Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 33
26
ОглавлениеDie zerschossenen Fenster waren mit Segeltuch bespannt. Blasse Helligkeit sickerte herein. Außer den McLowry-Brüdern, Ringo und Curly-Bill waren die Clantons und noch ein Dutzend rau wirkender Männer im Raum. Ho Fung räumte das Frühstücksgeschirr ab. Frank versetzte dem Gefesselten einen Tritt.
»Was hast du dem Marshal erzählt?«
Felipe schwieg. Der Ranchboss stieß ihm wieder die Stiefelspitze gegen die Rippen. Ringo erhob sich.
»Bringt ihn nach nebenan!«
Franks dunkle Augen funkelten. »Gibst du jetzt die Befehle?«
»Ich mach nur mit, wenn der Junge am Leben bleibt. Wenn wir das Silber haben, bring ich ihn und seine Schwester nach Mexiko.«
»Hast du vergessen, dass er Rhett erschoss?«, protestierte Jim Crane wütend. Ringo blickte ihn kalt an.
»Ihr habt seinen Vater getötet. Rhett bekam, was er verdiente.«
»Du redest wie ein verdammter Sternträger«, schimpfte Frank.
Ringo lachte. »Du weißt, dass ich in Texas steckbrieflich gesucht werde. In Arizona bin ich als Killer verschrien. Ich hab nur nicht vergessen, dass ich auch mal so wild und unerfahren wie Montoya war, auf der Kippe zwischen Outlaw und Cowboy. Er könnte mein Bruder sein. Dass er’s ganz allein mit uns aufnimmt, um seine Schwester zu befreien, imponiert mir. Außerdem …«
»Was noch?«, dehnte Frank spöttisch.
»Ihr würdet es doch nicht verstehen.« Ringo goss sich einen Drink ein. Er benutzte die Linke und ließ Frank nicht aus den Augen, als er trank.
Der Anführer schüttelte den Kopf.
»Wenn wir ihm das Leben schenken, nachdem wir Sheldon Floyd von den eigenen Leibwächtern erledigen und seine Schwester die Rolle von Floyds Frau spielen ließen, sind wir auch in Mexiko nicht sicher.«
Schweigen breitete sich aus. Franks Worte dröhnten in Felipes Ohren. Es überlief ihn heiß und kalt. Seine Gedanken wirbelten. Alle Blicke hefteten sich auf Ringo. Sein schmales Draufgängergesicht überzog sich mit fahlem Grau.
»Bis jetzt hatte er keine Ahnung von dem Plan.«
Frank grinste.
»Nun weiß er aber Bescheid. Damit wird er zum Sicherheitsrisiko.«
Das Schweigen schien sich zu verdichten. Frank und Ringo starrten sich an. Die anderen Outlaws wagten keine Bewegung. Langsam näherte sich Franks Rechte dem Coltgriff.
Curly-Bill hüstelte warnend. Sofort machte Franks Bruder Front zu ihm, aber Bill hielt Flasche und Glas.
»Ich bin sicher, dass Johnny sich für Floyds Silber entscheidet.«
»Wir werden für alle Zeiten ausgesorgt haben.« Der stoppelbärtige Ike Clanton lachte wild. Seine Brüder Phin und Billy grinsten. »Niemand wird Verdacht schöpfen, wenn Floyds angebliche Witwe nach seinem Tod das Silber statt nach Benson über die Grenze transportieren lässt. Sie stammt ja schließlich von dort. Nur wird das Silber Nacozari nie erreichen. Frank hat nicht nur Floyds Leibwächter gekauft, sondern auch einen seiner Ingenieure. He, Johnny, was glaubst du, wie hoch die Fördermenge der Floyd-Mine geschätzt wird? Sag’s ihm, Frank!«
»Eine Million.«
»Das bedeutet fünfzigtausend für jeden von uns!« Ike nahm Curly die Flasche weg und trank. »Und du machst dir Gedanken wegen eines Greaserskalps! Mann, Johnny, hast du je fünfzigtausend Bucks auf einem Haufen gesehen? Weißt du, was du mit soviel Geld in Mexiko anfangen kannst?« Er warf Ringo die Flasche zu. Statt sie aufzufangen, trat Ringo einen Schritt zur Seite, so dass sie am Boden zerschellte.
»Schafft Montoya endlich raus!«, wiederholte er gepresst. Curly-Bill gab den neben ihm Sitzenden einen Wink. Es waren Jim Crane und Pete Spence. Sie schleiften den Gefangenen in die Kammer neben der Küche.
»Ich kenn’ Johnny schon ziemlich lange«, hörte er Curlys Stimme durch die Tür. »Lass ihm Zeit, Frank. Wenn alles vorbei ist, können wir immer noch entscheiden, was mit dem Greaserboy geschieht.«
Felipes Hände und Füße waren gefesselt. Er lag am Boden. An den Wänden standen Regale mit Konservenbüchsen und Einmachgläsern. Nebenan klapperte Geschirr. Trotzdem verstand Felipe, was im Wohnraum gesprochen wurde.
»Wann wollt ihr Floyds Mine übernehmen?«, fragte Ringo.
Darauf Frank: »Nach dem Wirbel, den Montoya verursachte, dürfen wir die Abrechnung mit den Earps nicht mehr aufschieben. Sie könnten uns den Coup vermasseln. Ike, Tom und ich fordern sie morgen zum Kampf.«
»Ich bin mit von der Partie«, meldete sich Ikes Bruder Billy. »Wird höchste Zeit, da jemand die Bastarde voll Blei pumpt.«
»Stell’s dir nicht zu einfach vor.« Curly lachte. »Wyatt wurde noch in keinem Kampf besiegt, und wie ich Doc Holliday kenne, lässt er seinen Freund nicht im Stich. An deiner Stelle, Frank, würd’ ich Johnny mitnehmen.«
»Billy Claiborne begleitet uns«, entschied McLowry abweisend. »Johnny und ihr anderen reitet mit der Muchacha zur Floyd-Mine. Indian-Charly soll die Kutsche fahren und sich wie ein Mexikaner kleiden. Es wird aussehen, als hätte Floyds Frau euch angeheuert, nachdem ihre Eskorte getötet wurde. Die Miner kennen sie kaum, und Floyds Erster Ingenieur steht auf unserer Seite.«
»Bist du sicher, dass die Muchacha alles richtig macht?«
»Ho Fung wird sie vorher mit dem Rauschmittel versorgen. Sie wird sich frei bewegen, aber nichts tun, was nicht meinen Anweisungen entspricht. Curly hat das Kommando.«
»Und Floyds Leibwächter? Ist auf sie Verlass?«
»Erledigt sie, nachdem sie Floyd zur Hölle schickten! Dann steht ihr umso besser als Ines Floyds Beschützer da.«
Jim Crane lachte. Felipe hatte nicht vergessen, dass Ringo ihn als den dritten Mörder seines Vaters bezeichnete.
»Du bist ein Teufelskerl, Frank! Wann hast du dir das alles ausgedacht?«
»Ich hatte die Idee, als ich nach dem Sandsturm die Muchacha fand und sie im ersten Moment für Sheldon Floyds Frau hielt.«