Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 144
- Lindau -
Оглавлениеam Bodensee, unser Tagesziel. Diesen herrlichen See, im Volksmund auch „Schwäbisches Meer“ genannt, mit 76 Kilometer Länge und fast 15 Kilometern Breite Deutschlands größtes Binnengewässer, hatten wir schon bei mehreren Besuchen mit all seinen Sehenswürdigkeiten kennen gelernt, natürlich auch die in dem im Nordwesten fördeähnlich abzweigenden Überlinger See liegende wunderschöne Insel Mainau, bekannt durch ihre prachtvollen Park- und Gartenanlagen, sein südöstliches österreichisches Ufer mit dem Musterstädtchen Bregenz, hübsch die Altstadt, die sich um den Kornmarkt gruppiert, und das lang gestreckte schweizerische Ufer im Süden. Besonders schön Rorschach mit seinen Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, hübscher barocker Pfarrkirche, einem ansehnlichen Benediktinerkloster und stattlichem alten Kornhaus direkt am Wasser.
Nicht minder pittoresk die Städte am deutschen Ufer, wie die größte und bedeutendste, das charmante und weltoffene Konstanz mit ebenfalls malerischer mittelalterlicher Altstadt und vielen anderen Sehenswürdigkeiten; Überlingen, dessen alter Stadtkern mit hoch aufragendem spätgotischen Münster noch von einer mittelalterlichen Mauer mit Türmchen und engen Toren umgeben ist; dann das wohl bezauberndste Städtchen am Bodensee, Meersburg.Die Unterstadt liegt am Wasser, eine winkelige Fachwerk-Oberstadt auf einem Hügel darüber, daneben erhebt sich ein barockes Schloss und über allem thront, finster und mittelalterlich, die namensgebende Meersburg. Friedrichshafen, der zweitgrößte Ort, ist u. a. ein wichtiger Schiffs- und Fährhafen, auch sehr viele Yachten haben dort ihren Stammplatz. Last not least ist das viel besuchte Touristenziel Lindau ein großer Anziehungspunkt.
Es teilt sich auf in eine sich weitläufig zwischen Obstkulturen erstreckende Gartenstadt mit Wohn- und Erholungsgebieten sowie Industrieanlagen auf dem Festland und eine malerische historische Altstadt auf einer über eine Seebrücke zu erreichenden Insel, die wir, um hiermit die Kurzbeschreibung der Anrainer des Sees zu beenden, gezielt anfuhren, da wir aus der Vergangenheit wussten, dass wir auf einem schön gelegenen Parkplatz am Ufer eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit finden würden. Aber zunächst ließen wir auf einer Erinnerungstour die von Gotik, Renaissance und Barock geprägten Straßenbilder auf uns wirken. Besonders stimmungsvoll ist die Maximilianstraße, die Hauptstraße der Stadt, mit ihren schmucken Patrizierhäusern, Laubengängen, Brunnen und Straßenlokalen, am Reichsplatz das Alte Rathaus (1422-1436) mit farbenprächtiger Fassade im Renaissancestil, am nahen Schrannenplatz die 1928 zu einer Kriegergedenkstätte umgestaltete ehemalige Peterskirche, um 1000 erbaut, war sie die älteste Kirche der Stadt, ein schlichter grauer Bau, die typische Bauweise jener Zeit; daneben der wuchtige Diebsturm von 1380, auch Malefizturm genannt, sehr gut erhalten mit seinen vier von Türmchen gekrönten Erkern ist er ein Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung und diente als Gefängnis, wurde aber auch als Wachturm genutzt. Das schönste Bürgerhaus Zum Cavazzen aus dem Jahr 1729, ehemals der Familie Kawatz gehörend (jetzt Städtisches Museum), findet man an dem mit einem Neptunbrunnen von 1841 geschmückten Marktplatz, ein imposanter Barockbau, die Fassade kunstvoll bemalt. An der Ostseite des Platzes erhebt sich eindrucksvoll die ursprünglich im 12. Jh. erbaute, später mehrfach umgestaltete evangelische Stadtpfarrkirche St. Stephan im dekorativen Barockstil.
Soviel Sightseeing macht natürlich Appetit. Mit sehr viel Glück fanden wir nach einigem Warten einen geeigneten Parkplatz am Seehafen und auf der Terrasse des direkt am Hafenbecken liegenden Restaurants einen schönen Tisch mit tollem Blick auf den Alten Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert und die auf den beiden Molen stehenden Wahrzeichen, den auf hohem steinernen Sockel thronenden mächtigen Bayerischen Löwen und den 33 m emporragenden Neuen Leuchtturm, beide um 1856 entstanden. Im Hafenbecken reges Leben, ein- und auslaufende schneeweiße Ausflugsschiffe mit fröhlich winkenden Menschen, gepflegte Segel- und Motoryachten und vom Fang heimkehrende Fischerboote. Am gegenüberliegenden österreichischen Ufer erheben sich die grünen Hügel des Bregenzer Waldes, überragt von der in kühlstem Blau schimmernden Kette der Alpen.
Frisch aus dem See der zu Filet verarbeitete Egli auf unseren Tellern, sehr appetitlich zubereitet mit leckeren Zutaten und knackigem Salat. Unseren Durst löschten wir bei der immer noch herrschenden Wärme (um 27°C) mit zwei großen erfrischenden Radlern. Da mein Herzallerliebster sich bereit erklärte, die Hälfte der von mir favorisierten Mehlspeise abzunehmen, ein köstlicher Kaiserschmarren mit Rosinen, ließen wir die übliche Riesenportion gleich auf zwei Teller verteilen.
Am fortgeschrittenen Abend stellten wir unser Mobi für die Nacht auf dem großen Uferparkplatz ab, der leider durch eine hohe Hecke zur Seepromenade abgeschirmt ist, durch eine breite Lücke konnten wir jedoch noch einen Blick erhaschen. Noch während des Einparkens klopfte ein Polizist an die Scheibe. Er erklärte uns freundlich, dass das Campen dort nicht erlaubt sei, und wir erwiderten ebenso nett, dass das ganz in unserem Sinne sei, wir durchaus keine Camper wären und auch niemals campingähnliches Verhalten zeigen würden. Er wünschte uns eine gute Nacht und verschwand. Wir genossen noch eine ganze Weile auf einer nahen Bank an der Seepromenade den lauen Sommerabend und die schon so häufig geschilderte, aber immer wieder faszinierende Szenerie.
Da wir mit dem Bodensee unsere Seentour abschlossen, wollten wir wenigstens einmal in seinen erfrischenden Fluten schwimmen. Das Wetter dafür war wieder genau richtig. Also wurde ein Faulenzertag im sehr schönen Strandbad eingeschoben, den wir ausgiebig genossen. Ebenso den Abend auf der Terrasse des Restaurants am Hafen.
Bevor wir am Donnerstagmorgen aufbrachen, musste ich leider wieder einige Camper auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen, sie hatten Tische und Stühle auf dem Parkplatz ausgebreitet und frühstückten in aller Ruhe. Sie waren sehr einsichtig und als ich ihnen erklärte, dass dadurch schon viele schöne Plätze für Wohnmobilisten gesperrt worden sind, packten sie zusammen und gelobten Besserung. Na ja!
Vier Tage hatten wir jetzt noch für unsere Rückreise, und die Sonne begleitete nach wie vor unseren Weg, der uns noch eine Weile am wunderschönen Nordufer entlangführte, über die schon genannten malerischen Städte, bis wir dann vom Ende des Überlinger Sees aus auf kurvenreichen Nebenstrecken, zum Teil mit beachtlichen Steigungen, hinüberwechselten nach Tuttlingen, wo wir noch einmal auf die Donau trafen, die etwas weiter westlich bei Donaueschingen durch den Zusammenfluss von Brigach und Breg ihren Ursprung nimmt.
Von dort aus folgten wir ein kurzes Stück dem Verlauf der landschaftlich äußerst reizvollen Schwäbischen Albstraße, die zunächst in weiten Schwüngen über die flachwellige Hochebene dieses 700 m hohen Mittelgebirgszuges führt, bunt blühende Wiesen zwischen felsigen Hängen mit lichtem Buchenwald, auf unvermittelt aufragenden kühnen Kegeln manch stolze Burg oder trutzige Ruine, etwa 20 Kilometer weiter nördlich das enge Primtal mit dem Städtchen Spaichingen, ein florierender Industriestandort, östlich und nordöstlich erheben sich die höchsten Gipfel der Schwäbischen Alb, unmittelbar östlich bilden die aussichtsreichen Höhen des Großen Heubergs eine aufragende Mauer, und der 983 m hohe Dreifaltigkeitsberg ist wegen seiner auf dem Gipfel thronenden schönen Dreifaltigkeitskirche aus dem 17. Jahrhundert, eine Wallfahrtskapelle, die dem Berg auch seinen Namen gab, ein beliebtes Ausflugsziel. Noch einige Kilometer weiter nördlich ragen recht imposant drei der insgesamt zehn „Alb-Tausender“ auf, der Lemberg, mit 1.015 m der Höchste, der 1.011 m hohe Oberhohenberg und der 2 m niedrigere Hochberg.
Am Fuße dieser drei gemütlichen Riesen ging es durch herrliche Landschaft weiter bis Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, die sich sehr malerisch über dem oberen Neckartal ausbreitet. Sie bildet den Angelpunkt zwischen Schwäbischer Alb und dem Schwarzwald. Schon von weitem winkt eines der Wahrzeichen der Stadt, der vor den dunkel bewaldeten Hügeln hoch aufragende Turm der Kapellenkirche, ursprünglich um 1300 im gotischen Stil erbaut, 1727 barock erweitert. Die steile Hauptstraße mit ihren malerischen alten Häusern aus dem Mittelalter wird beherrscht vom mächtigen, im 13. Jahrhundert aus großen Quadern errichteten Schwarzen Tor, in dessen beiden oberen Stockwerken einst Zellen für Gefangene untergebracht waren; ein weiteres beachtliches Bauwerk ist das Alte Rathaus von 1321 mit seiner spätgotischen Fassade, das seit 1981 als Stadtarchiv dient; nicht zu übersehen der erst 1984 an der Stelle eines Vorgängerbrunnens aus dem 19. Jh. aufgestellte achteckige Apostelbrunnen; die in seiner Mitte aufragende Säule zeigt in ihren Nischen die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus d. Ä., sie personifizieren zugleich Glaube, Liebe und Hoffnung.
Bei dem wichtigsten Sakralbau der Stadt, das imposante Heilig-Kreuz-Münster, eine ursprüngliche spätromanische Pfeilerbasilika, die im 17. Jh. ebenfalls im barocken Stil umgestaltet wurde, konnten wir wegen eines Parkplatzes direkt vor dem Portal auch einen Blick in das eindrucksvolle Innere werfen. Ein letztes Fotomotiv der 54 m erreichende Hochturm, der westliche Wachturm der ehemaligen Stadtbefestigung.
Die gemütliche Atmosphäre dieser Stadt zog uns in ihren Bann, und so genossen wir sie noch eine Weile bei einem großen italienischen Eis auf dem hübschen belebten Marktplatz, bevor wir uns in westlicher Richtung auf den Weg machten, um schon nach wenigen Kilometern in ein anderes zu Recht sehr beliebtes Urlaubsziel einzutauchen, den Mittleren Schwarzwald. Sanft geschwungen führte uns die Straße durch ein stimmungsvolles Tal mit weit verstreuten alten Höfen, plätschernden Bächen, an beiden Seiten dunkel aufragend die hohen Tannenwälder des Nördlichen bzw. Südlichen Schwarzwaldes. Nach einem kurzen Stück auf der Deutschen Uhrenstraße (der Namen gibt es in diesem Gebiet sehr viele) landeten wir in dem von drei trutzigen Burgruinen bewachten Städtchen Schramberg, das im 19. Jahrhundert durch den Unternehmer Junghans als Standort der Uhrenindustrie bekannt geworden ist.
Durch das romantische Kinzigtal mit seinen altertümlichen anheimelnden Orten brachte uns unser Mobi nach Gengenbach, wohl das schönste Städtchen in dieser Gegend, zu Recht denkmalgeschützt. Von den drei imposanten Stadttoren laufen breite, von hübschen Fachwerkbauten gesäumte Straßen auf den Marktplatz zu, sehenswert das klassizistische Rathaus. Überall eine verschwenderische Blumenfülle. Auch im nur wenige Kilometer entfernten Offenburg bewunderten wir das von zahlreichen Fachwerkhäusern sowie schönen barocken und klassizistischen Bauten geprägte Stadtzentrum, auch hier besonders ins Auge fallend das historische Rathaus von 1741 im attraktiven barocken Stil.
Jetzt waren es nur noch etwa 15 Kilometer, bis wir in Kehl über den Rhein hinweg nach kurzer Passkontrolle die Grenze nach