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4 War for Talents
ОглавлениеDer Begriff des War for Talents, also des Kampfes um die besten „Köpfe“ bzw. um High Potentials wurde bereits Ende des 20. Jahrhunderts in einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey geprägt und beschreibt die Herausforderung von Unternehmen, zunehmend besser ausgebildetes Personal am Arbeitsmarkt zu bekommen, bzw. den „Krieg“ dieser Unternehmen um die besten verfügbaren Talente, der in vielen fortschrittlichen Ländern v.a. um gut ausgebildete Arbeitskräfte aus den Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ausgebrochen ist.[10]
Die Gründe für diese anhaltende und sich tendenziell zuspitzende Entwicklung sind vielfältig. Es ist naheliegend, dass sich im Zuge der Automatisierung der Bedarf an höher qualifizierten Mitarbeitenden in Unternehmen entsprechend erhöht und im Umkehrschluss gering ausgebildete Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt immer weniger benötigt werden, der Arbeitsmarkt und das Bildungswesen bzw. die Menschen diesem Shift aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit nachkommen und teils auch die Wahl des Bildungsschwerpunkts von SchülernInnen und StudentenInnen nicht unbedingt mit dem Bedarf der Unternehmen übereinstimmt.
Darüber hinaus sind top ausgebildete und teils bereits an ausländischen Hochschulen ausgebildete Talente in der Wahl ihres Arbeitgebers bzw. Arbeitsplatzes auch geografisch mobiler geworden, was den globalen Wettbewerb um diese mit unterschiedlichen Gehaltsniveaus etc. zusätzlich befeuert. Natürlich spielt auch der demografische Wandel eine zentrale Rolle, da schlichtweg der Anteil der jüngeren Erwerbstätigen in zumindest vielen europäischen Ländern wie auch global in vielen fortschrittlichen Volkswirtschaften sukzessive zurückgeht, während der Anteil der älteren Bevölkerung steigt.
Eine umfassende Studie des McKinsey Global Institute aus 2012 kam zu dem Ergebnis, dass Unternehmen in Europa und den USA im Jahr 2020 16 bis 18 Mio. mehr Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss benötigen würden als dann verfügbar sein werden,[11] und hat damit zumindest die Vor-Covid-19-Situation von der Tendenz richtig eingeschätzt.
Ebenfalls laut McKinsey ist es beachtlich, wie groß der Produktivitätszuwachs ist, den Unternehmen von Top-Talenten, also den Klügsten bzw. Besten erzielen können. Eine Studie unter mehr als 600.000 Forschern, Entertainern, Politikern und Sportlern ergab laut der Unternehmensberatung, dass Leistungsträger bis zu viermal produktiver sind als der Durchschnitt,[12] was auch von Studien aus Unternehmen gestützt wird, die weiters zeigen, dass die Produktivitätssteigerung mit der Komplexität der Aufgabe zunimmt und Top-Talente in hochkomplexen Berufen wie der informations- und interaktionsintensiven Arbeit von Managern, Forschern und Entwicklern sogar um bis zu achtmal produktiver sein können als der Durchschnitt.[13]
Die Zeit- und Kostenvorteile, die solche Talente unter den entsprechenden Voraussetzungen für Unternehmen generieren können, sind also enorm und damit ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, was erklärt, warum der War for Talents für Unternehmen vermutlich noch sehr lange von steigender Relevanz bleiben wird.