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An der Ziegelmasch 1 in Alfeld, zwischen den Abfallcontainern der dortigen Filiale eines Handelsunternehmens gab es kurz vor Arbeitsbeginn einen hellen Aufschrei. Die Filialleiterin hatte gerade geprüft, ob die Container voll waren und ob loses Material neben ihnen lag. Es war sauber. Sie war zufrieden. Bis sie diesen Fund machte. Ein männlicher Körper lag zwischen zwei Containern, ein schmaler Körper, in einen grauen Anzug gehüllt. Dünn, der Mann, dachte sie, als sie die Polizei anrief, um den Fund zu melden. Natürlich habe ich nichts angefasst. Ich werde es auch nicht tun. Ja, ich kann den Bereich absperren. Dann müssen die von der Entsorgung eben später kommen.

Der Beamte stellte keine weiteren Fragen, er wollte nur sicher gestellt wissen, dass niemand den Bereich betreten würde. Wegen der Spurensicherung. Die Filialleiterin wies umgehend die Mitarbeiter an, das Gelände hinter den Verkaufsräumen bis auf weiteres nicht mehr zu betreten. Sie wunderte sich, dass sie selbst gar nicht mehr aufgeregt war. Sie schaute auf die Autos, die auf der Landstraße, an der die Filiale liegt, vorbeifuhren. Auf der anderen Seite der Landstraße gab es einen Buschstreifen, der die Sicht auf den dahinter liegenden Bach versperrte. Vor diesen Büschen parkten manchmal Kunden. Solche, die es besonders eilig hatten.

Inzwischen war die Filiale geöffnet. Die ersten Kunden schoben ihre Einkaufswagen in den Verkaufsraum.

Es ist die Regel, dass bei ungeklärten Todesfällen, das war offenkundig einer, neben allen anderen auch die Kriminalpolizei benachrichtigt wird. Alle Informationen über diesen bislang nicht zu identifizierenden Mann landeten schließlich in dem Dokument, das die zuständige Kommissarin der Mordkommission in die Hände bekam. Maria Fels mochte ihren Nachnamen, weil sie glaubte, dass an diesem Felsen die bösen Dinge des Lebens zerschellen würden. Zerschellen, das war ihr Lieblingswort geworden. So sollte auch in diesem Fall die Unklarheit an ihrer Arbeit zerschellen. Fels verpflichtete sich selbst, indem sie sehr hartnäckig recherchierte und entsprechend auf die Suche ging. Hier zunächst auf die Suche nach der Todesursache. Der Mann, den man hinter diesem Geschäft zwischen den Containern auf dem Boden gefunden hatte, war eigentlich gesund. So der zuständige Arzt. Er konnte auch bis jetzt keine Fremdeinwirkung feststellen. Kein Einstich. Kein Gift. Keine Einnahmen von Drogen. Kein Suchtverdacht. Ein kerngesunder Mann. Maria Fels suchte nach einem Ausweis oder Papieren, die einen Hinweis auf die Adresse oder die Heimat des Mannes geben würden. Ein Toter redet ja nicht. Einen Ausweis schien es nicht zu geben. Die Fotografien der Spurensicherung zeigten unter anderem den Anzug des Toten und das in der Jacke eingenähte Label. Das muss ich vergrößert sehen. Vielleicht ergibt sich da eine Spur. Sie meinte, einen polnischen Namen gefunden zu haben. Wie kann sich ein Mensch ohne Papiere und Ausweis oder Brieftasche in einem fremden Land bewegen? Ich muss der Sache nachgehen. Der ist nicht einfach tot umgefallen. Das verlangt nach einer Klärung. Vielleicht haben die Kollegen etwas übersehen. Hat man die Kleidung, den Stoff des Anzuges, ausführlich untersucht? Ich gehe der Sache nach. Hat man gar kein Mobiltelefon gefunden? Das trägt doch heute jeder. Die Container dürfen nicht abgefahren werden. Vielleicht hat dieser Mann im letzten Moment sein Mobiltelefon weggeworfen oder verloren. Oder man hat ihn bestohlen. Merkwürdig, dass es bis jetzt keine Zeichen von einer körperlichen Auseinandersetzung oder Fremdeinwirkung gab.

Die Untersuchung vor Ort dauerte wegen der Einbeziehung der Containerinhalte lange. Es war ja denkbar, dass eine fremde Person Gegenstände des Toten dort hätte entsorgen können. Nach dem Abtransport der Leiche wurde die Bekleidung erneut untersucht. In der Sicherheits-Innentasche des Sakkos wurde ein kleines dünnes ledernes Mäppchen in der Größe einer Kreditkarte gefunden. Darin befanden sich Visitenkarten einer polnischen Bank. Narodowy Bank Polski. Der Name des Mitarbeiters der Bank lautete Krysztof Rybinski. Sein Titel war Agent der Bank. Eine Adresse in Deutschland war nicht angegeben.

Maria Fels gab die Personaldaten an die polnische Bank weiter, um mehr über den Auftrag des gestorbenen Polen zu erfahren. Unmittelbar danach wurde in dem pathologischen Bericht bestätigt, dass der Mann eigentlich kerngesund war. Es gab kein klares Indiz für die Ursache des plötzlichen Todes.

Wider Erwarten kam die Reaktion von der polnischen Bank in sehr kurzer Zeit. Darin war die Rede von einer Venture Capital Finanzierungshilfe für einen Herrn Stanislaw Kuszynski, der sich an einer Aktiengesellschaft beteiligen wollte. Der zuständige Agent für den deutschen Markt, Herr Rybinski, sei mit der Bearbeitung der Finanzierung beauftragt gewesen.

Fels studierte die bisherigen Informationen. Ich muss erst wissen, was das für ein Geschäft sein sollte. Die Leiche wird noch nicht freigegeben. In der Pathologie stellte man sich neue Fragen. Warum hatte man die Visitenkarten nicht schon am Fundort entdeckt?

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