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THOMAS HÄRRY Das Beste wollen kann ein Irrweg sein

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Letzte Woche verbrachte ich mit meinen Lesefreunden wie jedes Jahr zwei gemeinsame Tage. Seit bald 20 Jahren lesen und diskutieren wir Literatur verschiedenster Autoren und Sachgebiete. Unterwegs sind wir richtig gute Freunde geworden. Diesmal diskutieren wir das Werk eines Unternehmensberaters. Wir investieren aber auch zunehmend Zeit ins persönliche Erzählen. Weil einer von uns gerade vor einer wichtigen Entscheidung steht, planen wir ein zweistündiges Klärungsmeeting. Bei diesem auf die Quäker zurückgehenden Tool geht es darum, dass eine Gruppe einer Person hilft, in einem bestimmten Lebensbereich eine gute Entscheidung zu treffen. Dabei verzichtet die Gruppe auf Ratschläge oder andere Formen der Einflussnahme. Erlaubt sind nur offene Fragen, die aus dem Hören auf Gott gestellt werden.

Der Mann mit der offenen Entscheidung bin diesmal ich selbst. Ich nehme regelmäßig an solchen Klärungstreffen teil, meist als hörender Fragesteller. Beinahe jedes Mal ereignet sich etwas nicht Planbares. Im Verlauf des Hörens, Fragens und Antwortens entsteht eine geradezu heilige Atmosphäre, in der sich überraschende Perspektiven auftun. Oft gibt es Tränen, weil die nach Klärung suchende Person unerwartet stark berührt wird oder unvermutet ein Schmerz an die Oberfläche kommt, der tief im Inneren dieser Person verborgen war. So geschieht es auch mir. Im Vorfeld dachte ich: »Bei mir wird es keine Tränen geben. Dazu ist mein Thema viel zu nüchtern – und ich bin es auch.« Von wegen! Am Ende dieses Meetings hielt ein erschöpfter, von Gottes Berührung getroffener Thomas ein tränenfeuchtes Taschentuch in der Hand …

Wach!

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