Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 148

- Bernkastel-Kues -

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damals für uns noch ein absolutes Muss für eine Unterbrechung mit Übernachtung. Inzwischen haben schwarze Schafe unter den Wohnmobilisten, die die Parkplätze zum tagelangen Campen missbrauchten, dafür gesorgt, dass der begehrteste Platz für Wohnmobile ganz gesperrt und ansonsten ein zeitliches Limit gesetzt ist. Für uns kein Drama, denn es gibt noch andere wunderschöne Stellen, an denen man willkommen ist.

Doch jetzt zurück zum Freitag, d. 31.08.90. Am späten Nachmittag erreichten wir also den am linken Ufer liegenden Stadtteil Kues, von drüben grüßte uns schon von hoher Warte aus die mächtige Ruine der Burg Landshut, Ende des 13. Jh. vom Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen erbaut, nach wechselvoller Geschichte, die nachfolgenden Bewohner aufzuzählen, würde zu weit führen, 1692 durch einen unglücklichen Brand zerstört und nie wieder aufgebaut; seit 1920 ist sie im Besitz der Stadt und wurde zur Gaststätte umfunktioniert. Jeder Zentimeter Boden wird auch hier für den Weinanbau genutzt, bis dicht an dieses Wahrzeichen heran reichen die Reben (zu seinen zahlreichen berühmten Weinen gehört auch der Bernkasteler Doktor, der den todkranken Kurfürsten Erzbischof Boemund von Trier geheilt haben soll).

Jetzt noch über die Brücke, rechts ab und die nächste Straße hinunter zum Parkplatz direkt am Fluss, wieder links bis an das unbefestigte Ende, wo sich schon etliche Wohnmobile eingefunden hatten. Das Glück war uns hold, und wir konnten uns noch in der ersten Reihe platzieren, direkt neben der Anlegestelle des weißen Ausflugdampfers.


Da es noch zu früh für unser schon erwähntes Hobby war, nutzten wir die Zeit, den in der Nähe regelmäßig abfahrenden quittengelben offenen kleinen Bus zu erklimmen, der dann im Kriechgang die steilen Kehren durch den Weinberg hinauf zur Ruine schnaufte. Von oben genossen wir den traumhaften Blick auf das hübsche Städtchen, die engen Moselschleifen, klitzeklein die weißen Ausflugsdampfer und die in der Sonne aufblitzenden Autos auf der Straße. Moselaufwärts, so weit das Auge reicht, weite Rebhänge, in den Höhen dunkel bewaldet, am Fuße in einiger Entfernung das Nachbarstädtchen Graach. In dem in der Burgruine untergebrachten Ausflugslokal, wie schon erwähnt, erfrischten wir uns mit einem kühlen Alsterwasser, bevor wir mit dem wartenden Bus die halsbrecherische Fahrt nach unten antraten.


Kurz vor 19.00 Uhr saßen wir dann an einem weiß eingedeckten Tisch mit Kerze und buntem Sommerblumengesteck in dem nahen Hotelrestaurant Zur Post, die nette Bedienung und das leckere Essen, nicht zu vergessen der fruchtige Riesling aus hiesigen Lagen, trugen sehr zum Gelingen des Abends bei. Als wir in der Dämmerung froh gestimmt zurückkehrten, hatten sich in der Zwischenzeit noch mehr Wohnmobilisten diesen schönen Platz zur Übernachtung ausgesucht. Natürlich wurden wieder Erfahrungen ausgetauscht. Zuletzt landeten unsere netten Nachbarn, ein „mittelalterliches“ Ehepaar aus Nordhausen (ehemalige DDR) bei uns an Bord. Wir stießen mit einem Gläschen Wein aus unseren gerade erstandenen Vorräten auf unser gemeinsames herrliches Hobby an, es wurde noch ein sehr lustiger Abend.


Am wieder sonnigen Samstagmorgen, Petrus sei Dank, setzten wir unsere Fahrt auf der rechten Uferseite fort. Später, als wir endlich im Besitz eines Rollstuhls waren, haben wir diesen schönen Ort noch etwas näher kennen gelernt, ganz besonders hübsch ist der Bernkasteler Stadtteil mit seinen malerischen Fachwerkhäusern in den engen Gassen, das sehenswerte Renaissance-Rathaus am Marktplatz.


Doch jetzt weiter mit unserer gemütlichen Moseltour. In Zeltingen-Rachtig (Zeltinger Himmelreich), hübsch eingebettet in Rebenhänge und Laub- und Nadelwälder, geht’s wieder auf die andere Seite, dann durch die benachbarten traditionsreichen Winzerorte Ürzig (Ürziger Würzgarten) und Kröv (Kröver Nacktarsch – sehr drastisch!), in beiden bestimmen schöne mit Erkern geschmückte Fachwerkhäuser das Stadtbild. In einer weiteren Schleife taucht der an beiden Ufern sich erstreckende Wein- und Urlaubsort Traben-Trarbach auf, auch hier malerische Fachwerkbauten und stattliche Patrizierhäuser, auf dem rechten Ufer überragt von der Ruine Grevenburg; nur der Bruchteil eines einzigen Giebels blieb von der um 1350 von den Grafen Sponheim errichteten und als Residenz genutzten Burg erhalten; wie so viele Burgen und Schlösser wurde sie oft belagert und hart umkämpft, nach wechselnden Besitzern 1680 von Ludwig XIV. erobert und dann im Laufe der vielen Erbfolgekriege schließlich im Jahre 1734 von französischen Truppen gesprengt.


Wieder Uferwechsel und weiter über das lang gestreckte kleine Örtchen Enkirch, zu Recht die Schatzkammer des rheinischen Fachwerkbaus genannt; hinein in die nächste Schleife, die Zeller Hamm. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum bekannten Weinbauort Zell (Zeller Schwarze Katz), von Rebhängen umrahmt, den wir bei einem späteren Besuch mit dem Rollstuhl genauer erkundeten, denn die Reste der alten Stadtbefestigung nebst mächtigem Obertor, die Pfarrkirche St. Peter (1786-1793) mit ihrem dreigeschossigen Turm und das ehemalige spätgotische Kurfürstliche Residenzschloss mit Renaissanceanbau aus dem 16. Jahrhundert und den barocken Hauben auf seinen zwei dicken Türmen, heute als Hotel genutzt, sind durchaus sehenswert, hübsch anzusehen die Fachwerkhäuser, ebenfalls aus spätgotischer Zeit, ein beliebtes Fotomotiv der Brunnen der Schwarzen Katz im Zentrum und der Runde Turm aus dem 13. Jahrhundert, der als weithin sichtbares Wahrzeichen, gekrönt von einer dunklen Barockhaube, malerisch aus den Weinbergen oberhalb der Stadt herausragt, ebenfalls ein Relikt der früheren Stadtbefestigung.


Weiter geht’s durch herrliche Landschaft, inzwischen wieder am linken Ufer, an der engsten Stelle der fast 14 km langen Schleife erhebt sich auf Bergeshöhe die stolze Marienburg, auf der einen Seite reichen die Reben bis an ihre Mauern heran, auf der anderen fällt der bewaldete Hang steil ab bis hinunter zur Mosel. Das ehemalige Augustinerinnenkloster wurde 1515 aufgelöst und in eine Befestigungsanlage umgewandelt; sie dient heute als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier.

Ein kleiner malerischer Ort folgt auf den anderen, Weingüter laden zur Probe ein, in den Rebhängen sehr dekorativ manch schöne alte Kirche oder kleine weiße Kapellen; dann am rechten Ufer, auf einem ca. 60 m hohen, nach drei Seiten hin steil abfallenden begrünten Bergsporn thront majestätisch über dem ebenfalls durch zahlreiche wunderschöne mittelalterliche Fachwerkhäuser geschmückten Beilstein die Ruine der einst stolzen Burg Metternich; ihre Entstehung zieht sich vom 12. bis in das 15. Jh., ab 1637 war sie im Besitz des Fürsten von Metternich, wurde 1689 im Verlauf der Pfälzer Erbfolgekriege durch die Franzosen zerstört und blieb Ruine, ging nach mehrfachem Besitzerwechsel in private Hände über, wurde zum Teil, wie auch die Ruine der Burg Landshut, in eine Gaststätte mit Biergarten umgewandelt und wird für zahlreiche Events, wie z.B. historische Burgfeste, genutzt..

Noch eine Schleife, dann fährt man geradewegs auf Cochem zu, einen der schönsten Orte des Moseltals. Die auf beiden Seiten liegenden Stadtteile sind zwar ebenfalls durch eine Brücke verbunden, außerdem verkehrt jedoch eine gemütliche Personenfähre zwischen den Ufern. Schon von weitem grüßt von den steilen Eifelrandhöhen, die hinter den engen Gassen aufragen, als imposantes Wahrzeichen die Reichsburg; um das Jahr 1000 errichtet, ereilte sie 1689 das gleiche Schicksal wie von vielen anderen Burgen und Schlössern in der Pfalz, wie auch der vorgenannten Burg Metternich, sie wurde ebenfalls von den Franzosen in Brand gesteckt und gesprengt, allerdings 1868-1877 in neugotischem Stil wieder aufgebaut, mit ihrem wuchtigen Turm und den unzähligen kleinen Türmchen wie ein Märchenschloss von Walt Disney wirkend; heute wird sie als Museum genutzt.


Da dieser Anziehungspunkt allerdings immer sehr überlaufen ist, konnten wir für unser großes Mobi unmöglich einen Parkplatz nahe am Geschehen finden, also ließen wir uns in dem langsam fließenden Verkehr mittreiben, rechts der Straße die belebte Moselpromenade, aufgelockert durch üppige Blumenrabatten in bunter Pracht, an den Anlegern schneeweiße Ausflugsschiffe, links dicht aneinander gebaut schöne alte Giebelhäuser, hübsche Farbtupfer unter den Fenstern grüne Blumenkästen mit überquellender Blütenzier.

Natürlich haben wir auch dieses Kleinod näher kennen gelernt, nachdem uns der so überaus praktische Rollstuhl größere Bewegungsfreiheit verschaffte. Doch jetzt fuhren wir langsam weiter; auf nur noch leicht gewundener Strecke gelangten wir als nächstes zum Brückenort Treis-Karden. Etwa einen Kilometer vor dem sich am rechten Ufer hinziehenden Treis erhebt sich auf einem begrünten Bergrücken zwischen dem Zusammenfluss von Dünn- und Flaumbach, zwei aus dem Hunsrück kommenden kleinen Flüssen, die dann gemeinsam in die Mosel münden, recht eindrucksvoll die mächtige Wildburg, im 13. oder 14. Jh. durch die Herren von Wildenberg erbaut; nach dem Aussterben dieser Linie wechselte die Burg in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer, im schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieg wurde auch sie von französischen Truppen zerstört, erst 1956 wurde die Ruine von einem Privatmann gekauft, größtenteils wieder aufgebaut und wird heute noch bewohnt.

Nur wenige hundert Meter weiter auf demselben Bergsporn überragt die Ruine der Burg

Treis das Moseltal, von der angenommen wird, dass sie schon in der zweiten Hälfte des 11. Jh. erbaut wurde; nach wie immer wechselnden Besitzern fiel auch sie 1689 den französischen Truppen zum Opfer, wurde allerdings nicht wieder aufgebaut, nur noch ein Bergfried (Hauptturm einer mittelalterlichen Burg) ist zu sehen; erst seit 1950 wird sie durch einen privaten Erwerber vor dem völligen Verfall bewahrt.


Der linke Stadtteil Karden wird geprägt durch die schöne alte ehemalige Stifts- und jetzige Pfarrkirche St. Castor aus dem 12./13. Jahrhundert mit ihren wuchtigen drei Türmen, von den Einheimischen auch „Moseldom“ genannt; mit ihren romanischen, gotischen und barocken Stilelementen gehört sie zu den kunsthistorisch bedeutendsten Sakralbauten an der Mosel.

Schon ein paar flache Kurven weiter grüßt vom Burgberg am rechten Ufer die nächste Burg herüber. Wie man sieht, wird die ganze herrliche Mosellandschaft von unzähligen dieser imposanten Zeugen aus vergangenen Zeiten geprägt. Es handelt sich um das weithin sichtbare Wahrzeichen über dem historischen Örtchen Alken, das wie übrigens viele Orte an der Mosel schon in römischer Zeit besiedelt war, die zweitürmige Burg Thurant; teils auf römischen Grundmauern errichtet, ist sie eine der ältesten im Moselgebiet; Pfalzgraf Heinrich, ein Bruder König Ottos IV., erbaute sie 1197, nach dessen Tod wechselten mehrfach die Besitzer, bis schließlich die Erzbischöfe von Köln und Trier in einer gemeinsamen Aktion im Jahre 1248 die Burg eroberten und unter sich aufteilten, eine Trennmauer errichteten und alles Weitere doppelt erbauten, gut zu erkennen an den zwei vorhandenen Bergfrieden. Auch die Doppelburg war in späteren Jahren, ganz besonders während des schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieges, immer wieder Zerstörungen ausgesetzt, wurde zu Beginn des 20. Jh. von privater Hand erworben und zum größten Teil wieder aufgebaut; sie befindet sich noch heute in privatem Besitz und kann ganzjährig gegen Entgelt besichtigt werden.

Die Sonne strahlte nach wie vor vom von nur wenigen schneeweißen Wattewölkchen bedeckten tiefblauen Himmel, flotte Rhythmen aus den Lautsprechern begleiteten weiterhin unsere Fahrt durch die wunderschöne Landschaft, Genuss pur! Nach nur wenigen Kilometern wechselten wir hinüber zum malerischen kleinen Ort Niederfell und folgten dann dem ebenso schönen rechten Ufer, da wir uns traditionsgemäß noch an dieser Strecke bei einem Obstbauern mit frischen Früchten eindecken wollten. Hinter der nächsten Schleife unterquerten wir bei Winningen die Autobahnbrücke der A 61, sehr beeindruckend, wie sie auf mächtigen Pfeilern ruhend, in 137 m Höhe das Moseltal überspannt. Jetzt waren wir nicht mehr weit von unserem Tagesziel entfernt, der reizvoll an der Mündung der Mosel in den Rhein gelegenen Stadt

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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