Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 149

- Koblenz -

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stets Ausgangs- oder Endpunkt unserer Moselfahrten. Dieser sehenswerte Ort, den wir inzwischen mit Hilfe unseres Rollis auch ausgiebigst erwandert haben, blickt auf eine zweitausendjährige Geschichte zurück. Ursprünglich aus einem Römerlager hervorgehend, wurde sie später fränkische Königspfalz, 1018 Stützpunkt der Erzbischöfe von Trier und 1815 preußische Residenzstadt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt erhebliche Zerstörungen, der Altstadtkern wurde jedoch später weitgehend in historischer Form wieder aufgebaut. Unzählige Bauwerke geben Zeugnis über die lange, wechselvolle Geschichte, um hier nur die bedeutendsten zu nennen: die Basilika St. Kastor, der schönste romanische Sakralbau der Stadt mit Resten einer karolingischen Kirche, nur ein paar Schritte von unserem gewohnten Stehplatz entfernt, St. Laurentius, die Stiftskirche St. Florin und die sich an der höchsten Stelle der Altstadt erhebende Liebfrauenkirche, alle romanisch und durch jüngere Bauelemente ergänzt; nicht zu vergessen das imposante Kurfürstliche Schloss; es wurde Ende des 18. Jh. als Residenz des letzten Erzbischofs und Kurfürsten von Trier erbaut, auch der preußische Kronprinz und spätere Kaiser Wilhelm I. hat einige Zeit dort gelebt, es gehört zu den bedeutendsten Schlossbauten des Frühklassizismus, und viele andere mehr.


Ein markanter Punkt in Koblenz ist das Deutsche Eck, genau dort, wo die Mosel in den Rhein mündet; und genau dorthin zog es uns ohne Umwege an unseren Stammplatz, eine schmale Parkfläche kurz vor der Mündung, vom Moselufer nur durch eine Promenade getrennt. Da diese Perle aber bei Wohnmobilisten, auch aus dem Ausland, bekannt und sehr beliebt ist, wird’s meistens sehr eng. Und so war es auch dieses Mal wieder, die beiden möglichen Reihen waren fast geschlossen, aber, oh Wunder, vorne ganz rechts außen, direkt neben einem kleinen Park, entdeckten wir noch ein freies Stück, langsam rückwärts hineinmanövriert, und wir konnten von unserer Hecksitzgruppe aus einen herrlichen Rundumblick genießen, moselaufwärts bis zur schönen alten steinernen Balduinbrücke, Mitte des 14. Jh. auf Anweisung von Erzbischof Balduin errichtet, mit ihren gewaltigen steinernen Bögen, die die Altstadt mit dem Stadtteil Lützel verbindet, auf die Moselmündung und den sehr belebten Rhein bis hinüber nach Ehrenbreitstein, ein Stadtteil von Koblenz am rechten Ufer, und die dort in 118 m Höhe oberhalb einer schroffen Felswand thronende gewaltige Festungsanlage gleichen Namens. Seit dem 11. Jh. gab es dort oben bereits eine Burg, die 1020 in den Besitz der Erzbischöfe von Trier überging, 1160 wurde sie erweitert und nach wechselnden adeligen Eigentümern Anfang des 16. Jh. durch Kurfürst Richard von Greiffenklau zu einer Festung ausgebaut. Dieses Bollwerk hielt selbst dem Ansturm der französischen Truppen stand und musste erst 1799 nach einjähriger Belagerung wegen Hungers kapitulieren, danach wurde es von den Franzosen gesprengt, von den Preußen zwischen 1817 und 1828 wieder aufgebaut und zu einer der mächtigsten Wehranlagen Europas entwickelt, zu Stein gewordene Macht am Rhein.

Nachdem wir endlich den Rollstuhl erworben hatten „erstürmten“ auch wir diese weitläufige sehr interessante Anlage mitsamt dem zusammengeklappten Rolli per Sessellift und genossen u. a. den sich von oben bietenden traumhaften weiten Blick.


Doch jetzt zurück zu unserem Rundumblick vom Mobi aus. Auf der Moselpromenade reges Leben; etwas weiter aufwärts machte ein holländisches Flusskreuzfahrtschiff fest, und die Passagiere mischten sich unter die flanierenden Spaziergänger. Das gegenüberliegende Ufer mit einem Campingplatz in idealer Lage wird verbunden durch eine kleine Personenfähre, die sich ständig zwischen den bergauf und -ab fahrenden Berufs- und schneeweißen Ausflugsschiffen hindurchmogelt.


Nur der kleine Park trennte uns von dem berühmten Denkmal direkt am Deutschen Eck, ein ursprünglich 1897 auf wuchtigem 23 m hohen vielstufigen, von Kolonnaden umgebenen Sockel errichtetes monumentales 14 m großes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I., das kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch eine amerikanische Artilleriegranate schwer beschädigt, daraufhin abgebaut und eingeschmolzen wurde; den verbliebenen Sockel hat man 1953 zum Mahnmal der Deutschen Einheit umfunktioniert, die Stelle des zerstörten Standbildes nahm ein Flaggenstock mit der Bundesflagge ein. Das war genau der Zustand, den wir bis zu unserem Besuch im September 1990 vorfanden. Drei Jahre später wurde nach kontroversen Diskussionen das Reiterstandbild auf Grund einer Schenkung durch ein Koblenzer Verlegerehepaar in Bronze rekonstruiert und im September 93 feierlich eingeweiht, das natürlich bei unserem ersten Besuch mit Rolli im Gepäck zu unserem Besichtigungsprogramm gehörte.


Nach kurzem Ausflug in die Geschichte wieder zurück an Bord. Das Speisen im Restaurant musste an jenem Abend natürlich ausfallen, da wir den gerade noch ergatterten Superplatz auf keinen Fall aufgeben konnten, die Lokale waren für uns zu weit entfernt, um sie zu Fuß erreichen zu können, später mit dem „Rolli“ stellte das kein Problem mehr dar. Wir hatten jedoch vorgesorgt und uns unterwegs mit Leckerem für ein Abendessen an Bord eingedeckt, zusammen mit einigen Gläschen Moselriesling aus unserem Vorrat wurde es auch ein Genuss, und dazu noch diese Aussicht! Wir kosteten sie aus bis in die späten Abendstunden, als die Lastkähne nur noch durch ihre verhältnismäßig kleinen Positionslaternen zu erkennen waren und die Ausflugsschiffe mit ihrer bunten Illumination schemenhaft über das Wasser glitten; die Festung war durch Scheinwerfer in gespenstisches Licht getaucht, dazu ein fast voller Mond und ein funkelnder Sternenhimmel, also auch am letzten Abend Romantik pur.


Der Sonntagmorgen machte uns den Abschied leicht. Dicke Wolken hatten sich zusammengezogen, und es fing etwas an zu regnen. Da wir nicht zu spät zu Hause ankommen wollten, wählten wir nicht die sonst übliche Strecke, die eine ganze Weile sehr schön am rechten Rheinufer entlangführt, sondern entschieden uns für das schnellere linksrheinische Autobahnnetz. Am frühen Nachmittag parkten wir unser Mobi wieder an seinem angestammten Platz, damit war unsere herrliche 23-tägige Vierländer-, Seen- und Flusstour zu Ende, jetzt begann wieder die Zeit der kurzen Wochenendtrips.

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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