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Die fünf Männer umrundeten langsam den Stuhl, auf dem eine zusammengesackte, erschöpfte Gestalt saß. Die Unterarme des Gefangenen waren mit Klebeband an die Stuhllehne gefesselt, seine Arme waren beide ausgekugelt. Seine Gesichtszüge konnte man schon nicht mehr erkennen. Er hustete einen Mundvoll Blut aus, das von seiner Wange auf den Teppich herabtropfte. Sein blutverkrusteter Pferdeschwanz hing schlaff herab.

Der Raum war eine umgebaute Garage mit milchigen Plastikfenstern, die ganz oben in dem immer noch funktionierenden Garagentor saßen. Es roch nach Öl, von der Harley und von den fettverschmierten Werkzeugen, die über die gesamte Fläche einer kurzen Arbeitsplatte verteilt waren. An einem wackligen Tisch war ein Schraubstock befestigt, der mit Motorteilen, Ersatzreifen und schwarzen Schraubenschlüsseln übersät war. Nur ein Feldbett an der gegenüberliegenden Wand und ein Stapel mit dreckigen Tellern und Tassen verriet, dass hier auch jemand wohnte.

Den hielt inne, woraufhin auch die anderen vier stehen blieben und abwarteten, was er als Nächstes tun würde. Wenn sie nicht auf ihren Motorrädern saßen, wirkten sie nicht mehr sonderlich beeindruckend. Von den vielen Stunden, die sie über ihre Motorradlenker gekrümmt saßen, hatten sie eine bucklige Haltung zurückbehalten.

»Spuck’s endlich aus«, befahl Den. »Ich weiß doch, dass du die ganze Sache geplant hast.«

Der Mann weinte still vor sich hin, ein zischelndes Geräusch, das irgendwo an seinem Mundwinkel in leises Gurgeln überging. »Ich hab’s nicht geplant. Ich schwör’s, ese.«

Den warf einen Blick auf Kaner. »Mach die Zigarette aus. Mit den Aufwärmübungen sind wir fertig.«

Kaner drückte die Kippe an einem Schneidezahn aus, steckte sie dann in den Mund, kaute ein–, zweimal genüsslich und schluckte sie hinunter.

»So einen Nikotinjunkie wie dich hab ich echt noch nie gesehen.« Goat tippte sich mit einem langen Fingernagel gegen sein Glasauge, ein ekliger Gag, der sich mittlerweile zu einem nervösen Tick ausgewachsen hatte. »Du bettelst ja geradezu drum, endlich Krebs zu kriegen. Was willst du machen, wenn du ihn dann hast?«

»Dann rauche ich durch das Loch in meinem Hals«, erwiderte Kaner mit seiner tiefen Reibeisenstimme.

Er zog sich sein T-Shirt aus, wobei er ein riesiges Tattoo auf dem Brustkorb entblößte – man blickte direkt in eine Revolvermündung, und aus den Kammern in der Trommel starrten einen sechs Skinner-Totenschädel an. Das dämmrige Licht – der erste schwachgraue Morgenschimmer – ließ seine Haut blass und wie angeschimmelt erscheinen. Er nahm ein frisches T-Shirt aus einer Kommode und warf es Den zu. Den zog sein Bowie-Messer aus dem Schulterhalfter. Der Griff aus echtem Elfenbein schimmerte leicht, und am Ende bildete eine Intarsie aus winzigen Rubinen einen flammenden Totenkopf. Er hatte einem Wilderer aus Kenia über tausend Dollar für den Stoßzahn zahlen müssen, so hieß es jedenfalls. Den schnitt die beiden Ärmelbündchen auf und warf Kaner das T-Shirt wieder zu. Als der es übergezogen hatte, spannte sich der Stoff trotzdem noch über seinem Bizeps.

Tom-Tom lachte auf. Er wippte in seinen Stiefeln auf und ab, dass sein weißes Haar flatterte, und machte hektische Fingerbewegungen, als wäre er auf Methamphetamin-Entzug, obwohl er das Zeug gar nicht brauchte. »Guck ma’. Das T-Shirt. Pass’ ja wohl nich’ so doll.« Seine Stimme klang so komisch, weil er sich die Nase ein paar Mal zu oft gebrochen hatte.

»Warum sollte ich mir mein eigenes dreckig machen?«, fragte Kaner.

Der Mann auf dem Stuhl stieß einen schwachen Ruf aus.

Goat lachte. »Du hörst dich ja schon an wie Chief. Als Nächstes lässt du dir noch von deinen Schlampen die Stiefel polieren.«

Chief mit seinem akribisch zurechtrasierten Bärtchen starrte vor sich in die Luft. Er fand die Bemerkung gar nicht witzig und schwieg daher.

Als Kaner hinter den Mann trat, machte Den einen Schritt vorwärts, so dass er in dem Viereck aus milchigem Licht zu stehen kam, das durch eines der winzigen Fenster fiel. Der Mann versuchte, sich auf seinem Stuhl zusammenzukrümmen, legte den Kopf zurück und drehte ihn dann wieder seitlich weg, wobei er ein spanisches Gebet murmelte.

Dens überraschend gutaussehendes Gesicht spannte sich an. »Ich werd dich nicht noch mal fragen.«

»Por favor... por favor ...«

Den nickte Kaner zu. Der legte dem Mann eine Hand auf den Kopf, die andere unters Kinn, dann riss er ihn mitsamt dem Stuhl nach hinten und schleifte ihn durch den Raum.

Den war vor ihnen dort und kurbelte die Backen des Schraubstocks mit einem metallischen Quietschen auseinander. Als der Gefangene das Geräusch hörte, mobilisierte er seine letzten Kraftreserven und wehrte sich verzweifelt gegen Kaners Griff. Goat und Tom-Tom kamen ihrem Kollegen zu Hilfe, dann packte Kaner den Pferdeschwanz des Mannes, der vor lauter Blut schon ganz glitschig war, und zog ihm den Kopf nach hinten. Der Mann stöhnte auf und stemmte sich dagegen. Sein Gesicht lief rot an, und die Venen an seinem Hals traten hervor. Kaner umklammerte den Zopf fest mit beiden Händen, und im Zeitlupentempo gelang es ihm schließlich, den Kopf zwischen die Backen des Schraubstocks zu zerren. Den schlug mit der Handkante auf einen Hebel, und der Schraubstock schloss sich.

Ein durchdringender Schrei, der in heiseres Flüstern überging.

Chief, der sich immer noch nicht vom Fleck bewegt hatte, sah ungerührt von der anderen Seite der Garage aus zu. Er wirkte leicht gelangweilt.

Den taxierte die Werkzeuge auf der Arbeitsbank und griff sich dann eine Nadelzange. Er blickte auf den fixierten Schädel herab.

Die Zange kam ins Blickfeld des Mannes. »Ich erzähl es dir. Ich erzähl dir todo.«

»Ich weiß.« Den beugte sich mit verständnisvoller Miene über das nach oben gewandte Gesicht. »Aber jetzt werd ich erst mal ein bisschen werkeln.«

Die Meute

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