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Wandlungen im Spätmittelalter

Der Zerfall der meranischen Herrschaft

Im Juni 1248 starb mit Otto II. der letzte Herzog von Andechs-Meranien auf seiner Burg Niesten bei Weismain. Der Dreißigjährige hinterließ keine Kinder. Um sein Erbe entspann sich ein langjähriger Streit unter seinen drei in Franken ansässigen Schwestern, deren Ehemännern und Söhnen. Auch der Bischof von Bamberg, dem seine an den Herzog vergebenen Lehen heimfielen, war Partei in der Auseinandersetzung, ebenso Graf Poppo von Henneberg, der erst wenige Jahre zuvor westlich von Coburg Fuß gefasst hatte und zeitweilig das bambergische Heer im Erbfolgestreit führte. Auch niederadlige Familien suchten in den zwölf Jahren des Ringens ihren Vorteil.

Als 1260 der Erbfolgestreit endete, hatte sich Bamberg die Herrschaft über Lichtenfels und das nahe Kloster Langheim gesichert. Der Burggraf von Nürnberg aus dem Haus Zollern erlangte Bayreuth. Kulmbach fiel an den Grafen von Orlamünde. In Scheßlitz und Baunach behauptete sich der Edelfreie von Truhendingen (benannt nach der Stammburg Hohentrüdingen bei Wassertrüdingen). Coburg und sein Umland brachte der Graf von Henneberg an sich, und im Gebiet um Hof erscheinen die Vögte von Weida als neue Herren. Das meranische Land zerfiel also in verschiedene Machtblöcke.

Daneben konnten sich weitere Herren entfalten. Ab dem späten 13. Jh. expandierten die edelfreien Herren von Schlüsselberg, deren gleichnamige Stammburg nahe Waischenfeld stand, von Pegnitz quer durch die nachmals so genannte Fränkische Schweiz bis in den Steigerwald hinein. Sie gründeten die Städte Waischenfeld, Ebermannstadt und das nach ihnen benannte Schlüsselfeld; ferner stifteten sie ein Frauenkloster als Familiengrablege, dem sie ebenfalls den Namen gaben: Schlüsselau.


Burgruine Niesten. In dieser Burg starb 1248 der letzte weltliche Andechs-Meranier. – Zeichnung von Carl August Lebschée, um 1850

Auch andere Edelfreie und sogar Ministerialen vermochten eine gewisse Machtposition zu entwickeln, etwa die Herren von Sparneck im westlichen Fichtelgebirge, die sich mit Münchberg eine Stadt schufen, oder die Herren von Schaumberg am Südhang des Thüringer Waldes. Die einflussreicheren Herren festigten ihre Herrschaftsbereiche anfangs mit den altbewährten Mitteln des Burgenbaus und der Klostergründung. So errichtete Graf Poppo von Henneberg eine Burg (Liebenburg bei Oberbrunn, Markt Ebensfeld) inmitten bambergischen Gebiets, während der Bischof durch ein ihm unterstehendes Frauenkloster (Sonnefeld) den Machtbereich des Hennebergers zu beschneiden suchte.

Ab den 1320er Jahren wurden dann mehr und mehr Städte zum Instrument, durch das die Herrschenden das Erreichte sichern und womöglich einen Brückenkopf für eine Expansion schaffen wollten. Daher entstanden die ostfränkischen Städte in den Randzonen des jeweiligen Territoriums. Rings um Bamberg, im Kern des Hochstifts, liegt ein weitgehend städteloser Raum. Dagegen gründeten die Bischöfe Städte an der Peripherie: Teuschnitz, Stadtsteinach und Kupferberg im Norden, Pottenstein und Hollfeld im Osten, Höchstadt an der Aisch im Südwesten, Zeil am Main im Westen.

Nicht immer entstand tatsächlich eine Stadt; schon die kaiserliche Befugnis, sie zu gründen, konnte Mittel der Politik sein. 1328 gewährte der Kaiser dem Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg († 1332) für sieben Ortschaften das Stadtrecht. Nur eine von ihnen, Wunsiedel im Fichtelgebirge, ist tatsächlich Stadt geworden. In den übrigen Fällen diente das kaiserliche Privileg offenbar als politisches Faustpfand, mit dessen Hilfe man den Nachbarn unter Druck setzen konnte.

Franken wurde in der Regierungszeit von Ludwig dem Bayern (reg. 1328–1347) und Karl IV. (reg. 1355–1378) binnen weniger Jahrzehnte ein städtereicher Raum. Die Randlage der meisten Städte aber führte dazu, dass diese in ihrer Entwicklungsmöglichkeit von Beginn an buchstäblich begrenzt waren. Ohne Einzugs- und Absatzgebiet blieben sie klein.

Umwälzungen im 14. Jahrhundert

Im Lauf des 14. Jhs. schieden mehrere politische Akteure aus dem oberfränkischen Machtgefüge aus. Konrad von Schlüsselberg wurde 1347, als er wegen einer neu eingerichteten Zollschranke im Krieg mit den Hochstiften Bamberg und Würzburg sowie dem Burggrafen von Nürnberg stand, bei der Verteidigung seiner Burg Neideck von einem Wurfgeschoss tödlich getroffen. Mit ihm erlosch sein Geschlecht. Den Großteil seines Besitzes übernahmen die Bischöfe von Bamberg und Würzburg – zwei leibliche Brüder, Friedrich und Albrecht von Hohenlohe – zunächst gemeinsam. 1390 teilten ihre Nachfolger die Güter untereinander auf.

Die Truhendinger, an sich nur Edelfreie, die aber den Grafentitel führten, waren die schwächsten unter den Erben der Andechs-Meranier. Fortwährend befanden sie sich in Geldnöten, und so gelang es dem Bamberger Bischof, sie zu verdrängen. 1308 kaufte er Scheßlitz und mehrere Burgen, darunter Giech und Gügel, sowie das jeweilige Umland von Graf Friedrich von Truhendingen und seinen Söhnen, doch 1318 gelang ihnen, zumal der Kaufpreis noch nicht voll gezahlt war, der Rückerwerb.


Spätmittelalterlicher Kreuzgang des Klosters Himmelkron (Aufnahme 1965)

Endgültig hatte Bamberg erst Jahrzehnte später Erfolg. Nachdem Graf Johann von Truhendingen böhmische Kaufleute ausgeraubt hatte, verurteilte ihn 1381/82 König Wenzel zu einer erheblichen Strafe und beschlagnahmte, um die Zahlung zu gewährleisten, die Burgen Arnstein und Neuhaus; schließlich veräußerte der König sie dem Bamberger Bischof. Wenig später brachte der Oberhirte auch den truhendingischen Besitz um Scheßlitz an sich: 1384 kaufte er dem von Gläubigern gepeinigten Grafen Johann seine Hälfte ab, 1390 dessen Halbbruder Oswald die andere Hälfte.

Obendrein erwarb der Bamberger Bischof in den 1380er Jahren vom Kloster Langheim, das allzu ehrgeizig versucht hatte, seinen Besitz abzurunden, wodurch es in eine wirtschaftliche Krise gerutscht war, umfangreiche Besitzkomplexe im Frankenwald um die Stadt Teuschnitz und um den Markt Marktleugast. Damit verlor die Abtei genau solche Güter, die der fürstbischöflichen Herrschaft bis dahin weitgehend entzogen waren.

Das Erbe der Andechs-Meranier in und um Kulmbach, Trebgast, Berneck, Goldkronach hatten Neffen des letzten Herzogs angetreten: die Grafen Hermann († 1283) und Otto († 1285) von Orlamünde aus einem thüringischen Geschlecht, dessen Stammburgen in Weimar, Rudolstadt und Orlamünde standen. Als Hauskloster stiftete Otto im Jahr 1279 die Zisterzienserinnenabtei Himmelkron; dort war die Grablege des Geschlechts.

Einige Jahrzehnte später zogen sich die Orlamünde aus Franken zurück. Der letzte über Kulmbach herrschende Graf, in kinderloser Ehe verheiratet, schloss einen Erbvertrag mit dem Burggrafen von Nürnberg, der wenig später Wirklichkeit wurde: 1340 ergriff Burggraf Johann († 1357) von der Plassenburg, der Stadt Kulmbach und dem Umland Besitz.

Überdies waren die edelfreien Walpoten im beginnenden 14. Jh. ausgestorben. Die Vögte von Weida verpfändeten Hof samt Umland erst an die Zollern und verkauften es ihnen schließlich.

Unter den Erben der Andechs-Meranier behaupteten sich langfristig also zwei Kräfte: der Bischof von Bamberg und der Burggraf von Nürnberg. Im Coburger Land setzten sich die Grafen von Henneberg durch. Sogar das reich begüterte Kloster Sonnefeld, das als Bollwerk gegen ihr Vordringen gegründet worden war, brachten sie unter ihren Einfluss. 1291 fiel der Besitzkomplex an den mit einer Hennebergerin verheirateten Markgrafen Otto von Brandenburg († 1298). Dessen Enkelin Jutta schloss 1312 die Ehe mit einem Grafen von Henneberg-Schleusingen, sodass das Coburger Land wieder an dieses Geschlecht fiel. Allerdings hatte dieser Henneberger keinen männlichen Erben. Seine Witwe teilte die Herrschaft unter ihre drei Töchter auf. Den Raum Coburg erhielt dabei Katharina, die Markgraf Friedrich den Strengen von Meißen zum Mann hatte. Mit ihm wurde 1353 ein Wettiner zum Herrn des Coburger Landes. Seine Nachkommen regierten hier bis 1918.

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