Читать книгу Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg - Germaid Ruck - Страница 37

• Ehem. Benediktiner-Klosterkirche. • Ev. Stadtpfarrkirche. • Um 1000 erbaut. • Walterichskapelle, Kleinod und Hauptwerk spätromanischer Architektur und Plastik in Südwestdeutschland, 2. Viertel 13. Jh.

Die um 1000 begonnene dreischiffige Basilika mit Westquerhaus und westlichem Rechteckchor wurde in der Folgezeit mehrfach umgebaut: Um 1140 entstanden die beiden Chorflankentürme zu Seiten des gotischen Polygonchors von 1330; das bestehende Langhaus kam nach 1434 hinzu.

Im 2. Viertel des 13. Jh. wurde dem Nordturm die kleine Walterichskapelle, ein Memorialbau für den gleichnamigen ersten Abt des Klosters, angefügt. Den dreiseitig von Giebeln bekrönten und aus Quaderwerk sorgfältigst gefügten Rechteckbau, dessen östliche Apsis nahezu einen Dreiviertelkreis beschreibt, beschließt ein Rautendach. Über einem kräftigen Sockel entwickelt sich der zwei- bis dreischalige Wandaufbau, dessen Einzelteile sämtlich von reichem plastischem Schmuck in bester handwerklicher Ausführung überzogen werden. Besonders üppig fällt der Dekor am Chorfenster und am Westportal aus, die infolge des spätgotischen Langhausneubaus ihre ursprünglich mittige Platzierung eingebüßt haben. Einen Teil der originalen, jetzt durch Kopien ersetzten Schmucksteine verwahrt das Carl-Schweizer-Museum vor Ort. Den kreuzgratgewölbten Innenraum begleiten an drei Wänden Sitzbanknischen, die von Kleeblattbogen auf Säulchen überfangen werden.

Murrhardt, Sankt Maria, Walterichskapelle, Ansicht von Osten.

Ausgehend von der Funktion als Memorialkirche stellte die Literatur angesichts des differenzierten Wandaufbaus und der kostbaren Ausschmückung immer wieder Vergleiche und Bezüge zum zeitgleichen Kunsthandwerk her, insbesondere zu Reliquienschreinen. Einzelne Schmuckformen, und gerade solche, die italienische Einflüsse aufweisen, dürften über Faurndau vermittelt worden sein.

Neckartailfingen, Sankt Martin, Blick nach Osten.