehrten Fachbücher weiterarbeiten. Am Abend steht eine Verabredung, ein lang geplantes Dinner im «Lapérouse», mit seinem besten Freund DDr. Werner Wideschy am Programm. Stanley freut sich schon darauf. Noch während er im Gedanken alles durchgeht, hört er das Signal einer Mailnachricht. Stanley geht in sein Studio, setzt sich zum PC und fragt die Mails ab. Eine Nachricht von Dr. Will Boomer, er schreibt: «Hallo du Umtriebiger, wie ich hörte, war der Kongress ein ganzer Erfolg und du hast wie immer brilliert, teilten mir Kollegen mit. Gratuliere. Ich bin mit meiner neuen Maschine unterwegs, vor zwei Tagen habe ich die Zulassung bekommen. Wenn ich mit meiner Arbeit in Brasilien fertig bin, fliege ich am kommenden Wochenende nach Los Angeles. Unser Büro ist fertig, ich habe den Mietvertrag vorerst für fünf Jahre gezeichnet. Eine Verlängerung ist jederzeit möglich. Ich denke, dies wirst dann du selbst entscheiden. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit, wenn wir uns nach deiner Afrika-Expedition in LA. sehen. Halt ich am Laufenden. Alles Gute, dein Freund und Partner, liebe Grüße Will.»
Stanley, freut sich über die netten Zeilen. Er antwortet mit dem euphorischen Gefühl die richtige Entscheidung für seinen bevorstehenden Weg getroffen zu haben.