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Einleitung

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Christopher Balme und Berenika Szymanski-Düll

Der vorliegende Band basiert auf einem Symposium, das im Februar 2017 am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München stattgefunden und sich zum Ziel gemacht hat, einen Austausch über die Methoden des Faches anzuregen. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass bei Forschungsförderorganisationen wiederholt Beanstandungen hinsichtlich der Methodologie theaterwissenschaftlicher Anträge verzeichnet worden waren. Da die Darstellung der Methode bzw. ‚Methodologie‘ einen zentralen Bestandteil von Forschungsanträgen ausmacht und für fachfremde Gutachter*innen nachvollziehbar sein muss (da in der DFG-Fachgruppe kein Fachgutachter bzw. keine Fachgutachterin aus der Theaterwissenschaft vertreten ist), könne eine Darlegung der Methoden auch fachextern von Nutzen sein. Zum anderen liegt eine solche Reflexion auch fachintern sehr lange zurück.1 Seit den 1990er-Jahren lässt sich eine Pluralisierung der Forschungsansätze im Fach beobachten, die mit einer zunehmenden ästhetischen Heterogenität des Theaters und der Öffnung des Faches zum interdisziplinären Dialog korrespondiert. Diese Erweiterung ist bis dato jedoch ohne Reflexion der damit notwendig verbundenen methodischen Fragen geblieben.

Obwohl die Theaterwissenschaft über ein breites Angebot an Einführungen und Propädeutika verfügt, richten sich diese meistens an Studienanfänger*innen und bilden naturgemäß eine kompetitive und oft stark interdisziplinäre Forschungspraxis nicht ab.2 Auch wenn die Aufführungs- bzw. Inszenierungsanalyse nach wie vor als fachspezifisches Alleinstellungsmerkmal gelten kann (die vorliegenden Beiträge untermauern dies) und deren Vermittlung zum Grundangebot jedes theaterwissenschaftlichen Studiums gehört, deckt sie keineswegs das ganze Spektrum der Forschungsansätze ab, die heute gebräuchlich sind.

Die hier versammelten Autorinnen und Autoren bilden mit wenigen Ausnahmen eine Generation ab, die in den 1970er Jahren geboren, in den 1990er und 2000er wissenschaftlich akkulturiert und daher bereits von Anfang an im Fach sozialisiert wurde. Diese Erfahrung unterscheidet sie von ihren Lehrer*innen, die in den 1940er und 1950er Jahren auf die Welt kamen und zumeist über die Literaturwissenschaft zur Theaterwissenschaft gelangten. Sie sind Produkt einer Expansion des Fachs in den 1980er Jahren, als neue Institute gegründet und zusätzliche Professuren an älteren Instituten eingerichtet wurden. Die Kategorie ‚Generation‘ kann, wie die zeitgeschichtliche Forschung nachweist, sowohl als Differenzbegriff als auch als Kontinuitätsnachweis untersucht werden.3 Wer Kontinuität sucht, wird fündig, insbesondere im Festhalten an der Aufführungsanalyse, gelegentlich bis zu häufigem Zitieren der eigenen Lehrer*innen. Dies ist nicht verwunderlich angesichts der institutionellen Verfasstheit der deutschen Universität, die einen Begriff wie ‚Stallgeruch‘ internalisiert hat. Wer sich aber für Differenzen oder gar Brüche interessiert, kann sicherlich in der Generation der ‚Neunziger‘ und ‚Zweitausender‘ bemerkenswerte neue Schwerpunkte finden. Die wohl wichtigste Neuakzentuierung ist die Hinwendung zur künstlerischen Praxis als Forschungsfrage und -methode. Die beiden Institute in Gießen und in Hildesheim widmeten sich seit den 1980er Jahren der Theaterpraxis und haben zahlreiche renommierte Künstler*innen wie auch Theatergruppen hervorgebracht. Eine vielleicht unbeabsichtigte Nebenwirkung dieser Ausrichtung war deren Rückstrahlung in die Forschungstheorie und -praxis, die von ähnlichen internationalen Entwicklungen, insbesondere in Großbritannien, unterstützt wurde.

Das Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, eine Auswahl der Methoden unseres Faches vorzustellen, zu reflektieren und zu diskutieren. Die hier versammelten Beiträge sind in acht Blöcke gegliedert und reichen von grundlegenden methodischen Überlegungen über historiographische und aufführungsanalytische Ansätze bis hin zu sozialwissenschaftlichen Methoden sowohl quantitativ als auch qualitativ.

Methoden der Theaterwissenschaft

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