Читать книгу Wach! - Группа авторов - Страница 21
Die Forderung nach dem besten Weg
ОглавлениеOft zeigt sich bei solchen Klärungsmomenten noch etwas anderes: So sehr wir auch um den richtigen Weg ringen – es kann dabei nicht darum gehen, dass wir irrtumslos die allerbeste aller möglichen Optionen wählen. Dieser Anspruch ist irreführend. Unser bester Weg ist nicht die Folge unserer Wahl der besten Option. Besser als der beste Weg ist es, ein in Gott eingesunkenes Herz zu haben. Angewendet auf wichtige Entscheidungen heißt das: Wer die beste Entscheidung treffen will, macht womöglich den größten Fehler. Er überschätzt oder verkrampft sich. Meint womöglich, bei Gott zählten Fehler gleich wie Sünden und wären schwere Segensbremsen. Doch diese Vorstellung ist der Bibel fremd. Damit treffen wir schlechtere, nicht bessere Entscheidungen.
Die Sache beschäftigt mich seit Langem: Wie treffen wir Christen gute Entscheidungen? Anlass dazu waren Momente der Ratlosigkeit vor verschiedenen Weggabelungen meines Lebens: Sollen wir den Lebensort wechseln? Ein Haus kaufen? Ein Jobangebot annehmen? Oder als Leitungsteam: Welchen Bewerber nehmen wir für diese Stellen? Sollen wir als Kirche einen zweiten Gottesdienst einführen? Eine Quartierarbeit beginnen? Immer wieder habe ich in solchen Momenten die Bibel studiert. Gebetet. Gute Bücher und Artikel gewälzt. Gerade kürzlich las ich bei einem geschätzten Autor, wie wichtig es für Christen sei, in solchen Fragen nicht bloß eine gute, sondern die beste Entscheidung zu treffen. Er setzte den Anspruch, dass wir uns niemals mit weniger als dieser einen besten Option zufriedengeben sollten.
Ich respektiere diesen Mann. Diesen Anspruch aber halte ich für falsch, sogar gefährlich. Er setzt uns unter Druck: Was, wenn ich im Nachhinein feststelle, dass ich zwar keine schlechte, aber doch nicht die beste Entscheidung getroffen habe? Und wie frustrierend, wenn sich im Rückblick herausstellt, dass sie sogar falsch war? Dann habe ich mit dieser Grundhaltung ein echtes Problem. Wer in allen Lagen des Lebens von sich selbst und anderen die beste Entscheidung einfordert, pflegt ein überhöhtes Menschenbild. Er suggeriert, wir seien jederzeit fähig, eine ideale Entscheidung zu treffen.