Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 129
- Brünn (Brno) -
Оглавлениеdie ehemalige Hauptstadt von Mähren; heute die zweitgrößte Stadt Tschechiens.
Am späten Nachmittag erwischte uns ein heftiges Gewitter mit kräftigen kurzen Schauern, das für angenehme Abkühlung sorgte. Die Stadt zeigte sich im Kern noch recht gemütlich, es gibt eine Reihe interessanter alter Bauten, viele gepflegte Grünanlagen und gegenüber dem Bahnhof eine ausgedehnte Fußgängerzone. Drei Bauwerke sind wirklich sehenswert, die spätgotische St.Jakob Kirche, Ende des 14. Jh. gegründet, erst 1592 beendet, die sich sehr eindrucksvoll aus der Altstadt erhebt, das Alte Rathaus mit seinem schon um 1240 entstandenen Turm und dem durch symbolische Gestalten reich verzierten, etwa 1510 gestalteten Portal und last not least das Wahrzeichen der Stadt, der im 14. Jh. begonnene pompöse Dom St. Peter und Paul, der allerdings erst im letzten Jahrhundert gotisch restauriert worden ist und hoch oben auf der Petrov-Anhöhe, dem Standort der ersten Brünner Burg, das Häusermeer überragt.
Ein gemütliches Kaffeehaus am Marktplatz neben einem plätschernden Brunnen entpuppte sich als sehr gute Wahl für unser Abendessen. Nach nochmaligem ausgiebigen „Stadtbummel“, natürlich per Mobi, wählten wir schließlich für die Nacht einen Parkplatz unter hohen Bäumen, teilweise von schützenden Hecken umgeben, genau gegenüber einer Geburtsklinik, wie uns ein netter Tscheche erklärte, der uns gleich nach dem Einparken ansprach und auf unsere Einladung hin gern an Bord kam, wo sich ein interessantes Gespräch über Politik und Gott und die Welt entwickelte. Da in der Nacht offensichtlich keine „Geburtseinsätze“ mit quietschenden Reifen u. a. m. gefahren wurden, schliefen wir mutterseelenallein selig und süß bis in den sonnigen Morgen.
Entsprechend gut gelaunt hangelten wir uns wieder auf Nebenstraßen zur zweitgrößten Stadt der damaligen Tschechoslowakei, seit 1993 Hauptstadt des selbständigen Staates SLOWAKEI und größte Stadt des Landes, Bratislava (früher Preßburg) an der schönen, einstmals vielleicht auch blauen Donau.
Schon von weitem waren die riesigen unattraktiven Wohnblocks, reine Schlafstädte, zu sehen. In den alten Vierteln konnte man noch etwas von der früheren Schönheit entdecken, man stößt dort auf etliche imposante Palais im Stil von Barock, Rokoko und Klassizismus, die Stadthäuser des Hochadels; sehr imposant das Palais Grassalkovich, 1760 vom gleichnamigen Grafen als Sommerresidenz in Auftrag gegeben. Das im spätbarocken Stil erbaute Gebäude, gelegen in einem wunderschönen französischen Garten, wird heute bewohnt vom slowakischen Staatspräsidenten und dient Repräsentationszwecken.
Etwas weiter südlich, im historischen Stadtkern, trifft man auf den Hlavné námestie, den Hauptplatz, in seiner Mitte sprudelt die bekannte Rolandfontäne, ein Renaissancebrunnen, 1563 durch Kaiser Maximilian II. nach seiner Krönung im Jahre 1563 errichtet, verziert mit einer lebensgroßen Statue auf hohem steinernen Sockel vom Ritter Roland, ein legendärer Schützer der Stadtrechte; da man jedoch der Meinung ist, dass der Kaiser selbst abgebildet sein könnte, wird er auch Maximilianbrunnen genannt.
Dominiert wird der Platz vom Alten Rathaus, ursprünglich ein gotischer Bau aus dem 14. Jh., mit einem auffälligen Barocktürmchen, inzwischen als städtisches Museum genutzt.
Am westlichen Rand der Altstadt überragt der Martinsdom, das größte Kirchengebäude der Stadt, die umliegenden Dächer. Über zwei Jahrhunderte wurde vom Ende des 13. Jh. an der gotischen Kirche gebaut. Ihre einstige Funktion als Krönungskirche der ungarischen Könige (1563-1848) wird durch eine auf einem steinernen Kissen ruhende 300 kg schwere vergoldete Nachbildung der Stephanskrone, der ungarischen Königskrone, auf der Turmspitze dokumentiert, nachdem diese nach der Zerstörung durch Blitzschlag im Jahre 1833 restauriert worden ist.
Oberhalb des Doms erhebt sich auf 85 m hohem Felsen über der Donau als imposantes Wahrzeichen die viertürmige Burg, deren Geschichte bis ins 10. Jh. zurückreicht; sie entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem ansehnlichen Schloss; die Kaiserin Maria Theresia, auch Königin von Ungarn und Böhmen, erhob es 1740 zur Residenz und ließ die letzten großen Umgestaltungen vornehmen. Nach ihrem Tod im Jahr 1780 büßte das Schloss seine Bedeutung ein und nach dem Großbrand von 1811 verkam es völlig. Erst 1953 begann man mit der Renovierung, jetzt wirkt es mit seinen vier trutzigen Ecktürmen und der hohen umlaufenden Mauer eher wie eine mächtige Festung und ist heute Sitz des Slowakischen Nationalrats.
Nach der Fahrt über die Donau auf einer der vier unterschiedlich gestalteten Brücken der Stadt ging unsere kurze, aber sehr schöne und informative Stippvisite in der Tschechoslowakei ihrem Ende entgegen, da wir schon nach wenigen Kilometern die Grenze nach