Читать книгу Banditen greifen an! Sammelband 4 Western - Glenn Stirling - Страница 26
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ОглавлениеAm Spätnachmittag erreichte der junge Mexikaner die Anhöhen westlich der Schwefelquellen-Ranch. Die Gebäude schienen verlassen. Aber im Corral tummelten sich mehrere Pferde.
Emmerys Rotfuchs war nicht darunter. Entweder suchten die Banditen Felipe noch in den Ausläufern der Whetstone Mountains, oder sie waren auf die Clanton-Ranch zurückgekehrt. Der Schatten hoher Yuccastauden lag auf Felipe. Seine Augen brannten. Es wäre Selbstmord gewesen, auf die Ranch zu reiten. Er musste auf die Nacht warten.
»Hast dir die Pause verdient«, lobte er die Stute, während er sie tränkte. Dann lehnte er sich so an einen Felsen, dass er das San Pedro Valley beobachten konnte. Er fühlte sich wie gerädert. Seit über zwölf Stunden hatte er nichts gegessen. Trotzdem blieb er wach. Die Ungewissheit, ob Conchita noch auf der Ranch war, quälte ihn. Vergeblich wartete er auf ein Lebenszeichen.
Stille lastete auf der Ranch. Das Windbrunnenrad bewegte sich nicht. Felipe überprüfte die Kammern des 44ers. Seit er Sonora verlassen hatte und im Cochise County herumstöberte, schienen Jahre vergangen. Der Gedanke, dass er wieder kämpfen musste, bedrückte ihn nicht mehr. Er hoffte nur, dass er nicht gezwungen sein würde, die Waffe auch auf Johnny Ringo zu richten.
Die Sonne neigte sich zum westlichen Horizont. Allmählich wurden doch Felipes Lider schwer. Da hörte er Hufschlag. Ein Reiter näherte sich der Ranch auf dem Reit und Wagenweg, der nach Tombstone führte. Er trug einen Stadtanzug. Das Abzeichen an seiner Jacke blinkte. Überrascht erkannte Felipe den Sheriff.
Einige Minuten später zügelte der Sternträger sein Pferd vor dem langgestreckten Ranchhaus. Der Hund bellte in dem zum Hof offenen Schuppen. Behan blieb im Sattel. Mehrere Männer traten aus dem Haus.
Einer davon war Ringo. Frank McLowry schüttelte dem Sheriff die Hand. Sie sprachen miteinander.
Dann sagte McLowry etwas zu den Männern unter dem Vordach. Sie holten die Pferde aus dem Corral und verließen mit Behan die Ranch. Sie schlugen den Weg zur Clanton-Ranch ein. Stimmte es also doch, dass Behan mit ihnen unter einer Decke steckte? Frank verschwand wieder im Haus. Die ganze Zeit wartete Felipe umsonst, dass er Conchita sah.
Als die Sonne unterging, brachte der chinesische Koch dem Hund das Fressen. Niemand sonst zeigte sich. Die Nacht kam. Der übliche Kojotenchor schallte aus den Hügeln. Der Hund blieb still. Mühsam bändigte Felipe seine Ungeduld. Nur zu Fuß besaß er eine Chance, die Gebäude zu erreichen. Auch wenn kein Wächter zu sehen war, musste er damit rechnen, dass McLowry und der Chinese nicht allein waren und ein Outlaw die Umgebung beobachtete. Der Mond schien. Aber über den Kämmen im Westen zogen Wolken herauf. Ihr Schatten schob sich langsam durchs Tal. Mit ihm näherte Felipe sich der Ranch.
Der Geruch der Schwefelquellen, die an dem Felshang hinter den kastenförmigen Gebäuden entsprangen, stieg ihm bald in die Nase Er benutzte jede Staude und Bodenrinne als Deckung. Das Gelände fiel zur Ranch leicht ab. Plötzlich schoss etwas Großes, Schwarzes knurrend auf ihn zu. Reißzähne schnappten.
Dann lag Felipe am Boden, der Hund über ihm. Felipe umklammerte seine Kehle. Das Gewicht des großen Tieres drückte ihn auf den Rücken.
Es war ein heftiger, nur von einem Scharren, Keuchen und Knurren begleiteter Kampf. Der Hund versuchte freizukommen. Aber die Gewissheit, dass er dann verloren war, verlieh Felipe fast übermenschliche Kraft. Sein Würgegriff war eisern. Als seine Muskeln vor Anstrengung zu zittern begannen, erschlaffte der zottige Körper.
Eine Weile konnte Felipe sich nicht rühren. Er blutete aus mehreren kleinen Wunden. Ein Brausen füllte seine Ohren. Dann hörte er Schritte.
»Chato!«, erklang es gedämpft.
Ein Gewehrschloss knackte. Lautlos rollte Felipe sich zur Seite. Eine dunkle Gestalt tauchte seitlich von ihm auf. Leise rief der Mann wieder den Hund. Der Gewehrlauf bewegte sich hin und her. Felipe hielt den 44er. Aber wenn er schießen musste, war alles verloren. Der Outlaw fluchte, als er beinahe auf den Hund trat.
Felipe federte hoch. Der Bandit schaffte nur mehr eine halbe Drehung. Felipes Hieb mit dem Sechsschüsser warf ihn um.
Es war nicht McLowry. Felipe fesselte und knebelte ihn. Er benutzte den Gürtel und das Halstuch des Wachpostens dazu.
Fünf Minuten später drückte Felipe sich an die Rückwand des Wohngebäudes.
Das Fenster war nur angelehnt. Lautlos kletterte Felipe hinein. Er befand sich in der Küche. Zwei Türen zweigten ab. Unter einer schimmerte Licht. Durch die andere betrat Felipe den Wohnraum. Es war dunkel. Er erkannte nur die Umrisse der Möbel. Die Fenster waren fahle Vierecke. Auf dem Tisch standen Flaschen und Gläser. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch. Die Tür an der Vorderseite mündete auf den Hof. Felipe schob den Riegel zur Seite für den Fall, dass er fliehen musste. Er lauschte. Nichts rührte sich.
Dann leuchtete der Mond durch einen Riss in der Wolkendecke. Felipe sah die beiden Nebentüren. Eine öffnete sich. Er fand gerade noch Zeit, sich hinter einen Sessel zu ducken. Dann traute er seinen Augen nicht.
Conchita kam heraus. Sie trug ein langes Nachthemd. Das offene Haar reichte ihr auf ihre Brüste. Sie ging auf die Küche zu, als wäre sie hier zu Hause.
Vorsichtig richtete Felipe sich auf.
»Conchita!«
Sie blieb stehen. Bleiche Helligkeit füllte jetzt ein Fenster. Das Gesicht der jungen Mexikanerin zeigte weder Schreck, noch Überraschung. Die Augen glänzten. Der Mond spiegelte sich in ihnen. Felipe lief um den Tisch herum zu ihr.
»Mein Pferd steht am Talrand. Ich bring dich fort.«
Sie hob langsam die Hand an die Kehle. Als er erkannte, dass sie schreien würde, packte er sie und hielt ihr den Mund zu. Rasch zog er sie in die Schlafkammer. Das vom Mond erhellte Fenster ging zum Hof.
»Conchita, um Himmels willen, was ist? Erkennst du mich denn nicht? Ich bin’s – Felipe.«
»Lass sie los!« Frank McLowry trat hinter der Tür hervor, nur mit Hose und Stiefeln bekleidet. Sein Coltgurt hing am Bettpfosten, aber der Sechsschüsser lag in seiner Faust. Ein kaltes Lächeln umspielte den Mund. »Hättest dir die Mühe sparen können. Sie bleibt freiwillig. Siehst doch, dass es ihr gutgeht.«
Das Bett war zerwühlt. McLowrys Hemd lag auf einem Stuhl. Felipe war nahe dran, sich trotz der schussbereiten Waffe auf ihn zu stürzen. Der kleine, schmächtige Chinese tauchte auf.
»Sieh nach, wo Harry steckt!«, befahl der Ranchboss. »Bring ihn her!« Eilig verließ Ho Fung das Haus.
Felipes Blick wanderte zwischen McLowry und Conchita. Die Muchacha schien unbeteiligt.
»Was habt ihr mit ihr gemacht?«
»Ich sagte doch, dass es ihr gutgeht. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag sie selbst.«
»Ist es wahr, Conchita?«
Der Glanz in ihren Augen kam nicht vom Mondlicht. Sie lächelte, als befände sie sich im Traum.
»Warum sollte Frank lügen?«
Die Vertraulichkeit, mit der sie McLowrys Vornamen aussprach, versetzte Felipe einen Stich.
»Conchita, du lebst hier bei den Banditen, die Pa ermordeten!«
»Frank und sein Bruder waren nicht dabei.«
»Mutter wartet auf dich.«
»Sag ihr, dass ich ein neues Zuhause gefunden habe.« Conchitas Stimme klang ruhig. Zu ruhig für jemand, der ihr überschäumendes Temperament so gut kannte wie Felipe. Sie wich seinem Blick nicht aus. Er hatte jedoch den Eindruck, dass sie durch ihn hindurchsah.
Grinsend senkte McLowry den Colt.
»Ringo hat mir alles erzählt. Du solltest nicht vergessen, dass die Earps nicht nur Jagd auf Rhett, sondern auch auf dich machen. Vielleicht überlegst du dir mal, auf unserer Seite mitzumachen.«
»Niemals.«
»Dein Fehler ist, dass du zu hitzig bist, mein Junge. Ich verlang ja nicht, dass du mit Rhett und den Clantons, die euren Rancho überfielen, Brüderschaft schließt. Aber immerhin hab ich Conchita davor bewahrt, dass sie von Rhett in eines der Rotlichthäuser in Tombstone verkauft wurde. Denk bei deinen Entschlüssen auch an sie. Ich möchte ihr ersparen, dass dir was zustößt.«
Felipes Blick schnellte wieder zu seiner Schwester. Sie hörte zu, als würde McLowry vom Wetter sprechen.
»Leg die Kanone auf den Tisch!«, befahl der Rancher. »Da kommen Harry und Ho Fung. Du wirst uns Gesellschaft leisten, bis du …« Sein Colt ruckte. Er hatte bemerkt, dass Felipe die Entfernung zum Fenster abschätzte.
»Keine Dummheiten, Amigo. Meine Kugel wäre schneller!«
Schritte kamen zum Haus. Plötzlich krachten Schüsse. Ein Schrei gellte. Es war die Stimme des Wachpostens, den Ho Fung befreit hatte. Eine Kugel zertrümmerte das Fenster.