Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 25
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ОглавлениеEine dünne Rauchsäule wies Felipe die Richtung. Er band sein Pferd an einen Strauch und schlich darauf zu. Die letzten dreißig Yard kroch er. Das Feuer brannte in einer von Sträuchern umschlossenen Senke. Emmery wandte Felipe den Rücken zu. Er schöpfte Kaffee aus dem Topf, der über den Flammen hing. Das Gewehr lag neben ihm. Außerdem war er mit einem Colt bewaffnet. Das Pferd stand im Schatten, ein Rotfuchs, nicht der Braune, den Emmery vergangene Nacht ritt. Das bedeutete, dass er inzwischen auf der Clanton-Ranch gewesen war. Sie lag näher als die der McLowrys.
Ein Kribbeln überlief Felipe. Er begriff, dass der Bandit sich absichtlich so auffällig durchs Gelände bewegt hatte. Er war der Köder. Die Falle würde zuschnappen, wenn Felipe ihn zu überrumpeln versuchte.
Dann war nicht Rhett Emmery, sondern er selbst ein toter Mann. Die Sonne schien auf einmal heißer zu brennen. Felipe schwitzte bei dem Gedanken, dass vielleicht schon ein Gewehr auf ihn zielte. Vorsichtig drehte er den Kopf, aber niemand war zu sehen. Die Luft flimmerte.
Ein Schnauben kam aus der Senke, dann knackte schräg gegenüber ein Zweig. Einen Moment hatte Felipe gehofft, dass er sich irrte und Emmery doch allein war. Nun packte er den Colt fester. Seine Blicke tasteten die Hänge ab. Nichts rührte sich. Emmery aß und trank. Der Duft von Kaffee und gebratenem Speck erreichte Felipe. Die Verlockung, den Revolver zu heben und den Mörder anzurufen, war groß. Plötzlich umflatterte ein Vogelschwarm den Felsblock rechts von ihm. Felipe lugte durchs Gebüsch.
Ein Mann, der ein Halstuch vor das Gesicht gebunden hatte, duckte sich hinter dem Felsen. Sein Gewehr deutete in die Senke. Bestimmt war er nicht allein.
Lautlos schob Felipe sich um den Busch. Er musste fort. Aber vielleicht warteten die Banditen schon bei seinem Braunen. Panik wallte in ihm auf. Er bezwang sie und kroch weiter. Ein Rascheln warnte ihn. Dann sah er den Mann, der links an ihm vorbeikroch. Der Bandit bemerkte ihn nicht. Aber sie suchten ihn. Sie wussten, dass er da war. Wahrscheinlich hatten sie ihn die ganze Zeit beobachtet, als er auf Emmerys Spur ritt.
Felipe bemühte sich, ruhig zu bleiben. Der Rückweg zu seinem Braunen war zu riskant. Also musste er sich eins von den Outlaw-Pferden schnappen. Er vermutete sie hinter der Bodenwelle, an der er vorbeigekommen war. Er wich nach rechts aus – und prallte mit einem Maskierten zusammen, der hinter einem Kreosotbusch hervorkroch. Das Gewehr behinderte den Mann. Felipes Coltlauf traf ihn.
»Mitch, wo bleibst du?« Das Flüstern kam von noch weiter rechts. Ein Scharren näherte sich. Dann lauter: »He, Mitch!«
Da war Felipe schon fünf Yard weiter. Geduckt richtete er sich auf. Ein Schrei kam von dort, wo der Bewusstlose lag.
»Der Kerl hat Mitch niedergeschlagen!«
Ein Fluch antwortete. Felipe begann zu laufen. Die Bodenwelle war sein Ziel. Wenn die Pferde woanders standen, blieb ihm nur die Möglichkeit, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
»Da ist er!«
Ein Schuss peitschte. Zerfetzte Blätter um wirbelten Felipe. Er hielt sich nicht damit auf, zurückzufeuern. Noch zwanzig Yard, fünfzehn, zehn …
Er stolperte, fiel. Zweige brachen. Staub biss in seine Augen. Schon war er wieder auf den Füßen. Revolver und Gewehre krachten, Blei pfiff. Keuchend hetzte Felipe auf die Bodenwelle.
»Nat, pass auf die Gäule auf!«, schrie eine heisere Stimme.
Damit war nicht nur der Pferdewächter, sondern auch Felipe gewarnt. Er feuerte sofort, als er die Bewegung zwischen den Kakteen ausmachte. Ein Mann taumelte aus dem Schatten und brach zusammen. Die sechs Pferde waren angepflockt. Sie schnaubten und stampften.
Felipe durchtrennte die Zügel. Mit Kennerblick wählte er die rostfarbene Stute mit dem weißen Brustfleck. Als er sich in den Sattel schwang, erschienen die Verfolger auf dem Kamm. Ihre Tuchmasken waren verrutscht. Felipe erkannte die Viehräuber, deren Fährte er damals im Sandsturm verlor. Sein Colt krachte.
»Lasst ihn nicht entkommen!«, kreischte Emmery. Ein Getroffener rollte den Hang herab. Von Kugeln umschwirrt, sprengte Felipe davon.