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Kenia: Zu Besuch bei stolzen Kriegern

Bei Massais zu Gast

Frank Kraft von „Xcellent“, einer Wildlife-Agentur, hat einen guten Job in Kenia gemacht. Giraffen, Flußpferde, Kudus und Zebras haben die Touristen auf diversen Game Drives durch den Nationalpark Tsavo West vor die Objektive bekommen. Und auch Löwe, Büffel und Elefant machten ihre Aufwartung. Die Fahrt im Safarikleinbus durch die weite Savanne zwischen Chyulu Range und Taita Hills war strapaziös, aber voller Überraschungen. Eine weitere erwartet die Reisegruppe rund 60 Kilometer westlich von Nairobi abseits der Makino Road. „Das Massaidorf hat längst den Tourismus als willkommene Dollarquelle entdeckt“, gibt Frank Kraft mit auf den Weg in das Camp des Krieger- und Hirtenvolks. Dorfbewohner Mokabi und mehrere Dutzend Stammesangehörige mit Frauen und Kindern bilden ein singendes und tanzendes Spalier zur Begrüßung. Der Höllenlärm der Trommeln ist gewöhnungsbedürftig.

„Jambo, Jambo“, rufen zwei Häuptlinge voller Inbrunst und kassieren umgerechnet zehn Euro von jedem, der im Rund gelber Lehmhütten mehr über das Alltagsleben der Massai erfahren will. Scheinbar verstehen fast alle Dorfbewohner Englisch. Aufmerksam folgen sie Besuchern auf Schritt und Tritt, reagieren auf Fragen mit höflichem Nicken. Es folgt eine Einladung in eine fensterlose, nachtdunkle Behausung. Elektrisches Licht: Mangelware. Nur schemenhaft können Schlafliegen und Küche ausgemacht werden. Eine auf dem Boden ausgebreitete Kuhhaut dient als Bett. Der Kochofen besteht aus aufeinandergestapelten Steinen. Weiteres Mobiliar: Hier und da auf eine alte Holzkommode oder ein notdürftig zusammengezimmertes Regal.

Mokabi läßt wissen, daß sich Massaikrieger von Milch und Blut ernähren und der Preis für eine Frau zehn Rinder beträgt. Auch der „Feuermacher“ des Dorfes zelebriert vor neugierigen Blicken den Umgang mit Holzbrett, Bohrer und Bogen. Frauen, umhüllt mit farbenfrohen Gewändern, so wie sie die Vorfahren trugen, stehen abseits und sind mit neugieriger Zurückhaltung beschäftigt. Manches Lächeln wirkt angestrengt. Nur beim Klicken der Kameraauslöser spiegeln sich Stolz und Offenheit in faltenlosen, jungen und junggebliebenen Gesichtern wider. Eine 90jährige Großmutter, die fast erblindet vor der kargen Lehmhütte kauert, grüßt freundlich winkend und bittet um Medikamente, die sie dringend benötigt. Eine Mitreisende überreicht ihr ein angebrochenes Fläschchen mit Augentropfen. Dankbar küßt die Alte die Hand der Touristin.

Eifrig drängt eine kleine Stammesgruppe die Besucher zu einem der zahlreichen Verkaufsstände, die auf dem Platz vor der Dorfkulisse aufgebaut sind. Hier wird gestenreich gefeilscht. Lautstark werden Souveniers feilgehalten, die den einen oder anderen Dollar in der stammeseigenen Kasse klingeln lassen: Holzschnitzereien und Schmuck aus eigenen Werkstätten wechseln sich ab mit farbgrellen Tüchern, bunten T-Shirts und glitzernden Perlenstrickereien. Mancherorts drängt sich der Verdacht auf, daß viele der zum Kauf Animierten die Geldbörse mehr aus Dankbarkeit für den Blick hinter die Kulissen des Stammes-Alltags zücken, als für erstandene Mitbringsel.

Wie dem auch sei. Plötzlich, wie auf ein geheimes Signal hin, ist das Interesse an uns Besuchern gleich null. Des Rätsels Lösung: Der nächste Safari-Bus rollt an. Nur Mokabi läßt zum Abschied wissen, er empfinde die hellhäutigen Ausländer weniger als Eindringlinge denn als Vorboten einer besseren Zukunft. „Sie sichern meinem Volk ein kleines Einkommen“, gibt der junge Krieger preis. Doch nicht nur er träumt davon, die Lehmhütten an der Makino Road schon bald für immer zu verlassen.

Und tschüss, mach's gut...

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