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»Wie ein Blitz aus heiterem Himmel« Prinz Leo und Kamilla Rybicka in der Anekdote

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Eine Wiener Zeitung1 bat zehn Jahre nach dem Drama »eine Persönlichkeit, die am Hofe Philipps von Coburg eine bedeutende Rolle gespielt hat« um eine Stellungnahme zu dem Mord in der Marokkanergasse. Diese lautete: »Prinz Leopold hat die Tochter des damaligen Regierungsrates der Wiener Polizeidirektion, Dr. Emmerich Rybicka, in einem Badeort kennen gelernt, sich ihr genähert und ist im weiteren Verlaufe der Bekanntschaft in solche Beziehungen getreten, dass sie sich eingebildet hat, Prinz Leo werde sie heiraten … Der Prinz hing mit wirklicher Liebe an Kamilla Rybicka. Aber der unbeugsame Wille und die immer entschiedeneren Vorstellungen des Vaters ließen den Prinzen mürbe werden und schließlich sah auch Kamilla die völlige Aussichtslosigkeit ihres Verhältnisses mit dem Prinzen ein … Sie sprach nur mehr den Wunsch aus, Prinz Leo möge noch einmal vor dem Abschied sie besuchen. Am 17. Oktober 1915 erfüllte der Prinz zu seinem Unglück diesen Wunsch …«

In derselben Ausgabe der Zeitung wurde auch eine Erklärung von Kamilla Rybickas Mutter abgedruckt: »Meine Tochter hatte als ganz junges Mädchen dank der Stellung meines Mannes oft Gelegenheit, das Burgtheater und die Oper zu besuchen, und daraus entstand bei ihr eine wahre Schwärmerei für das Theater. Als 13-, 14-jähriges Mädchen hing sie sich zu Hause Tücher um und deklamierte tragische Rollen.« Mit 19 Jahren debütierte Kamilla als »erste sentimentale Liebhaberin« am Stadttheater in Meran, zwei Jahre später trat sie im Sommertheater in Marienbad auf. »Dieses Engagement sollte meiner Tochter zum Verhängnis werden. Dort sah sie Prinz Leopold von Coburg zum ersten Mal, und er war von ihr so entzückt, dass er ihr Blumen und Bonbons schickte und sie bat, sich ihr nähern zu dürfen. Bald darauf bekamen wir von Kamilla einen Brief, in dem sie uns schrieb, dass der Prinz ihr erklärt habe, dass er sie heiraten wolle. Dieser Brief wirkte auf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel …«

Frau Rybicka erklärte weiter, dass Leo und Milla »immer wieder von der glücklichen Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand und der Gräfin Chotek sprachen und hofften, dass es auch ihnen vergönnt sei, ein so ungetrübtes Eheleben zu führen.«

Den 17. Oktober 1915 beschrieb Frau Rybicka mit den Worten: »Als der Prinz um halb 5 Uhr erschien, wurde er von meiner Tochter, die ganz alleine zu Hause war, empfangen. Die beiden hielten sich, wie der spätere Augenschein ergab, die ganze Zeit im Salon auf … Zwischen 6 und 7 Uhr muss dann die fürchterliche Tat geschehen sein. Zunächst mussten sich beide wie immer ruhig miteinander unterhalten und wie so oft Bridge gespielt haben, denn auf dem Tisch lagen die Spielkarten verstreut … Ob der Prinz meiner Tochter in dieser letzten Unterredung den Abschied gegeben und sie dadurch zu ihrer unseligen Tat verleitet hat, ich weiß es nicht.«

1 Wiener Sonn- und Montags-Zeitung vom 19. Oktober 1925

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