Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 11
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ОглавлениеVon Sonnenaufgang an ritten sie auf seiner Spur, drei Männer mit breitrandigen Hüten, bunten Cowboyhemden und Gewehren über den Sätteln. Mehr Einzelheiten erkannte Felipe auf die Entfernung nicht.
Eine Staubfahne hing in der heißen Luft hinter ihnen. Sie schonten die Pferde und begnügten sich damit, Felipe nach Nordwesten zu treiben, weg vom Trail der geraubten Herde und ihrem Ziel.
Flimmernde Weite dehnte sich zum Horizont. Felskämme ragten in der Ferne empor. Die riesigen Saguarokakteen wirkten wie verzauberte Wächter. Die Sonne stieg. Der Sand in der Senke glühte wie frische Ofenasche. Felipe vermutete, dass er die Grenze bereits überquert hatte und sich in den Ausläufern der Gilawüste befand.
Außer dem 44er besaß er nun auch Daves Winchester. Er hatte sie am Sattel festgebunden. Gegen Mittag färbte der Himmel sich dunkel. Kein Lufthauch war zu spüren.
Nach einiger Zeit spürte Felipe ein Prickeln auf der Haut. Die Luft war so trocken, dass jeder Schweißtropfen sofort verdunstete. Felipe kannte die Zeichen und schaute sich nach einem Unterschlupf um. Die Verfolger drehten ab.
Eine Stunde später orgelte der Sandsturm übers Grenzland. Die Welt schien in Schwärze und sturmgepeitschten Sandmassen unterzugehen.
Felipe verkroch sich zwischen den Felsen an einer Arroyoböschung. Sie boten auch dem Pferd Schutz. Drei Stunden wütete der Sturm. Dann senkte sich gespenstische Stille auf die Wildnis. Alle Fährten waren ausgelöscht, weit und breit keine Bewegung.
Die Banditen ahnten nicht, dass Felipe ihr Ziel kannte. Er war kein Problem mehr für sie. Felipe dagegen hatte gleich mehrere: Die Sattelflasche war leer, und ohne Wasser würden der Schecke und er den nächsten Tag nicht überstehen. Außerdem kannte Felipe die Gegend nicht. Er wusste nur, dass Tombstone irgendwo im Osten oder Nordosten lag.
Sein einziger Wegweiser war die Sonne. Dazu kam, dass Conchitas Entführer einen Vorsprung besaßen, den er nicht aufholen konnte. Doch er gab nicht auf.
Noch vor Einbruch der Dunkelheit fand er eine Wasserstelle, besser, der Schecke witterte sie. Felipe wäre sonst sechzig Yard entfernt daran vorbeigeritten. Felsen umschlossen sie. Gras und Fettholzstauden wuchsen dazwischen.
Felipe hobbelte das Pferd an, damit es sich nicht zu weit entfernte, wenn er schlief. Dann wickelte er sich in die Decke. Er war so erschöpft, dass ihm gleich die Augen zufielen. Als er aufwachte, war es heller Tag.
Zwei große, hartgesichtige Reiter hielten auf der anderen Seite des Tümpels. Ihre Kleidung war staubbedeckt. Ein Grinsen kerbte die Mundwinkel.
Die tief gehalfterten Sechsschüsser fielen Felipe auf. Der jüngere saß auf Felipes Pferd. Etwas Wildes war in seinem Blick. Der Gefährte war breitschultrig. Die schwarz-gelockten Haare hingen über den Hemdkragen.
»Hast ’nen gesunden Schlaf, Amigo.«
Felipe schleuderte die Decke zur Seite. Er hatte die beiden nicht im Camp der Viehräuber gesehen.
»Wer seid ihr!«
»Mein Name ist William Brocius Graham. Man nennt mich auch Bill Brocius oder Curly-Bill. Bei meinem Feund ist das weniger kompliziert. Er heißt Johnny Ringo.«
Es waren die Namen berüchtigter Revolvermänner. Einige bezeichneten sie auch als Outlaws, aber nur hinter ihrem Rücken. Der Schwarzhaarige lachte.
»Amigo, du hast hoffentlich nichts dagegen, dass Johnny dein Pferd ausleiht.«
»Der Teufel ist dein Amigo!«
»Stimmt.« Curly-Bill drehte den Kopf zur Seite und spuckte aus. »Deshalb rat ich dir, vorsichtig zu sein.« Sein Blick war kalt, dann grinste er wieder. »Bandoleros verfolgen uns. Sie erschossen Johnnys Pferd. In fünf Minuten werden sie hier auftauchen. Darum haben wir’s eilig. Du brauchst keine Angst zu haben. Immerhin sind’s Landsleute von dir.«
Felipe stand auf. Die beiden fühlten sich haushoch überlegen. Ihr Grinsen machte ihn wütend.
»Ihr wisst genau, dass ein Mann zu Fuß hier draußen verloren ist.«
»Vielleicht kannst du deine Compadres überreden, dir ’nen Gaul zu überlassen, wenn sie hier antanzen«, meinte Ringo achselzuckend. Er war nur wenig älter als Felipe. Ein raues Leben hatte ihn bereits geprägt. Der Kolben seines Sechsschüssers war abgewetzt. »Das ist für den Schecken, Amgio.«
Er warf zwei Double Eagles über den Tümpel. Die Münzen fielen vor Felipes Stiefel. Seine Augen funkelten.
»Ich pfeif drauf!«
»Das kannst du halten, wie du willst.« Lachend wendeten sie. Sie wirkten so sorglos, dass Felipe es riskierte und zum 44er griff. Er hatte die Waffe noch nicht ganz heraus, als er in die Mündungen von zwei Colts blickte.
Das Stampfen der Hufe setzte aus. Dann lachte Curly-Bill, aber in seinen Augen glitzerte der Tod.
»Du hast Mut, Amigo, doch der allein genügt nicht.«
Der Colthammer knackte unter seinem Daumen. Ringos Waffe verschwand im Holster.
»Er ist noch verdammt jung, Bill. Wie ich damals, als ich aus Missouri kam. Gib ihm die Chance, seine Lektion zu lernen.«
»Ich riskiere keine Kugel in den Rücken.«
Prüfend bohrte Ringos Blick sich in Felipes Augen.
»Er ist keiner, der ’nen Gegner von hinten erschießt.«
Felipe umklammerte nach wie vor den Colt. Doch Ringo wandte sich ab und ritt davon. Bill zögerte noch. Dann wirbelte er lachend den Sechsschüsser um den Zeigefinger und folgte ihm.