Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 111
- NEVADA -
Оглавлениеbildet, die sich bietenden spektakulären Ausblicke genügend genossen und natürlich auch fleißig im Bild festgehalten hatten, wendeten wir uns unserem Tagesendziel zu, der glitzernden Glücksspielmetropole Las Vegas, die sich wie eine Vision aus der leblosen Wüste erhebt. Ernüchterung machte sich bei uns breit, als wir am späten Nachmittag langsam den die Stadt von Südwesten nach Nordosten durchziehenden breiten Hauptboulevard, der unter der Bezeichnung Strip Weltberühmtheit erlangt hat, entlangfuhren. Riesige Unterhaltungspaläste, Nachtlokale, Bars, Spielkasinos, luxuriöse Hotels mit überdimensionaler Architektur reihen sich aneinander, besonders auffallend der bombastische weiß-goldene Rundbau des Caesars Palace, bescheiden dagegen die kleine ockerfarbene, aber sehr berühmte hölzerne Hochzeitskapelle mit ihrem über dem seitlichen Eingang hoch aufragenden dunkelgrauen, sehr spitzen Turm, gekrönt von einem metallenen Kreuz. Erst als mit beginnender Dämmerung Millionen bunter Neonlichter und unzählige riesige in allen Farben blinkende Reklameschilder und Leuchtfiguren die Szenerie illuminierten, konnten wir uns einer gewissen Faszination nicht entziehen.
Da alle angebotenen Dinner-Shows ausverkauft waren, kein Wunder am Freitagabend, versuchten wir zunächst in einem der vielen Spielkasinos unser Glück, d.h., überwiegend waren wir als Zuschauer unterwegs. Um unsere Urlaubskasse nicht zu arg zu strapazieren, setzten wir lediglich die für einen gewieften Spieler lächerliche Summe von 100 Dollar in kleine Chips um, die wir, oh Wunder, an einem Roulette-Tisch in kleinen Schritten um 20 Dollar vermehrten.
Rechtzeitig vor dem Ende unserer Glückssträhne verließen wir diesen verführerischen Ort und gingen auf die Suche nach einem gemütlichen Restaurant, gar nicht so einfach in dieser gigantischen Unterhaltungsmetropole, außerdem durfte der Parkplatz für unser großes Wohnmobil auch nicht allzu weit entfernt sein. Endlich gegen 9 p. m. meinten wir das Richtige gefunden zu haben, hinter dem Namen El Rancho hatten wir allerdings keinen Chinesen vermutet. Nun gut, aßen wir nach langer Zeit einmal wieder chinesisch.
Nachdem wir uns an einer Reihe von kunterbunten, höllisch klappernden und scheppernden Spielautomaten, natürlich alle besetzt von zum Teil lauthals fluchenden Glücksrittern, vorbeigearbeitet hatten, diese einarmigen Banditen sind einfach überall, waren wir froh, in einem ganz gemütlichen Raum zu landen, in dem wir unser wohlverdientes Dinner in aller Ruhe genießen und uns auch ohne überlautes Gedudel aus irgendwelchen Lautsprechern nett unterhalten konnten. Zum Abschluss des Abends ließen wir uns noch einmal so langsam wie möglich den glitzernden Prachtboulevard rauf- und runtertreiben, schon sehr eindrucksvoll! Kurz vor Mitternacht schlichen wir uns einfach auf einen der riesigen sehr vollen Hotelparkplätze, natürlich kein anderes Motorhome weit und breit, so dass wir mitten zwischen den „Kleinen“ weithin sichtbar herausragten. Trotzdem schliefen wir ohne unliebsame Störung tief und fest bis zum wieder sonnigen Morgen.
Zufällig waren wir auf dem Parkplatz des grandiosen Hotelpalastes Circus Circus gelandet, der mit seinen zeltähnlichen weiß-rosa gestreiften Anbauten seinem Namen gerecht wird. Mit laufender Reklame lud man zum Breakfast für 2,29 Dollar ein. Warum nicht? Wir bereuten unseren Entschluss allerdings, als wir auf die unendlich lange Warteschlange vor dem großen Frühstückssaal stießen. Aber nun waren wir schon so weit gekommen und mussten da durch. Auf der linken Seite des Raumes war auf drei langen nebeneinander stehenden Tafeln ein reichhaltiges Büfett angerichtet. Ordnungskräfte in prächtigen Uniformen sorgten dafür, dass man sich erst an einem der Tische niederließ, wenn man sich vorher schön brav in einer Reihe durch die schmalen Gänge geschlängelt und dabei im Vorübergehen seinen Teller gefüllt hatte. Gerd durfte natürlich schon früher ausscheren, hatte zwei Plätze in der Nähe belegt, und ich war froh, dass ich mit zwei voll beladenen Tellern nicht lange jonglieren musste; einen Nachschlag zu fassen, war bei den nachrückenden Massen schier unmöglich. Wir ließen uns das mühselig erworbene Frühstück trotzdem schmecken, über den Preis konnte man ja echt nicht meckern.
Um 11.30 a. m. brachen wir frisch gestärkt auf zu neuen Abenteuern. Als wir an der letzten Ampelkreuzung warten mussten, fiel uns ein junger Mann auf, der ein großes Pappschild hochhaltend am rechten Straßenrand stand. „I’ll work for food!“ hatte er mit ungelenken Buchstaben aufgeschrieben. Das in dieser Stadt, wo das Geld keine Rolle zu spielen scheint, welch ein krasser Gegensatz! Einigermaßen erschüttert verließen wir den Ort in südwestlicher Richtung; wohltuend der Sprung von der lauten Glamourwelt in die freie Natur, die sich abermals in den bereits begeistert geschilderten Formen und Farben darbot.
Nach etwa 65 km überfuhren wir wieder die Grenze nach