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Die Bereitschaft, nicht schuldlos dazustehen
ОглавлениеWenn dies der falsche Weg ist, welchen sollen wir denn gehen? Bonhoeffer verweist uns an dieser Stelle auf die Nachfolge von Jesus Christus. Darin fixieren wir uns nicht auf »richtig« oder »falsch«; wir schauen vielmehr auf Jesus selbst. In der Gemeinschaft mit ihm sollen wir durchaus prüfen, was der Wille Gottes ist. Und auf der Grundlage dieses Prüfens auch Entscheidungen treffen. Aber das letzte Urteil darüber, ob wir dabei den Willen Gottes ganz oder nur teilweise treffen, dürfen wir nicht selbst fällen. Dafür ist allein Gott zuständig. Denn unsere Perspektive ist immer begrenzt; unsere Erkenntnis Stückwerk; unsere Einschätzung selbst dann getrübt, wenn wir uns besonderer Scharfsicht rühmen.
Hinzu kommt, dass wir in den Stürmen des Lebens eben oft nicht wählen, aber dennoch entscheiden müssen. Nur selten sind wir in der komfortablen Lage, dass es dabei um ein klares Abwägen zwischen absolut richtig und absolut falsch geht. Bonhoeffer stand selbst auch vor diesem Dilemma, als er für sich selbst klären musste, ob er die zur Tötung des Führers entschlossene Widerstandsbewegung gegen Hitler unterstützen wollte, oder nicht. Schnell war ihm klar: Ich kann gar nicht vermeiden bei dieser Entscheidung Schuld auf mich zu laden. Wer nichts gegen das Böse unternimmt, wer tatenlos zuschaut, der hat Anteil daran. Wer auf der anderen Seite Hitler mit Gewalt beseitigen will, bricht das Gebot »Du sollst nicht töten«. Es gab keine Option der reinen Weste. Was er auch tat, er machte sich damit schuldig.
Bonhoeffer entschied sich zur Unterstützung des Widerstands gegen Hitler. Das Urteil darüber, ob dies wirklich der bessere der beiden schuldbehafteten Möglichkeiten sei, überließ er Gott. In seiner Ethik schreibt er:
Wer in Verantwortung Schuld auf sich nimmt – und kein Verantwortlicher kann dem entgehen –, der rechnet sich selbst und keinem anderen diese Schuld zu und steht für sie ein, verantwortet sie. Er tut es nicht in dem frevelnden Übermut seiner Macht, sondern in der Erkenntnis, zu dieser Freiheit genötigt und in ihr auf Gnade angewiesen zu sein.3
Als Christ handeln und entscheiden setzte also voraus, sich nicht nur die Hände, sondern auch das Herz schmutzig zu machen. Nicht mutwillig, aber im Wissen darum, dass es letztlich unvermeidbar ist. Dies bejahen können wie aber nur, wenn wir Gottes Vergebungsbereitschaft mehr trauen als unserem eigenen Bemühen um den Willen Gottes.