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Schwäbisch Hall (Groß-Komburg) Ehem. Benediktiner-Kloster mit Klosterkirche Sankt Maria und Nikolaus

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• Große Anlage der Romanik: Michaelskapelle 1. Hälfte 12. Jh. • Erhardskapelle um 1200. • Kath. Pfarrkirche. • Drei Türme einer doppelchörigen romanischen Pfeilerbasilika in den barocken Neubau von 1707 einbezogen. • Ausstattung: Antependium und Radleuchter, 1. Hälfte 12. Jh.

Die ausgedehnte umwehrte Klosteranlage in landschaftlich beherrschender Lage zählt zu den bedeutendsten Baden-Württembergs aus der Zeit der Romanik. Keimzelle war eine kleine Burg der Grafen von Rothenburg aus dem 10. Jh., die vor 1078 in ein Benediktinerkloster mit engen Beziehungen zu Hirsau und 1488 in ein adliges Chorherrenstift umgewandelt wurde. Seit 1947 beherbergen die Gebäude des 1803 aufgehobenen Klosters eine Pädagogische Akademie.


Schwäbisch Hall (Groß-Komburg), Kloster.

Als Gründungsbau entstand 1078–88 eine flachgedeckte, dreischiffige und doppelchörige Pfeilerbasilika mit einer Vierstützenkrypta unter dem vermutlich gerade geschlossenen Ostchor. Beide Chöre erhielten um 1220 ihre heutige Gestalt. Einer Dreiapsidenanlage zwischen dem flankierenden Turmpaar im Osten antwortet im Westen ein Querhaus mit anschließendem Chorscheitelturm, der über dem Brunnenhaus des westlich anschließenden Kreuzgangs aufgeführt wurde. Alle drei reich verzierten romanischen Türme, die von Steinhelmen bekrönt werden, gingen schließlich in den Neubau der barocken Hallenkirche ein, die Joseph Greissing 1707–15 errichtete.


Schwäbisch Hall (Groß-Komburg), Kloster, Lageplan. 1 Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus, 2 Michaelskapelle, 3 Erhardskapelle, 4 Propstei, 5 Neue Dekanei, 6 Ehem. Kapitelsaal (Schenkenkapelle), 7 Kreuzgang

Größtes Interesse verdient das vergoldete, aus getriebenem Kupferblech über einem Holzkern gefertigte Antependium in den Maßen 0,78 × 1,88 Meter. Vermutlich geht es auf eine Stiftung des Abtes Herwig (1104–1139) zurück. Ein umlaufendes Inschriftenband und emaillierte, edelsteinbesetzte Leisten bilden ein Rahmensystem für die Relieffiguren aus. Das Zentrum füllt als größte Figur Christus mit zum Segen erhobener Rechten in der von Evangelistensymbolen umgebenen Mandorla. Zu beiden Seiten nehmen hochrechteckige Felder in zwei Reihen übereinander die stehenden Figuren der zwölf Apostel auf.

Ebenfalls aus vergoldetem Kupferblech ist der riesige Radleuchter im Mittelschiff gefertigt, der durch Inschrift als Stiftung desselben Abtes ausgewiesen ist. Mit einem Durchmesser von ca. fünf Metern ist er unter den vergleichbaren erhaltenen Stücken in Aachen und Hildesheim der größte. Zwölf figurenbesetzte Türmchen oder Stadttore gliedern das Rund, dessen Deutung als Sinnbild des Himmlischen Jerusalem durch die Inschrift vorgegeben wird. Applizierte Medaillons mit Büsten schmücken die ‚Stadtmauern‘, die mit reichen Borten und von Menschen, Tieren und Fabelwesen bevölkerten Ranken überzogen sind.

Zu den nennenswerten Teilen der barocken Ausstattung gehören die Stuckaturen in der westlichen Vierungskuppel von Johann Bauer. Den Hochaltar, die Aufbauten der Seitenaltäre, das Chorgestühl und die prächtige Kanzel schuf der Würzburger Balthasar Esterbauer zwischen 1713 und 1717. Unter der Orgelempore fasst eine barocke Rahmung eine vorzügliche geschnitzte Muttergottes, die um 1530 im Umkreis des Meisters H. L. gefertigt wurde.

Durchaus ungewöhnlich ist die Lage des stark erneuerten romanischen Kreuzgangs im Westen der Kirche. An seiner Südseite liegt der ehemalige Kapitelsaal, der noch im 13. Jh. in Vorraum, Schenken- und Josephskapelle unterteilt wurde. Die ersten beiden Räume trennt eine romanische Zwerggalerie. Seit 1330 dient die mittlere Kapelle den namengebenden Schenken von Limburg als Grablege. Vier Deckenbalken mit Rankenmalereien des 12. Jh. sowie ein steinernes Lesepult – wohl aus dem 2. Viertel des 12. Jh. – gehören zu ihrer bemerkenswerten Ausstattung.


Schwäbisch Hall (Groß-Komburg), Klosterkirche, Antependium.

Unter den zahlreichen erhaltenen Klosterbauten verdienen zwei, die noch der Romanik selbst angehören, besondere Beachtung. Ein ursprünglich zweigeschossiger Torbau, die so genannte Michaelskapelle, stammt aus der 1. Hälfte des 12. Jh. Die bestehende Durchfahrt wurde erst 1560 eingebrochen. Über der gedeckten Galerie auf schlanken Säulchen mit Würfelkapitellen erheben sich zwei in Arkaden geöffnete Türme, die mit Ecklisenen und Bogenfries geschmückt sind.

Etwas älter ist die um 1200 entstandene so genannte Erhardkapelle. Nach wie vor umstritten ist die ursprüngliche Funktion des originellen sechseckigen Zentralbaus, dessen Untergeschoss als Treppenaufgang geöffnet ist: Diesbezügliche Vorschläge reichen von der Nachbildung des Heiligen Grabes in Jerusalem bis hin zu einer Reliquien- oder Friedhofskapelle. Eine schöne Zwerggalerie gliedert das Obergeschoss, dessen Innenraum ein Rippengewölbe über einer Mittelstütze besitzt. An den Wänden haben sich Malereien aus der Bauzeit erhalten, u.a. eine Kreuzigung mit Stiftern, Maria, Johannes und Heiligen sowie bewaffneten Jünglingen, die gelegentlich als Grabwächter Christi gedeutet wurden. Fenster- und Türlaibungen stammen aus der 2. Hälfte des 13. Jh.

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