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Kapitel 11 Die Sonne hat ein Gesicht

Nachdem der Strand wieder sauber war, saßen Kat, Lerry und Maracella am Meer. Sie blickten hinaus auf den Horizont, zu dem Feuerball, der langsam im Meer versank.

„Es sieht ja wirklich so aus, als wenn der Himmel und das Meer eins werden, da draußen!“, sagte Maracella und dachte an ihre verbrannte Geschichte. Kat und Lerry schwiegen. Auch sie dachten nach.

„Sag, Lerry, wovon handelt unsere Geschichte eigentlich? Ich war ja die ganze Zeit hier, die Haupthandlung hab ich irgendwie nicht mitbekommen.“

„Hmm“, brummte Lerry und malte ein Ei in den Sand.

„Na, sag schon!“, drängte Kat.

„Na ja, also, es ging um… so was wie einen Göttervogel oder eine Göttin, der genaue Unterschied war mir nie wirklich klar.“

„Und?“, wollte jetzt auch Maracella wissen.

„Naja, dieser Göttervogel legte sein Ei in ein Nobelinternat, so ähnlich wie Eton, was aber vorerst niemand bemerkte.“

„Cool!“, meinte Maracella, „aber warum tat der Vogel das?“

Lerry zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hatte er so etwas wie einen göttlichen Auftrag. Es war allerdings ein ziemliches Chaos, denn plötzlich tauchte eine neue Lehrerin auf, angeblich ohne jede Lehrbefugnis, aber mit sehr viel ‚Know how’.“

„Und alle Figuren, die Lisa erschuf, schlüpften die… aus dem Ei?“, wollte Maracella wissen.

„Ja, so in etwa. Und die Lehrerin entpuppte sich als Halbgöttin!“

„Und? Was geschah dann?“, fragte Kat bestimmt, dem Geschichten schnell zu kompliziert werden konnten.

Doch Lerry zeigte nur auf das verglühende Rot. „Jetzt hat die Sonne ein Gesicht, könnt ihr es sehen?“ Seine Stimme klang ernst. Und wirklich, als Lerry und Maracella konzentriert auf den Horizont blickten, sahen sie, wie weit draußen Schiffe Muster in den sinkenden Feuerball zeichneten. Der Anblick war Kat Antwort genug. Bald darauf funkelten Sterne am Nachthimmel. Lange saßen die drei noch da und schwiegen.

„Glaubt ihr, dass es nur einen Gott gibt, oder glaubt ihr, es gibt viele Götter?“, durchbrach die Stimme der seit achtundreißig Jahren Achtjährigen nach geraumer Zeit die dunkle Stille.

Lerry zuckte wieder mit der Schulter, was aber niemand mehr bemerken konnte. Dann meinte er nachdenklich, „So etwas fragen sich die Menschen schon ewig, aber vielleicht ist der eine Gott in vielen Göttern enthalten und umgekehrt…“

„Glaubt ihr, dass Gott die Menschen erschaffen hat, oder dass die Menschen Gott erschaffen haben?“, bohrte Maracella weiter.

„Auch das ist eine uralte Streitfrage“, warf Kat ein. „Wie mit der Henne und dem Ei…“

„Ja, aber das ist doch auch nur ein Problem für die Menschen mit ihrer atemberaubenden Logik! Vielleicht ist es im Grunde gar kein Widerspruch“, rätselte Lerry. „Oder glaubt ihr, die Tiere oder die Pflanzen denken über so etwas nach?“

„Na ja, ich möchte eingentlich nur wissen, wer uns erschaffen hat“, meinte Maracella leise.

„Lisa natürlich!“

„Und wer ist Lisa.“

„Lisa ist eindeutig ein Mensch!“

„Und wer sind wir?“

„Romanfiguren!“

„Aber warum können wir dann hier am Strand von Hawaii sitzen ohne unsere Geschichte?“

„Tja, das ist allerdings in der Tat komisch“, antworte Lerry dem Mädchen. „Aber vielleicht sind wir mehr als wir glauben. Im Grunde sind wir ja Romanfiguren und Menschen“, fügte er ernst hinzu.

„Wahrscheinlich sind wir Romanfiguren, Menschen und Götter! Na kommt, gehen wir, mir wird schon langsam kalt!“, meinte Kat und stand auf.

Hinter den Dünen fauchte eine Hawaiieule.

Das Eulenrätsel

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