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Woher der Ballhausplatz seinen Namen hat Bundeskanzleramt, Ballhausplatz 2

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Ein mittelalterliches Kloster musste nicht ausschließlich ein Ort frommer Kontemplation sein, sondern konnte zuweilen zum Schauplatz recht irdischer Vergnügungen werden. Ab dem 12. Jahrhundert ist dokumentiert, dass sich französische Mönche in den Kreuzgängen ihrer Abteien damit zerstreuten, einen kleinen Lederball mit den Innenseiten ihrer Hände hin und her zu schlagen. Dieses Spiel – französisch jeu de paume (paume, frz. Handfläche) – wurde bald auch außerhalb von Klostermauern populär, ob in Italien, Spanien, auf den britischen Inseln oder in den deutschen Ländern. Statt mit den allenfalls durch einen Handschuh geschützten Handflächen spielte man es schließlich mit netzbespannten, hölzernen Schlägern: Tennis war, zumindest in seiner Urform, erfunden.

Spätestens um 1500 entstanden in ganz Europa »Ballhäuser« in der Nähe der Adelsresidenzen, denn kaum ein Fürst wollte auf diese beliebte Körperertüchtigung mehr verzichten. Neben der Jagd, dem Reiten, dem Schießen und dem Fechten wurde es als galanter, der Aristokratie zustehender Sport geschätzt. Selbst namhafte Ärzte empfahlen ihn: Das Ballspiel trainiere die Aufmerksamkeit, sorge für einen wachen Geist und sei der Gesundheit förderlich. Darüber hinaus betonte man auch seine pädagogische Funktion. Es sei geeignet, junge Männer »von allerhandt müssiggang, spilen umb geldt, sauffen und anderen nichtswirdigen unordnungen« abzuhalten, wie Landgraf Moritz von Hessen-Kassel 1605 vermerkte. Selbst hohe kirchliche Würdenträger waren sich nicht zu vornehm, das jeu de paume (oder gioco di palla, wie es auf Italienisch hieß) mit großem Vergnügen zu spielen, und bei Staatsbesuchen lieferten sich selbst Könige hitzige Turniere gegeneinander.

Um das Jahr 1520 ließ auch der junge Erzherzog Ferdinand (der spätere Kaiser Ferdinand I.) neben der Hofburg ein erstes Ballhaus errichten, direkt hinter dem alten »Cillierhof«, der heutigen Amalienburg. Nachdem es 1525 einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer gefallen war, wurde es auf der anderen Seite der Hofburg, am Michaelerplatz, neu errichtet. Unter Maria Theresia gestaltete man es Anfang der 1740er-Jahre zum (alten) Burgtheater um, so wie damals fast alle Ballhäuser Europas entweder abgerissen oder in Theatersäle umfunktioniert wurden.

War das gioco di palla also längst nicht mehr so populär wie einst, wollte man dennoch nicht gänzlich darauf verzichten. An seinem ursprünglichen Platz wurde deshalb ein neues Ballhaus errichtet. Mittlerweile stand zwischen Amalienburg und Minoritenkloster das Kaiserspital, in dessen offenen Hof man es einfügte. Als dieses Gebäude wenige Jahre später teilweise abgerissen wurde, blieb das Ballhaus bestehen, erst 1903 wurde es (gemeinsam mit den Resten des Kaiserspitals) demoliert.


Das 1888 demolierte Burgtheater am Michaelerplatz stand bis zur Zeit Maria Theresias als Ballhaus in Verwendung.

Längst hatte man dort nicht mehr das gioco di palla gespielt, es wurde im 19. Jahrhundert unter anderem als Depot des Kunstgewerbemuseums genutzt und diente schließlich den berühmten Architekten Semper und Hasenauer als Büro während des Baus der Hofmuseen.

Der Name Ballhausplatz erinnert aber noch heute an die sportliche Unterhaltung von einst, wenngleich er seit dem 18. Jahrhundert in erster Linie mit der hohen Politik assoziiert wird.

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