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Das Musikgenie und der Korse Beethoven distanziert sich von Napoleon

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Wien war nicht nur das Zentrum der internationalen Politik, sondern auch das der Musikwelt. Das musste so sein, damit der Wiener Kongress sprichwörtlich »tanzen« konnte. Dominiert wurde die Musikstadt aber nicht von einem Unterhaltungsmusiker, sondern vom Genie Ludwig van Beethoven. Der auch ein zutiefst politisch denkender Mensch war und sich daher intensiv mit dem Phänomen Napoleon auseinandersetzte. Der Kongress wurde ja 1814 wegen Napoleon einberufen – weil nach den von ihm so zahlreich geführten Kriegen die Grenzen Europas neu gezogen werden mussten.

Beethoven und Napoleon haben eine gemeinsame Geschichte, die in der Eroica, Beethovens dritter Sinfonie, ihren Ausdruck findet. Beethoven hatte das von 1802 bis 1804 entstandene Monumentalwerk zwar seinem Mäzen, dem Fürsten Lobkowitz, gewidmet (der ihm dafür 400 Gulden zahlte), doch führte die Eroica ursprünglich den Titel Bonaparte.

Beethoven verehrte den Korsen in diesen Jahren, weil er hoffte, dass er die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in Europa durchsetzen und »den Grund zu einem allgemeinen Weltenglück legen würde«. Der Komponist dachte ernsthaft daran, von Wien nach Paris zu übersiedeln und Napoleon die Noten der dritten Sinfonie persönlich zu überreichen.

Als er aber im Mai 1804 von Napoleons Plan erfuhr, sich zum Kaiser der Franzosen krönen zu lassen, war Beethoven dermaßen entsetzt, dass er das Wort »Bonaparte« am Titelblatt der dritten Sinfonie ausradierte. Und das so heftig, dass dort, wo auf dem Papier Napoleons Name stand, nur ein Loch übrig blieb. Das Handexemplar der Noten ist heute (samt Loch) im Besitz der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde.


Radierte das Wort »Bonaparte« vom Titelblatt der dritten Sinfonie: Ludwig van Beethoven

Der Zeitzeuge und Beethoven-Schüler Ferdinand Ries schreibt in seinen Erinnerungen: »Sowohl ich, als mehrere seiner Freunde haben diese Sinfonie – schon in Partitur abgeschrieben – auf Beethovens Tisch liegen gesehen, wo ganz oben auf dem Titelblatte das Wort ›Bonaparte‹ und ganz unten ›Louis van Beethoven‹ stand. Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Bonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wut geriet und ausrief: ›Ist der auch nichts anderes wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher wie alle Anderen stellen und ein Tyrann werden!‹«

Das Jahr, in dem Napoleon sich zum Kaiser krönte, war für Beethoven auch von persönlicher Tragik gekennzeichnet, wurde dem 34-jährigen Genius doch mitgeteilt, dass er sein Gehör vollends verlieren würde.

Als zehn Jahre später der Wiener Kongress tagte, hatte Beethoven mit dem Kapitel Napoleon (der mittlerweile im Exil auf Elba saß) längst abgeschlossen.

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