Читать книгу Kleine Geschichte Oberfrankens - Günter Dippold - Страница 13

Der Aufstieg der Andechs-Meranier

Оглавление

Wohl durch eine Ehe mit Sophie aus der Familie der Grafen von Weimar hatte im frühen 12. Jh. Graf Berthold von Andechs im heutigen Oberfranken Fuß gefasst. Seine Frau scheint Besitz im Raum Coburg als Mitgift in die Ehe gebracht zu haben.

Berthold entstammte einer Familie, die bereits um die Jahrtausendwende mit einflussreichen Geschlechtern versippt war. Der am frühesten nachweisbare Besitz der Familie lag um Wasserburg am Inn, auch in Tirol. Kurz nach Mitte des 11. Jhs. benannte sich eine Linie nach der Burg in Dießen am Ammersee, später nach der nahen Burg Andechs. Durch eine zweite Ehe mit der Tochter eines Grafen von Vornbach, dessen Machtzentrum an Inn und Ilz lag, erlangte Berthold offenbar Besitz in Burgkunstadt und Kulmbach. Jedenfalls nannte er sich ab 1135 comes de Plassenperch nach der Plassenburg ob Kulmbach.

Sein Sohn Poppo († 1148) erweiterte die Macht in Ostfranken, indem er die Erbtochter des Grafen Reginboto von Giech heiratete. Er erwarb dadurch Besitz im Obermainbogen und auf der nördlichen Frankenalb, der aus dem schweinfurtischen Erbe stammte. Der andechsische Machtbereich blockierte nunmehr eine weltliche Expansion der Bamberger Kirche im Osten und Nordosten.

Poppos Bruder und Erbe, Graf Berthold III. († 1188), beerbte die Wolfratshausener Linie seines Geschlechts und stieg überdies zum Markgrafen von Istrien auf, offenbar in der Nachfolge seines Großvaters, des Grafen von Weimar. Wenig später, 1180, als die Wittelsbacher die bayerische Herzogswürde erlangten, erhob Kaiser Friedrich Barbarossa Bertholds gleichnamigen Sohn zum Herzog von Meranien. Es mag Barbarossa darum zu tun gewesen sein, die Gleichrangigkeit der beiden mächtigsten bayerischen Familien zu verdeutlichen.

Die Heiraten der Töchter von Herzog Berthold IV. († 1204) hatten europäische Dimension: Der König von Frankreich, der König von Ungarn, der Herzog von Schlesien waren seine Schwiegersöhne. Zwar waren die andechs-meranischen Töchter womöglich Instrumente kaiserlicher Bündnis-, sprich: Heiratspolitik, doch spiegelten die Verbindungen jedenfalls deutlich den Rang- und Machtzuwachs der Andechs-Meranier.

Auch in der Reichskirche gewann die Familie an Gewicht. Der Bruder Bertholds III., Otto († 1196), wurde erst Bischof von Brixen, 1177 dann Bamberger Oberhirte. In der Folge besetzten – von einer kurzen Pause abgesehen – bis 1242 Andechser den Bamberger Bischofsstuhl. Dies bedeutete einen Einflussgewinn im östlichen Franken, denn das jahrzehntelange Gegeneinander der Bamberger Kirche einer- und der Andechser andererseits wich schlagartig einem engen Miteinander – und Profiteur war hierbei die Familie.

Ein Sohn Herzog Bertholds wurde durch den Einfluss seiner Schwester, der ungarischen Königin, Erzbischof von Kalocsa in Südungarn, später Patriarch von Aquileia. Das Geschlecht hatte zu Lebzeiten des letzten Herzogs sogar eine notable Heilige vorzuweisen, denn Elisabeth von Thüringen († 1231), vier Jahre nach ihrem Tod kanonisiert, entstammte mütterlicherseits dem Haus Andechs-Meranien. Ihr Onkel, Herzog Otto I., schloss 1208 die Ehe mit der Barbarossa-Enkelin Beatrix († 1231), Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund. Nun beherrschten die Andechs-Meranier vollends ein europäisches Reich, das Gebiete und Rechte in Franken und Bayern, Istrien und Dalmatien, Tirol und Burgund umfasste.

Während die Andechs-Meranier in ihren bayerischen Herrschaften gegenüber den Wittelsbachern in die Defensive gerieten, verfestigte sich ihre beherrschende Stellung in Franken. Das Kloster Langheim, seit 1180 unter meranischer Hoheit stehend, löste Dießen als Grablege und Hauskloster der Familie ab. Die Herzöge von Andechs-Meranien beschenkten die Zisterzienserabtei großzügig.

Es fügte sich für die Andechser, dass um 1180 die Grafen von Wohlsbach, die eine starke Stellung östlich von Coburg besaßen und mit der Benediktinerabtei Mönchröden sogar über ein eigenes Hauskloster verfügten, im Mannesstamm erloschen. Die Grafen von Abenberg-Frensdorf, die erbliche Hauptvögte des Hochstifts Bamberg waren, starben 1199 oder 1200 aus, ebenso mehrere edelfreie Familien. Andere Edelfreie unterstellten sich als Ministeriale den Meraniern oder gerieten, wie die Walpoten, zumindest unter ihren politischen Einfluss.

Sichtbare Spuren hinterließen die Meranier, indem sie Städte gründeten. Das heutige Oberfranken war bis um 1200 ein städteloser Raum. In Bamberg gab es Kaufmanns- und Händlersiedlungen im Sand, dem schmalen Streifen Schwemmland unterhalb der Domburg, sowie auf der Insel zwischen den beiden Regnitzarmen. Diese Siedlungen wurden jedoch erst im Lauf des 13. Jhs. befestigt und bildeten seit dieser Zeit Rechtskörperschaften. Auch der einstige Königshof Forchheim avancierte nicht vor dem 13. Jh. zur Stadt. Daneben existierten bloß schwach befestigte Märkte, häufig am Sitz ausgedehnter Pfarreien.

Kleine Geschichte Oberfrankens

Подняться наверх