Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 35

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Der Mond schien in Felipes Gefängnis. Reiter kamen, andere verließen die Ranch. Raue Stimmen erklangen. Um Mitternacht trat Stille ein. Nur die Kojoten heulten. Felipes Glieder schmerzten vom Liegen auf dem harten Boden. Sein Magen knurrte. Schlimmer war aber der Durst. Die Banditen schienen ihn vergessen zu haben.

Morgen war der Tag, an dem die tödliche Entscheidung im Cochise County fiel. Wenn die Earps auf dem Boothill lagen und die Floyd-Mine sich in Frank McLowrys Gewalt befand, galt kein Gesetz mehr im Land. Und Conchita war das wichtigste Werkzeug in Franks Plan.

Felipe bekam Schweißausbrüche, wenn er daran dachte. Das Risiko des offenen Kampfes mit den Earps, das die McLowrys und Clantons in ihrem Hass eingingen, änderte nichts daran, dass Sheldon Floyd sterben und die Silbermine den Banditen gehören würde – egal, wie das Duell in Tombstone ausging. Vergeblich überlegte Felipe, wie er fliehen und Floyd und die Marshals warnen konnte.

Da ging lautlos die Tür auf. Conchita betrat die Kammer, barfuß und wieder nur mit dem langen Nachthemd bekleidet. Die schwarzen Haare umflossen die Schultern. Schweigend stellte sie einen mit Tee gefüllten Krug neben Felipe.

»Binde mich los!«

Sie lächelte. Jener seltsame Glanz war wieder in ihren Augen. Felipe zerrte an den Fesseln.

»Komm zu dir! Begreif doch, was diese Verbrecher vorhaben! Du darfst nicht mitmachen!«

»Frank und ich werden auf einer großen Hazienda in Mexiko leben, wenn alles vorbei ist«, erwiderte sie ruhig. »Ich liebe ihn. Ich werd’ alles tun, was er von mir verlangt.«

»Sie haben dir ein Rauschmittel gegeben. Du bist nicht …«

Die Tür schloss sich hinter der jungen Mexikanerin. Felipe biss die Zähne zusammen und riss an den Fesseln, bis die Handgelenke bluteten. Das Hemd klebte an ihm. Seine Kehle war trocken. Mühsam setzte er sich auf und nahm mit den vorn zusammengebundenen Händen den Krug. Der Tee besaß einen merkwürdigen süßlichen Beigeschmack.

Felipe spuckte ihn sofort wieder aus. Ein Verdacht durchglühte ihn: Die Banditen wollten auch ihn unter Drogen setzen, die Conchita zur Marionette machten. Ho Fungs Werk. Aber gewiss hatte Frank die Mexikanerin geschickt.

Felipe würgte. Jede Faser in ihm lechzte nach Flüssigkeit. Vielleicht war sein Verdacht unbegründet. Er zögerte, kämpfte mit sich.

Dann bewegte sich der Türknauf. Der kleine Chinese lugte herein. Offenbar erwartete er, dass Felipe bereits getrunken hatte.

»Sag deinem Boss, dass ich nicht drauf reinfalle.«

Ho Fung kicherte.

»Du bald gloßen Dulst. Du stelben, wenn nicht tlinken.« Wie viele Chinese sprach er kein R.

»Scher dich zum Teufel!«, antwortete Felipe.

Ho Fung schob den Riegel vor. Im Haus blieb alles still. Der Mond wanderte. Nur mehr ein schmaler Lichtstreifen traf die Regale. Felipe dachte an seine Mutter. Wie viele Tage waren verstrichen, seit er die Ruinen des Rancho Montoya verließ? Zum ersten Mal befiel ihn Hoffnungslosigkeit.

Dunkelheit füllte jetzt die Kammer. Die Kojoten verstummten. Unerbittlich meldete sich der Durst. Es war besser, er zerschlug den Krug, bevor er der Versuchung erlag. Im selben Moment wusste er, wie er sich befreien konnte. Er dämpfte das Klirren, in dem er sich auf den Krug wälzte. Dann sägte er mit einem scharfrandigen Scherben an den Fesseln.

Er war schweißnass, als die Riemen fielen. Die Füße freizubekommen, war kein Problem. Er massierte die Beine, ehe er sich erhob.

Er zwängte sich aus der Fensterluke. Es war kalt. Die Sterne verblassten. Der Mond nahte. Nebelfetzen umgaben die Ranch.

Felipe brauchte ein Pferd. Die Tiere im Corral schnaubten, als er sich ihnen vorsichtig näherte. Aus dem offenen Schuppen drang ein metallisches Schnappen – das Gewehr des Wachpostens!

Felipe duckte sich hinter einen Pfosten. Die Pferde stampften.

Felipe warf einen Stein gegen die Schuppenwand. Eine Gestalt löste sich aus der Schwärze. Der Bandit hielt ein Gewehr. Wieder warf Felipe einen Stein. Geduckt schlich der Posten zur Ecke.

Felipe kroch in den Corral. Die Tiere waren ungesattelt, aber ein Strick als Zaumzeug genügte ihm. Er hatte das Seil, mit dem seine Füße gefesselt waren, mitgenommen. Die rostbraune Stute mit dem weißen Brustfleck trabte zu ihm. Felipe öffnete das Gatter.

»Wer ist da?«, schrie der Posten.

Felipe schwang sich auf die Stute.

»Lauf!«

Der Posten feuerte. Felipe duckte sich. Das Pferd stürmte an der Scheune vorbei. Wieder peitschte das Gewehr. Im Haus flammte Licht. Das Hämmern der Hufe übertönte die wütenden Stimmen.

Die Hügel flogen Felipe entgegen. Yuccastauden wischten vorbei. Er galoppierte in den Einschnitt, durch den der Trail nach Tombstone lief.

Plötzlich tauchte ein Schatten neben ihm auf – ein Reiter. Sein Hieb mit dem Coltlauf warf Felipe aus dem Sattel.

Banditen greifen an! Sammelband 4 Western

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