Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 13
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ОглавлениеDie Bandoleros suchten sofort nach Spuren. Es waren acht Mann, alle in schmutziges Leinenzeug gekleidet, aber die Waffen waren blitzblank. Einige trugen gekreuzte Patronengurte über den Oberkörpern. Spitzkronige Sombreros thronten auf den Köpfen. An den Sätteln hingen Gewehre und Macheten.
Felipe hatte seine Fußabdrücke verwischt. Er kauerte wie ein von Jägern umzingeltes Tier unter einer schrägen Felsplatte. Seine Rechte krampfte sich um den 44er Colt. Curly-Bill und Johnny Ringo waren höchstens fünf Minuten fort. Im Nachhinein wünschte Felipe ihnen die Pest an den Hals. Seine »Landsleute« sahen nämlich nicht danach aus, als würden sie lange fackeln, wenn sie ihn entdeckten.
»Ein Reiter hat hier auf sie gewartet.«
»Dann holen wir uns eben drei Skalps.« Der bullige Anführer lenkte sein Pferd um die Wasserstelle. Der schwarze Bart und die schwarzen Zotteln, die unter dem Sombrero hervorhingen, ließen von seinem Gesicht nur Nase und Augenpartie erkennen. »Sie müssen das Silber haben, das in der Kutsche war, die wir überfielen.«
»In den Satteltaschen des erschossenen Gauls waren nur Patronen und Proviant.«
»Dann haben sie’s unterwegs versteckt. Wir werden’s schon aus ihnen herauskitzeln. Vamos, Muchachos!«
Rücksichtslos trieben die Mexikaner ihre durstigen Pferde vom Tümpel weg. Katzenhaft glitt Felipe aus seinem Versteck. Die Reiter drehten ihm die Rücken zu. Der Anführer war bereits zehn Schritte voraus. Der letzte Mann der Horde befand sich dicht vor ihm.
Mit einem Panthersatz landete Felipe hinter ihm auf dem Pferd. Sein Hieb mit dem Coltlauf schleuderte den Bandolero herab. Der Braune scheute. Sein Wiehern riss die anderen herum. Die Überraschung lähmte sie einen Moment. Dann hoben sie fluchend die Revolver.
Felipe hielt bereits die Zügel, brachte die Füße in die von einem Lederschutz umhüllten Bügel und zog den Wallach nach rechts. Gleichzeitig feuerte er einen Schuss über die Köpfe der Reiter.
Der Braune machte einen erschreckten Satz. Die Kugel des Anführers verfehlte den jungen Mexikaner. Die hämmernden Hufe warfen Sand und Steine auf die Gegner. Als die nächsten Schüsse krachten, verschwand Felipe hinter einem Felsen. Gleich darauf lag die Ebene vor ihm. Kugeln pfiffen ihm nach.
Er galoppierte nach Osten. Curly-Bills und Johnny Ringos Fährte verlief vor ihm. Schießend und schreiend tauchten die Bandoleros hinter ihm auf.
Der Braune war kräftig und zäh, aber kein Renner. Nach einer Meile riss der Pulk der Verfolger auf. Der Schwarzbart und zwei seiner Kumpane holten auf. Der Rest der Bande hielt ungefähr gleichen Abstand.
Sie schossen jetzt nicht mehr. Mitleidlos benutzten sie die Sporen. Einige schlugen mit den Zügelenden und Sombreros auf die Tiere ein. Das Dröhnen der Hufe ließ die Erde zittern. Ein leichter Wind drückte den von den Reitern aufgewirbelten Staub seitwärts von der Spur. Saguarokakteen und Dornbüsche huschten vorbei. Hügel säumten die Ebene.
Die Kuppen im Nordosten lagen näher als jene, zwischen den Bills und Ringos Spur verschwand. Felipe änderte die Richtung. Vielleicht entschieden der Schwarzbart und seine Kumpane sich für das wichtigere »Wild«. Aber ein Blick über die Schulter zeigte Felipe, dass die wutentbrannte Meute hinter ihm blieb. Der Abstand der Vorhut hatte sich weiter verringert.
Die Colts krachten wieder. Felipe verzichtete darauf, zurückzuschießen. Vom galoppierenden Pferd besaß er höchstens die Chance eines Zufallstreffers. Trotzdem kamen ihm einige Kugeln gefährlich nahe. Der Braune lief gleichmäßig, aber Schweißflecken dunkelten jetzt sein Fell. An den Nüstern klebte Schaum. Die Bandoleros schienen entschlossen, ihre Gäule bis zum Zusammenbrechen anzuspornen.
Felipe schätzte die Entfernung zu den Hängen – dreihundert Yard.
Er wusste nicht, was lauter dröhnte: sein Herzschlag oder die Hufe. Eine Kugel streifte den rechten Steigbügel.
Zweihundert Yard.
»Du schaffst es, Amigo, du schaffst es!«, feuerte er den Braunen an. Er stellte sich in die Bügel und beugte sich weit vor, um sein Gewicht besser zu verlagern.
Hundertfünfzig Yard, hundert …
Er hörte die Verfolger wieder schreien. Die nächste Kugel zupfte an seinem Ärmel. Dann war er am Hang. Das Pferd stolperte. Die Hufe sanken ein.
Felipe sprang ab und zog es mit! Sandfontänen spritzten um ihn. Seite an Seite preschten der Schwarzbart und seine Gefährten heran. Die anderen waren zurückgefallen.
Mit einem Schlag auf die Hinterhand trieb Felipe den Wallach auf der anderen Hügelseite hinab. Die Bandoleros wurden völlig überrascht, als er, statt zu fliehen, sich auf ein Knie stützte und zu schießen begann. Mit der Linken umfasste er dabei das rechte Handgelenk. Der 44er blitzte und krachte.
Der Falbe des Anführers überschlug sich. Der Reiter rechts von ihm stürzte mit ausgebreiteten Armen in den Sand. Erschrocken riss der dritte Mexikaner sein Pferd zur Seite. Sein Revolver war leergeschossen. Er feuerte mit dem Gewehr weiter.
Felipes letzte Kugel verfehlte ihn. Hastig lud er.
Schießend stürmte der Gegner heran. Inzwischen kam der Schwarzbart wieder auf die Füße. Er musste ebenfalls laden. Sein Karabiner war unter dem Falben eingeklemmt. Da krachte es seitlich von Felipe. Der Reiter griff sich an die Brust und kippte vom weiterstürmenden Pferd. Dann traf es den Anführer. Er fiel vornüber und rührte sich nicht mehr.
Felipe traute seinen Augen nicht. Fünf Schritte neben ihm saß Johnny Ringo lässig auf dem Schecken. Sein Colt qualmte. Schmaläugig erwartete er die übrigen Gegner. Sie hielten jedoch, schüttelten drohend die Waffen und schrien Verwünschungen. Dann ritten sie davon. Grinsend ersetzte Ringo die abgeschossenen Patronen.
»Die sehen wir nicht wieder. Du warst nicht schlecht, Amigo. Wenn du mir den Braunen überlässt, bekommst du deinen Schecken zurück. Bill wartet am Pirna Rock. Wir wollen nach Tombstone.«
»Ich auch.«