Читать книгу Das gibt's nur bei uns - Georg Markus - Страница 18

Wie der »Walzerkönig« Sachse wurde Das Haus Coburg in der Anekdote

Оглавление

Das erwähnte Duell zwischen Philipp Coburg und Géza Mattachich fand am 18. Februar 1898 in einer Reithalle in der Wiener Ungargasse statt. Die Fehde begann laut Zeitungsberichten mit zweimalig missglücktem Pistolenschusswechsel, danach ging es mit Säbeln weiter, wobei Philipp am Unterarm erheblich verletzt wurde. Kaiser Franz Joseph erwies dem verwundeten Coburger am 11. März 1898 in seinem Palais die Ehre und berichtete Katharina Schratt in einem Brief: »Ich besuchte auch den armen Philipp, der doch recht schwer verwundet ist und den Arm in der Schlinge tragt. Er ist durch alle Schweinereien seiner Frau sehr gedrückt und hat den Scheidungsprozess bereits eingeleitet.«

Aristokraten waren – ebenso wie Offiziere, Akademiker und Studenten – in der Monarchie verpflichtet, einen Kontrahenten, selbst im Falle einer geringfügigen Meinungsverschiedenheit, zum Duell zu fordern. Das Eigenartige war, dass es neben dieser Verpflichtung ein gleichzeitiges gesetzliches Verbot des Zweikampfs gab. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1895 zeigt auf, dass sich zwischen 1880 und 1893 rund 2500 Österreicher im Zuge eines »Ehrenhandels« gegenüberstanden. Fast ein Drittel der Duellfälle endete tödlich.

Der Einfluss der Familie Sachsen-Coburg und Gotha erstreckte sich durch geschickte Heiratspolitik über halb Europa, wobei die »österreichischen« Coburger in der Donaumonarchie durch ihren sagenhaften Reichtum eine bestimmende Rolle spielten. Ihr Palais an der Seilerstätte wurde als das »Zweite Haus von Wien« bezeichnet, da nur die Hofburg im Rang höher stand.

•Der durch seine Eheprobleme mit der belgischen Königstochter Louise und als Mayerling-Jagdgast seines Schwagers, Kronprinz Rudolf, zu trauriger Berühmtheit gelangte Prinz Philipp war von 1881 bis 1921 Chef des österreichischen Zweigs der Dynastie.

•Der ebenfalls dem Wiener Haus Coburg entstammende Prinz Ferdinand war von 1908 bis 1918 König von Bulgarien. Sein Briefverkehr mit der Schauspielerin Katharina Schratt dokumentiert, dass er mit der Freundin des Kaisers eine mehrjährige Affäre hatte, weshalb Franz Joseph immer sehr eifersüchtig auf »den Bulgaren« reagierte.

•Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war der Ehemann der englischen Königin Victoria.

•Herzog Ernst II. regierte von 1844 bis 1893 als Oberhaupt der Familie im kleinen Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. In dieser Funktion sollte er für Österreichs »Walzerkönig« eine bedeutsame Rolle spielen.

Johann Strauß heiratete im Juni 1878, nur sieben Wochen nach dem Tod seiner ersten Frau Henriette »Jetty« Treffz1, die um 25 Jahre jüngere Schauspielerin Angelika »Lily« Dittrich – doch die Ehe zerbrach innerhalb kürzester Zeit. Da eine Scheidung im katholischen Österreich nicht möglich war, der Walzerkönig aber mittlerweile die verwitwete Adele Strauss geborene Deutsch kennen- und lieben gelernt hatte, suchte er verzweifelt nach einem Ausweg, um die neue Beziehung legalisieren zu können. So wollte er die Ehe mit Lily zunächst durch Papst Leo XIII. annullieren lassen, der ihm diesen Wunsch jedoch abschlug.

Nun nahm Johann Strauß seine guten Beziehungen zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha auf: Prinz Leopold von Coburg2 hatte in den 1850er-Jahren eine Liaison mit der bürgerlichen Wienerin Constanze Geiger, die ihm ein Kind schenkte. Statt wie andere »Skandal« zu schreien, setzte Johann Strauß ein Zeichen, als er 1861 den von ihm komponierten Grillenbanner-Walzer »Seiner Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha« widmete. Später heiratete Prinz Leopold, gegen das Coburg’sche Hausgesetz verstoßend, die Mutter seines Kindes, was vom Familienoberhaupt, Herzog Ernst II., stillschweigend toleriert wurde.

Als nun Johann Strauß vor seinem eigenen Eheproblem stand, wandte er sich an denselben Herzog Ernst II. Selbst Vater von drei unehelichen Kindern und ein großer Verehrer des Walzerkönigs, zeigte der Herzog Verständnis und stimmte einer Scheidung und Wiederverheiratung des Komponisten im Herzogtum Coburg zu. Allerdings dauerte der Vorgang mehrere Jahre, in denen Johann Strauß seine Geliebte bei gesellschaftlichen Anlässen zwar ruhigen Gewissens als »Frau Strauss« vorstellen konnte, da sie – durch ihre frühere Ehe – zufällig wirklich so hieß. Aber das war natürlich kein Dauerzustand.

Und so legte der wienerischste aller Komponisten im Frühjahr 1886 seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück und nahm die des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha an. Er musste auch aus der römisch-katholischen Kirche austreten und Protestant werden. Nach einem weiteren Jahr trennte Herzog Ernst II. die Ehe von Johann Strauß und Angelika Dittrich »dem Bande nach«. Worauf der Walzerkönig seine Adele endlich – wiederum in Coburg – heiraten konnte.

1 Siehe auch Seiten 160–170

2 Leopold Franz von Sachsen-Coburg und Gotha, 1824–1884

Das gibt's nur bei uns

Подняться наверх