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Mordanschlag aus Liebe Das Säureattentat auf den Prinzen Leopold von Coburg

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Man ist geneigt anzunehmen, dass das Schicksal den Wiener Zweig der Familie Coburg nicht härter hätte treffen können als mit der Affäre um Louise und Philipp. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Und zwar schon in der nächsten Generation, als die Beziehung ihres einzigen Sohnes mit einer Schauspielerin in einer Katastrophe endete, die vielfach mit dem Drama von Mayerling verglichen wurde. Mit umgekehrten Vorzeichen: Diesmal war es die Geliebte, die zur Schusswaffe griff.

Es sollte noch viel schlimmer kommen

Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, 1878–1916

Kamilla Rybicka, Schauspielerin, 1886–1915

Der 29-jährige Prinz Leopold von Sachsen-Coburg, ein überaus gebildeter Mann, der sich im Besonderen mit Geschichte, Archäologie und Zoologie beschäftigte, hatte sich 1907 unsterblich in die 21-jährige Schauspielerin Kamilla Rybicka, Tochter des Wiener Polizeiregierungsund späteren Hofrats Emmerich Rybicka, verliebt. Sie zählte, laut einer Umfrage des Neuen Wiener Tagblatts, zu den schönsten Mädchen der Stadt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Aristokraten, die morganatische Beziehungen eingingen, verbrachte Leopold mit der Geliebten nicht nur intime Stunden, sondern lebte seine Amour fou in aller Öffentlichkeit aus. So nahm er die Schauspielerin, die auch unter dem Namen Lotte Gregowicz auftrat, jeden Sonntag in die Augustinerkirche mit, in der Wiens Aristokratie inklusive Kaiserhaus die Messe besuchte. Nicht genug damit, bereiste Leo, wie der Prinz von seiner Familie und von Freunden genannt wurde, mit Kamilla die Kur-und Badeorte der österreichisch-ungarischen Monarchie, führte sie nach Paris, London sowie auf eine Orientreise ins Heilige Land und nach Ägypten. Und er stellte ihr in der Beletage des Hauses Marokkanergasse 13 im dritten Bezirk eine elegante Vierzimmerwohnung samt Dienstmädchen zur Verfügung. All das sprach sich natürlich in Wien herum und sorgte für gehöriges Aufsehen.

Der Vater warnt Kamilla vor dieser Beziehung

»Leopold machte ihr nicht nur den Hof, er schien ihr regelrecht verfallen zu sein und versprach ihr schon bald die Ehe«, schreibt Günter Fuhrmann in seinem Buch über das Wiener Palais Coburg. Der Prinz sprach »bei den Eltern des Mädchens vor, doch diese waren mehr als skeptisch. Vor allem Vater Rybicka warnte seine Tochter vor einer Beziehung mit dem Prinzen. Ihm waren die strengen Hausgesetze des Hochadels bekannt, er rechnete nicht damit, dass die Familie dem nächsten Majoratsherrn eine nicht standesgemäße Heirat gestatten würde.«

Genau das war auch der Fall. Dem Coburg’schen Hausgesetz folgend, konnten Kinder nur dann der Familie angehören, wenn sie einer ebenbürtigen Ehe entstammten, andernfalls würde ihnen das Erbrecht entzogen. Leopolds Vater, der selbst leidgeprüfte Prinz Philipp, versuchte seinem Sohn die Mesalliance mit allen Mitteln auszureden, doch der blieb stur und wollte von seiner »Milla«, wie er sie liebevoll rief, nicht lassen.

Prinz Leopold rechnet mit Krieg

Als die Schüsse von Sarajevo fielen, hielt sich das ungleiche Paar gerade in Paris auf. Leopold, der der k. u. k. Armee angehörte, ahnte, dass ein Krieg bevorstand und er mit seinem Husarenregiment Nr. 9 einrücken würde. Um die Geliebte abzusichern, verfasste er auf dem Briefpapier des Pariser Hotels Majestic dieses erhalten gebliebene Eheversprechen:

Ich verpflichte mich auf Ehrenwort Fräulein Camilla Rybicka in sechs Monaten zu heirathen vom heutigen Tage an gerechnet. Falls ich vorher sterben sollte, setze ich die genannte Dame zu meiner Universalerbin ein, die gesetzlichen Erben beschränke ich auf den Pflichttheil. Ausserdem bitte ich meinen Vater inständig Fräulein Camilla Rybicka zwei Millionen1 als Abfindung zu geben. Leopold Prinz Sachsen Coburg, Paris 1. Juli 1914.

Leopold soll König von Mazedonien werden

Es war Leopold also wirklich ernst. Vier Wochen nachdem er dieses Eheversprechen aufgesetzt und unterschrieben hatte, brach der Erste Weltkrieg aus. Coburg wollte an die Front, und Europa schlitterte in eine ungewisse Zukunft. Als im Laufe des Kriegsjahres 1915 bulgarische Truppen weite Teile von Mazedonien besetzten, wurde Prinz Leo – dessen Onkel Ferdinand der regierende König von Bulgarien war – der Thron als König von Mazedonien in Aussicht gestellt. Unter der Bedingung, dass er eine bulgarische Prinzessin heiraten würde.

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