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„Vorsicht Kamele“ warnen Verkehrsschilder in der Wüste

Meer ohne Wasser

Von den wuseligen Küstenorten Tunesiens ist die Einsamkeit nur ein paar Autostunden entfernt. Tozeur am Salzsee Chott el Jerid im Westen ist das Eingangstor zur Sahara. Die Beduinen nennen die Wüste „Meer ohne Wasser“. Sie lockt mit weiten Dünen, grünen Oasen und einer „roten Eidechse“.

Mustapha spornt sein Pferd an. Die Mittagshitze macht dem alternden Gaul arg zu schaffen. Die Kutsche schaukelt über Asphaltstraßen und Schotterwege der Saharahauptstadt. Ein Touristenpaar aus Frankreich ist mit der Droschke auf Entdeckungstour. Zu sehen gibt es Lehmziegelbauten kleine Paläste und Dutzende von Minaretten. Natürlich bunte Läden im Zentrum, viele Moscheen und die mehr als 300 000 Dattelpalmen, die die Stadt berühmt macht. Von hier aus starten Ausflüge in die Wüste und Oasen.

„Vorsicht Kamele“ warnt ein Verkehrsschild am Rand der schmalen Asphaltpiste Der Geländewagen sucht sich wenige Hundert Meter abseits seinen kurvenreichen Weg durch Einöde und hellbraunes Sandgeröll. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Kamelherden und Tausende von Palmen vor schroffer Felslandschaft auf. Die Kulisse kündigt die abgelegenen Bergoasen Chebika, Tamerza und Mides in Nähe der Grenze zu Algerien an. Wasserfälle sprudeln aus Gebirgsgestein und speisen die Bewässerungskanäle. Lehmhäuser klammern sich in schwindelnder Höhe an schroffe Felswände.

Bereits zu Zeiten römischer Eroberer hatte Chebika eine wichtige Aufgabe als Wach- und Beobachtungsposten, um wichtige Karawanenrouten auszuspähen. Wenige Kilometer weiter wartet Tamerza mit seinen alten Kashbahs, Wohn- und Speicherburgen. Hier findet sich auch das einzige Luxushotel weit und breit. Das Tamerza Palace mitten in der Wüste bietet sich auch für eine Tourpause mit Erfrischungsbad im Pool und stärkender Kost vom Grill an. Die Oasenbewohner hatten es da weiniger komfortabel. Einst von Überschwemmungen heimgesucht, verließen sie ihr Dorf, brachten sich oberhalb der Berghänge in Sicherheit und siedelten neu an. Die Ruinen von Alt-Tamerza zählen heute ebenso zu den Touristenattraktionen wie die Gebirgsoase Mides nahe des Seldja-Canyons. Händler haben sich darauf eingestellt, erfrischen Urlauber mit tue à la menthe, einem süßen, durstlöschenden Pfefferminztee, oder ermuntern geschäftig zum Kauf leuchtend roter Granatäpfel, Dattelstauden und Palmensprößlingen als Mitbringsel für die Lieben daheim.

Nostalgisch durch den Canyon

Wer weder im Jeep noch auf dem Kamel vorwärtskommen will, der besteigt für eine den Wüstenzug im Bahnhof von Metlaoui und fährt dahin, wo Tunesien am Abenteuerlichsten aussieht. Einmal pro Tag stampft der „Lézard Rouge“ auf alten Gleisen durch den Felsenspalt der Seldja-Schlucht. Der Spaß mit Breitwandkino-Garantie dauert zwei Stunden und kostet weniger als 15 Euro. Dicht vorbei geht es an fast 200 Meter hohe Gesteinswände, die steil in den blauen Himmel ragen. Die engste Stelle des Canyons, wo die Steppe in Wüste übergeht, mißt nur wenige Meter. Immer dann, wenn die liebevoll restaurierte Nostalgielok dampfend und keuchend aus einem Tunnelloch in die karge Steinwüste einfährt, erzittert der Boden. Die Bilder wechseln zwischen einer Spur aus Wildwest-Romantik und arabischem Alltag. Erst karge Felder, Bauern mit überladenden Eselskarren, dann die ersten Felsen des Atlas-Gebirges. Die „rote Eidechse“ hat eine Bar mit komfortablen Sesseln. Eilende Kellner jonglieren artistisch Minztee und tunesisches Celtia-Bier auf schwankenden Tabletts durch die Abteile. Die sechs rotbraun getünchten Waggons aus Holz und Eisen dienten einst den Herrschern des Wüstenlandes als Luxusgefährt. Später wurden sie eingemottet, dann aber für touristische Zwecke wieder flott gemacht.

Eine Geschichte anderer Art wird der Entstehung der Seldja-Schlucht zugeschrieben: Al Mansor, ein Berberprinz, soll mit nur einem einzigen Säbelschlag das Gestein eines roten Bergmassivs durchtrennt haben, um seiner Geliebten Leila den Weg in die Sandwüste zu bahnen. Eine Legende, die auch Filmschaffende aus aller Welt beeindruckt haben müssen. Sie jedenfalls haben längst die Schönheit und Einzigartigkeit als Kulisse für Dreharbeiten erkannt. Hier fielen Filmklappen für so bekannte Streifen wie „Star Wars“ unter der Regie von George Lucas und „Der englische Patient“ von Anthony Minghellas.

Und tschüss, mach's gut...

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