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Ellwangen Sankt Vitus

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• Ehem. Benediktiner-Klosterkirche. • Ab 1460 Stiftskirche. • Kath. Pfarrkirche. • Bedeutendster romanischer Gewölbebau Schwabens. • Zwischen 1182–1233 errichtet. • Querhausfassade mit Weltgericht 1578–90. • Der mittelalterliche Raumeindruck trotz Barockisierung 1661–1700 gewahrt.

Als Stifter des um 764 gegründeten Klosters sind zwei Brüder aus fränkischem Adel, Hariolf und Erlolf, belegt. Beide Vorgängerbauten, eine karolingische Anlage mit Ringkrypta um 764 sowie deren zwischen 1100–24 errichteter Nachfolgebau, fielen jeweils einem Brand zum Opfer. Die bestehende kreuzförmige Pfeilerbasilika aus sorgfältig gefügten Sandsteinquadern, die nach 1182 im Gebundenen System begonnen wurde, konnte 1233 geweiht werden. Eindrucksvoll präsentiert sich im Osten die gestaffelte Baugruppe aus stattlichem Chorturmpaar und fünf Apsiden, deren mittlere durch besonders reichen Schmuck hervorgehoben ist – seit 1699 verdeckt eine Sakristei die Apsis des südlichen Kreuzarms.


Ellwangen, Sankt Vitus, Ansicht von Osten.

Lisenengliederung und Bogenfriese sowie ein kräftiges Abschlussgesims an der Hochwand des Mittelschiffes aus gekreuzten Rundbogen, Deutschem Band und Diamantband zeichnen die der Stadt zugewandte Südfront aus. Im Zuge von Erneuerungsarbeiten 1578–90 erhielt die Querhausfassade das Giebelrelief mit der Darstellung des Weltgerichts zwischen den Statuen der beiden Klostergründer. Nicht mehr ganz dem ursprünglichen Zustand entspricht das rekonstruierte romanische Portal am südlichen Seitenschiff, dessen Tympanon mit der Darstellung Christi zwischen zwei Heiligen mehrfach gestufte und mit Kerbschnitt verzierte Bogenläufe rahmen. Die zweigeschossige, nach 1200 errichtete romanische Vorhalle im Westen blieb unvollendet. Ihre spätgotische rechteckige Ummantelung im Untergeschoss kam um 1480 hinzu, der bekrönende Dachreiterturm mit Spitzhelm wohl zu Beginn des 16. Jh.

Nach ersten barocken Eingriffen 1661–1700 unter Constantin Bader und Matthias Schmutzer unterzog Donato Riccardo Retti 1737 den gesamten Innenraum einer neuerlichen, durchaus gelungenen Barockisierung. Sie trägt dem monumentalen kubischen Raumgefüge des Mittelalters als Ganzem, aber auch seinen strukturellen Elementen, etwa den Gewölbeformen oder der Wandgliederung, behutsam Rechnung. Verschwunden ist lediglich das nunmehr zugemauerte, in Schwaben singuläre triforienartige Zwischengeschoss über den Arkaden, das sich einst zu den Seitenschiffdächern öffnete. Nachträglich, aber noch in romanischer Zeit, wurde die 1960 rekonstruierte dreischiffige Hallenkrypta (seit 1964 Basilica minor) unter den erhöhten Chor eingezogen. Ihre Arkadensäulen, deren Kapitelle zu den reichsten der Kirche zählen, stützen romanische Löwen zum südlichen und gotische Sprieße zum nördlichen Querschiff hin.


Ellwangen, Sankt Vitus, Grundriss.


Ellwangen, Sankt Vitus, Krypta.

Zwei vorzügliche Bronzereliefs, beide Peter Vischer d.Ä. zugeschrieben und um 1490–1500 gefertigt, zählen zu den bedeutendsten Stücken der reichen Ausstattung: Auf der Grabplatte an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes präsentieren die beiden Klosterstifter Hariolf und Erlolf das weitgehend wirklichkeitsgetreue, relativ große Kirchenmodell mit dem unausgeführten spätgotischen Westturm. Die gleiche sorgfältige Arbeit und handwerkliche Perfektion zeichnet das Epitaph des Johannes von Hürnheim († 1460) und Albrecht von Rechberg († 1520) an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes aus. Die beiden Pröpste knien zu Seiten einer vom Kreuz hinterfangenen Pietà.

Unter den zahlreichen bemerkenswerten Grabmälern in der Vorhalle ragt die Grabplatte des Ritters Ulrich von Ahelfingen († 1339) mit der lebensgroßen Gestalt des betenden Verstorbenen, heraus, die zu den besten Werken dieser Art im 14. Jh. zählt.

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