Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 134
- Balatonakali -
Оглавлениеausnahmsweise auf den dort direkt am See gelegenen Campingplatz zu gehen. Wir hatten Glück und bekamen eine sehr schöne Stellfläche unmittelbar am Ufer zugewiesen. Also war wieder Faulenzen pur angesagt. Das Schwimmen war allerdings etwas schwierig, da der Plattensee, wie schon erwähnt, sehr flach ist. Auf einem Steg konnte man sich allerdings so weit vorarbeiten, dass man an seinem Ende wenigstens bis zur Taille ins Wasser gleiten konnte.
Unser Sonnenbad wurde abrupt gestört durch plötzlich entstehende Unruhe. Eine rote Leuchtrakete schoss in den Himmel, am Ufer an mehreren Stellen Dauerblitzlicht, rund um uns herum bemühte man sich, alles was nicht niet- und nagelfest war, in Sicherheit zu bringen. Unser Nachbar gab uns ein Zeichen, es ihm gleichzutun. Wir hatten gerade unsere Liegen unter dem Mobi verstaut, als völlig aus heiterem Himmel mit einem unheimlichen Heulen ein gewaltiger Sturm heranfegte, der den See in kürzester Zeit in ein wild wogendes Meer mit spritzenden Schaumkronen verwandelte, Gummiboote u. a. flogen wie Geschosse durch die Gegend, die letzten Badenden flüchteten so schnell sie konnten, denn der Himmel hatte sich nicht minder fix verdunkelt, es blitzte an allen Ecken und Enden, laut krachender Donner ließ unser Mobi erzittern, und dann wurden wir von den herabstürzenden Wasserfluten fast weggeschwemmt. Nach diesem überwältigenden Naturereignis zogen wir es vor, das Abendessen aus vorhandenen Vorräten zuzubereiten, da der gesamte Platz sich in eine Schlammwüste verwandelt hatte und nicht gerade einladend wirkte.
Wolkenverhangen der Samstagmorgen. Wir ließen uns aber die Laune nicht verderben und setzten unsere Rundtour um den Balaton weiter fort. Die landschaftlich sehr schöne Strecke folgt kurvenreich immer dem Uferverlauf, mal unten durch malerische kleine Dörfer mit uralten Kirchen, mal hoch oben an steil ins Wasser abfallenden bewaldeten Hängen entlang, in großem Bogen umrundet sie den Fuß des 438 m hohen Badacsony, ein markanter Kegelberg vulkanischen Ursprungs, an dessen Hängen feurige, schwere Weine gedeihen. Am nordwestlichen Ufer erreicht man schließlich Keszthely, die älteste und auch die größte Ansiedlung am Plattensee, ein charmantes Städtchen, das bis 1945 von den Grafen Festetics beherrscht wurde, die ihm zu Ruhm und Ansehen verhalfen. Das 1745 im Barockstil erbaute Schloss Festetics, in einem weiten Park mit mächtigen alten Bäumen und einer großen Springbrunnenanlage inmitten leuchtender Blumenrabatten liegend, ist eines der prächtigsten Baudenkmäler dieser Gegend. Viele elegante Villen mit ihren spätbarocken Fassaden sind weitere sehenswerte Zeugen aus jener Zeit. Wohlhabende Bürger, die diesen Ort als Badeparadies entdeckten, bauten sich feudale Sommerhäuser.
Nach weiteren zehn Kilometern, inzwischen erfreute uns wieder der gewohnte Sonnenschein, erreichten wir das flachhügelige Südufer, am Anfang ein Schilfgürtel, so weit das Auge reicht, ein idealer Nistplatz für unzählige Zug- und Wasservögel, die sich sehr lautstark in einem vielstimmigen Chor bemerkbar machten, auch in der Luft ein ständiges Kreisen und Schweben und ein Spektakel ohnegleichen. Durch unsere Ferngläser konnten wir ihre Vielfalt ganz aus der Nähe bewundern. Doch schon nach kurzer Weiterfahrt war es mit der Romantik vorbei. Das ganze, nun feinsandige Ufer schien ein einziges Strandbad zu sein, es herrschte ein unübersehbares Gewimmel an Land und im für Kinder idealen flachen Wasser, Erwachsene müssen allerdings einige hundert Meter hinauswaten, bis die Wellen den Nabel erreichen, also für uns überhaupt nicht geeignet. Im Hintergrund gruppieren sich kastenförmige Hotels, Erholungsheime, Pensionen, Jugendferienhäuser, Campingplätze sowie unendlich viele Sommerhäuschen.
Langsam ließen wir uns treiben, bis wir am Südrand des kleinen Örtchens