Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 23

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Curly-Bill ritt voraus. Felipes Brauner war an seinem Sattel festgeleint. Der Mond übergoss die Hügel am Rand des San Pedro Valley mit silbriger Helligkeit. Die Felsen, Büsche und Kakteen warfen bizarre Schatten. Kojotengeheul begleitete die Reiter. Die große Schwefelquellen-Ranch der McLowry-Brüder lag mehrere Meilen hinter ihnen.

Emmery lenkte sein Pferd nach vorn und sprach leise auf den großen, breitschultrigen Revolvermann ein. Zwischendurch schaute er sich hasserfüllt nach Felipe um.

Fesseln umspannten die Handgelenke des jungen Mexikaners. Sein Kinn ruhte auf der Brust. Er schien auf dem gleichmäßig stampfenden Pferd einzuschlafen. In Wirklichkeit war jede Faser in ihm gespannt. Die Banditen wussten nichts von dem Messer in seinem Stiefelschaft. Nur der Mond machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Emmery hielt die Winchester quer über dem Sattel. Er brauchte sich nur halb zu drehen und abzudrücken. Wenn es nach ihm ging, würde der Gefangene den Sonnenaufgang nicht erleben.

»Nur fünf Minuten allein mit ihm …«, schnappte Felipe auf. »Ike und seine Brüder … bestimmt auch dafür. Ringo … kein Vorwurf machen … wenn bei … Fluchtversuch erschossen …«

Felipe fror. Curly blickte geradeaus. Schließlich gab Emmery es auf. Als sie wenige Minuten später ein ausgetrocknetes Flussbett erreichten, hielt Curly-Bill.

»Vielleicht haben die Earps auch vor der Clanton-Ranch ’nen Trupp postiert. Sieh nach, Rhett! Ich möcht’ nicht in ’nen Hinterhalt reiten.«

Ihre Blicke trafen sich. Emmery begann zu grinsen.

»Verlass dich auf mich, Bill.«

Seine Stimme kratzte. Felipe erkannte den Triumph in seinen Augen, ehe er im Schatten der Felsen und Saguaros verschwand. Curly ritt die Böschung hinab. Er schaute sich nicht um. Das Seil zog Felipes Pferd mit. Die Hufe klapperten.

Curly blieb im Arroyo. Der Mond beschien die Reiter. Sie boten jedem im Hinterhalt lauernden Schützen ein deutliches Ziel. Die Pferde gingen im Schritt.

Felipe blieben nur Minuten. Hundert Yards voraus verengte sich das Arroyo. Felsen bedeckten Hänge. Wahrscheinlich wartete Emmery dort. Hinterher würde sich nicht klären lassen, wer die tödlichen Schüsse abgefeuert hatte.

Curly drehte sich eine Zigarette. Er schien den Gefangenen vergessen zu haben. Felipes funkelnde Augen waren auf seinen Rücken gerichtet, als er sich rechts hinabbeugte und das Messer aus dem Stiefelschaft zog. Die Gewissheit, dass Curly es sofort merken würde, wenn er das Sattelseil zerschnitt, ließ ihn zögern.

»Pass auf, Bill, er hat ein Messer!«, gellte es. Emmerys hagere Gestalt tauchte schräg voraus über dem mondhellen Flussbett auf. Bill zündete gerade die Zigarette an. Er schleuderte das brennende Streichholz weg, drehte sich und zog.

Die Klinge durchtrennte den Strick. Im Dröhnen von Curly-Bills Waffe stürzte Felipe seitlich herab. Der Braune wirbelte herum.

»Erwischt!«, schrie Emmery begeistert.

Aber die Stelle, wo Felipe am Boden liegen sollte, war leer. Der Braune stürmte die Böschung hinauf. Felipes gefesselte Hände umklammerten das Sattelhorn. Er hing an der von Curly abgewandten Seite. Das Messer hatte er verloren.

Emmerys Gewehr peitschte. Auch Bill schoss wieder. Aber sein Pferd tänzelte, so dass die Kugel nur Felipes Sattel streifte. Wiehernd brach der Vierbeiner durch das Mesquitegestrüpp am oberen Böschungsrand.

Felipe schwang sich hinauf. Die Riemen an seinen Handgelenken brannten. Hufschlag trommelte hinter ihm.

Mit feuerspuckender Winchester bog Emmery um einen mondbeglänzten Quader. Felipe hörte das Pfeifen der Kugel, packte die Zügel und galoppierte auf die nächste Buschmauer zu. Zweige peitschten ihn. Sein Hemd zerriss. Der Braune schnellte über einen von den Sträuchern verdeckten Graben.

Emmery feuerte abermals. Felipe wich einer Felsgruppe aus, jagte über einen kakteenbestandenen Kamm und durch eine staubgefüllte Senke. Als er zurückschaute, galoppierte Emmery auf einer Bodenwelle, die Zügel ums linke Handgelenk geschlungen, die Winchester an der Schulter. Mündungsfeuer blitzte.

Felipe riss den Braunen nach links und preschte um einen Hügel herum in Richtung McLowry-Ranch. Dann fiel ihm ein, dass er dort womöglich den Earps und ihrem Aufgebot in die Hände ritt. Conchita aber bekam nur eine Chance, wenn ihn weder die eine noch die andere Partei erwischte. Er war froh, dass Curly-Bill sich nicht an der Verfolgung beteiligte.

Hinter dem nächsten Höhenrücken lenkte er das Pferd nach Norden, wo die Zinnen der Whetstones das zweite Plateau um Tombstone rahmten. Ein dichtes Buschfeld nahm ihn auf. Seine Hoffnung, dass Emmery die ursprüngliche Richtung hielt, erfüllte sich nicht. Die vom Mondlicht durchtränkte Staubfahne auf seiner Spur verriet ihn. Emmery schoss jetzt nicht mehr. Wütend schlug er auf das Pferd ein. Das Donnern der Hufe schallte weit durch die Nacht.

Vergeblich zerrte Felipe an den Fesseln. Auch mit den Zähnen vermochte er sie nicht zu lockern. Er konnte nur wieder versuchen, den Verfolger abzuhängen. Die Sträucher waren so hoch, dass Felipes einzige Orientierung ebenfalls nur der von Emmerys Pferd aufgewirbelte Staub war. Immer noch befand sich der Bandit in Gewehrschussweite. Felipe änderte mehrmals rasch hintereinander die Richtung, so dass ein breiter, ausgefranster Staubschleier den Verfolger irritierte.

Felipe ritt ein Stück zurück und saß hinter einem dichtbelaubten Mesquitebusch ab. Hufgetrappel raste heran. Etwa auf gleicher Höhe mit Felipe verlangsamte Emmery das Tempo. Der im Mondlicht schwebende Staub senkte sich langsam. Nirgends war eine neue Fahne zu sehen.

Emmery musste annehmen, dass Felipe Felsboden erreicht hatte. Fluchend entschied er sich für die Richtung, wo der Staub noch am dichtesten hing. Die Hufe schaufelten nur wenige Yard an Felipes Versteck vorbei.

Im Nu war Felipe wieder im Sattel. Er tauchte in den von Emmerys Pferd aufgewirbelten Staub, entgegengesetzt zu Emmerys Trail. Nach vierzig Yard bog er nach Westen ab. Er ritt jetzt langsam, damit kein Staub sich mehr über die Büsche hob. Zweige streiften ihn. Es dauerte nicht lange, bis er von neuem Hufgetrappel vernahm.

Er hielt, wartete, immer noch gefesselt und mit dem ungeladenen Colt. Emmery suchte ihn. Aber im Schatten der Mesquites und Kreosots war keine Spur zu erkennen.

Der Mond leuchtete. In der Ferne klagte ein Kojote. Emmery ritt kreuz und quer. Dabei entfernte er sich. Vorsichtig setzte Felipe seinen Weg fort. Der Tag war nicht mehr fern, als er aus der Buschwildnis auf eine felsige Bergkuppe ritt. Der Mond ging unter, die Sterne verblassten.

Bleierne Müdigkeit kroch durch Felipes Glieder. Er war hungrig und durstig. In einer Satteltasche fand er Schwarzbrot und Speck, in der anderen ein Messer und Coltmuniton. In kurzer Zeit war er die Fesseln los. Er lud den 44er, dann versorgte er den Braunen. Er aß und trank, ehe er sich einen Schlafplatz suchte.

Das Schnauben des Wallachs weckte ihn. Sofort hielt er den Colt. Ein Tier huschte davon. Die Sonne stand über den Dragoons. Der Himmel strahlte. Von der Kuppe besaß Felipe einen weiten Blick. Im Osten dehnte sich das Buschfeld. Nach Westen und Süden reihten sich kakteenbestandene Bodenwellen. Vereinzelte Felsgruppen ragten empor. Dahinter glitzerte das Rinnsal des San Pedro River. Ein Reiter kam von dort.

»Emmery!«

Er bewegte sich schräg zur Felskuppel auf die Whetstone Mountains zu. Zweifellos suchte er nach wie vor Felipes Spur. Der junge Mexikaner spannte sich. Emmery war ein Mörder, und wenn er je wieder einen Menschen erschoss, dann traf ihn, Felipe, die Mitschuld. Entschlossen band er das Pferd los.

»Tut mir leid, Amigo, das Frühstück fällt aus.«

Banditen greifen an! Sammelband 4 Western

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