Читать книгу Leben zur Zeit Jesu. Ein Doku-Drama zum Schmökern - Gregor Bauer - Страница 15
ОглавлениеWie wird man Sklave?
Die meisten Sklaven wurden bereits so geboren. Zum Beispiel als Nachfahren der nabatäischen Araber, gegen die einst Herodes der Große Krieg geführt hat, rund sechzig Jahre bevor Jesus gestorben ist. Dann gibt es verzweifelte Juden, die sich zu römischen oder griechischen Konditionen versklaven lassen, indem sie sich selbst und ihre ganze Familie an heidnische Sklavenhalter verkaufen. Das ist zwar verboten, kann einen verschuldeten Kleinbauern aber vom Regen in die Traufe retten.“ –
„Kommt auch Menschenraub vor?“ –
„Eher selten. Dafür ist die Strafe auf Menschenraub zu drastisch: Tod durch Erdrosseln (bh Menschendiebstahl).“ –
„Und hat ein Heide oder ein Proselyt eine Chance, aus jüdischer Sklaverei wieder freizukommen?“ –
„Nur, wenn er von Angehörigen freigekauft oder von seinem Besitzer freigelassen wird.“
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Bei den Juden ist die Sklaverei längst nicht so häufig wie bei den Römern und Griechen. In deren Städten arbeiten Sklaven in fast allen Berufen und stellen mindestens ein Drittel der Bevölkerung. Das ist in den den jüdisch dominierten Städten Palästinas anders. Ohnehin können sich nur die wenigsten einen Sklaven leisten. Für die meisten gilt: „Alles muss man selbst machen!“
* * *
Und heute? Wie behandeln wir die Menschen, die unsere Kleider nähen, unsere Teppiche knüpfen und unseren Kaffee ernten? Wir behandeln sie überhaupt nicht, also auch nicht schlecht. Wir bekommen unsere Sklaven nicht einmal mehr zu Gesicht. Das ist unsere Humanität. Jesus muss etwas anderes gemeint haben, als er sagte: „Was ihr für einen dieser Geringsten getan habt, das habt ihr für mich getan.“