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VORWORT

25 Jahre AUFATMEN

Eigentlich ist das Magazin AUFATMEN so etwas wie eine Selbsthilfegruppe von Christen. Hier schreiben Menschen, die auf Augenhöhe Glaubenserfahrungen austauschen, von ihren Wegen zu und mit Gott berichten und einander anspornen wollen zu wachsendem Vertrauen und größerer Hingabe. Das alles aber ohne drohenden Zeigefinger, pastorale Herablassung oder belehrenden Unterton, sondern als Gemeinschaft der Glaubenden unterwegs, die ihre Lebenswirklichkeit und ihre Sehnsucht nach einem erfüllenden Glauben miteinander teilen.

»AUFATMEN – Gott begegnen – authentisch leben«, das war beim Startpunkt im November 1995 Titel und Anspruch der Nullnummer des Magazins und ist es in dieser Spannung bis heute geblieben. Spannung? Ja, denn einerseits glauben wir, dass gelingendes, wahres, authentisches Leben entscheidend mit unserer Gottesbeziehung zu tun hat. Zum anderen aber erleben viele, dass es bei einem hohen idealistischen Anspruch – »Gott begegnen« – in der Kirche oft nicht wahrhaftig im Blick auf unsere alltäglichen Erfahrungen zugeht. Dass schöngefärbt und weggeschaut wird, offene Fragen und Probleme nicht angesprochen werden. Wege zu Gott suchen – und dabei ganz wahrhaftig über die Realität unseres Lebens schreiben. Ein hohes Ideal verfolgen, über die Sehnsucht nach Gotteserfahrungen schreiben – aber dabei Frust, Niederlagen und all die Ausnahmen von den guten Regeln und Zielen nicht ausblenden: Das war und ist das Konzept unseres Magazins, das bis heute viele Zehntausend Leserinnen und Leser inspiriert und herausfordert.

Schon zwei Jahre nach seinem Neustart erreichte das Magazin AUFATMEN über 25 000 feste Bezieher – gegen alle zweifelnden Stimmen, die meinten, mit Themen wie Spiritualität und Geistlichem Leben könne man doch heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Das Gegenteil war der Fall. Die Buchreihe edition AUFATMEN wurde gegründet, ein Kalender erschien, eine Bewegung formierte sich, die einem neuen Stil in vielen evangelikal-pietistisch-charismatischen Gemeinden zum Durchbruch verhalf: Ja, Gott anbeten, ihn suchen, einen geistlichen Lebensstil einüben, es wirklich ernst meinen mit der Nachfolge Jesu – aber das alles auf eine ehrliche, ungeschönte, das reale Leben und damit eben auch unsere Enttäuschungen und Niederlagen einblendende Weise. Ganz Gott – und ganz ehrlich: Darum nur kann es gehen.


Viel »Soll«, wenig »Ist« – dieses Spannungs-Paradigma ist ein Grundproblem aller idealistischen Bewegungen. Egal, ob in Politik oder Kirche: Wer hohe Ambitionen hat und es ernst meint, der sagt sich und anderen gerne, was und wie das Leben sein soll. Bei der Predigt von hohen Kanzeln herunter bleibt aber oft auf der Strecke, wie das Leben tatsächlich ist – und wie wir im grauen Alltag zum schönen Ziel kommen können. Wie wir den garstigen Graben zwischen hohen Zielen und erlebter Wirklichkeit überwinden – und welche Erfahrungen denn die Predigenden selbst dabei zum Beispiel machen: Austausch auf Augenhöhe, ehrlich werden im Miteinander.

Denn das ist ja unser Grundproblem als Christen: Wir glauben an einen Gott, der unsichtbar ist. Wir behaupten seine Wirklichkeit und Wirksamkeit, leben aber zugleich mit seiner Souveränität und Unberechenbarkeit. Wir lesen die Verheißungen der Bibel, sie sind aber nicht abrufbar wie aus einem Automaten. Gott funktioniert nicht als Konsum-Objekt, er entzieht sich unseren Wünschen und unserer Sehnsucht – aber er ist. Er ist heilig und fern und rätselhaftes Geheimnis. Und nah und persönlich und liebevoller Vater. Gott ist da – aber verborgen.

Eben deswegen dieses Buch: Unsere Herausforderung ist es, aufmerksam zu werden für den verborgenen Gott. Still zu werden, damit wir ihn hören können. Sehend zu werden – da, wo wir im Galopp des Alltags an der Oberfläche der Dinge scheitern, nicht hinter die Kulissen schauen, nicht hartnäckig, ausdauernd, geduldig genug suchen, warten, hoffen. AUFATMEN möchte, dass Menschen wach werden für die Wirklichkeit Gottes, mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechnen, immer wieder neu Vertrauen investieren. Und sich dabei ermutigen lassen von den Erfahrungen anderer, die uns als Trost, Ansporn und Herausforderung an die Seite gestellt sind.


AUFATMEN ist entstanden aus einer geistlichen Lebenskrise. Mitte der 1980er-Jahre hatte ich gemeinsam mit den Freunden der Weg-Gemeinschaft in Cuxhaven das Tagungszentrum Dünenhof gegründet. Wir wollten anders leben und lehren und einladen zu Jesus. Eine Gruppe von zehn, zwölf Leuten voller Ambitionen für Gott, voller Pläne und Wünsche, alles besser, konsequenter und richtiger zu machen, als wir es bei anderen Christen oder Gemeinden sahen. Hoher Idealismus, verpflichtende Ziele und viel jugendliche Kraft – wie viele gute Bewegungen starten so!

Aber schon bald merkten wir alle auf die eine oder andere Weise, dass Glaubensprojekte nicht vom festen Willen und konzentrierter Kraftanstrengung allein leben können. Schon bald sahen wir, dass all das, was wir an Negativem in anderen zu entdecken glaubten, auf die je eigene Art und Weise auch in uns selbst wirkte. Mit Kraftanstrengung allein jedenfalls war es auf Dauer nicht in den Griff zu bekommen, was unsere hohen Ideale und Ziele bedrängte. Irgendwann geht alle eigene Kraft zu Ende. Unsere »geistlichen Tanks« mussten neu gefüllt werden. Nein, mehr noch: Wir brauchten, das merkten wir immer mehr, eine ständige Kraftversorgung, die nicht aus uns selbst heraus funktionieren durfte. Wie im Beispiel des römischen Brunnens, der im Überfließen immer zuerst die eigene Schüssel mit kostbarem Lebenswasser füllt, ehe er sich weiter verströmt an andere, brauchten wir eine geistliche Kraftversorgung, die nicht von unserem Idealismus lebte. Sondern aus Gott. Den wir ja verkünden wollten. Zu dem wir einluden mit der Arbeit des Dünenhofes, mit den Zeitschriften und Büchern, für die ich mich als Redakteur einsetzte.

Also gingen wir auf die Suche – jeder für sich, aber auch gemeinsam als Gemeinschaft. Streckten uns aus nach Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, ließen uns inspirieren von guten internationalen Impulsen und Bewegungen. Fanden Anschluss an verschiedenste Bewegungen, Autoren, Referenten, die in einer ähnlichen Suchbewegung unterwegs waren. Fokussierten uns auf diesen inneren Aspekt des Glaubens, die Kraftversorgung aus der täglichen Begegnung mit Gott durch Gebet, Stille, Lieder, Predigt, Bibel, guten Büchern: »Naht euch Gott! Und er wird sich euch nahen« – genau diese Verheißung aus Jakobus 4,8 begannen wir nach und nach zu erleben.


Begonnen aber hatte es mit dem Ehrlichwerden: Nein, trotz hoher Ziele, trotz des Wunsches, alles besser und anders zu machen – wir können auf Dauer nicht aus uns selbst leben, sondern brauchen eine Lebensquelle jenseits von uns. Und egal, wie viel gute, fromme und richtige Worte und Ansprüche wir im Mund führen – wir müssen es zuerst einmal selbst erleben, müssen Gott persönlich suchen, uns auf den oft mühevollen, nicht berechenbaren, sehr persönlichen Weg zu ihm machen. Immer wieder neu. Volle Münder und leere Herzen produzieren auf Dauer keine Frucht.

Nachhaltig geholfen hat uns dabei auch, als wir bei Magnus Malm lasen, dass Gott gar nicht unsere Arbeit will, sondern uns selbst.1 Dass wir nicht berufen sind, große Heldentaten für ihn zu bringen und alles anders oder besser zu machen, sondern berufen sind zu ihm. Zur Nähe und Begegnung mit ihm. Dass alle Frucht wächst aus dem In-ihm-Sein und -Bleiben. Und dass damit alles beginnt.

Verbal hatten wir das als engagierte Christen eigentlich längst drauf, hätten eine schöne Bibelarbeit darüber halten können. So richtig verstanden und erfahren haben wir es aber erst, als wir mit aller Kraft große Ziele bewegen wollten, sicher auch vieles bewegten – aber uns am Ende eben eingestehen mussten, dass geistliche Frucht nicht aus eigener Kraft wächst, sondern angeschlossen sein muss an die Quelle lebendigen Wassers, die aus Gott selbst sprudelt.

Insofern beginnt wirkliche Gottesbegegnung meist mit dem Eingeständnis, dass wir arm sind, hungrig und bedürftig. Dass wir Gott brauchen und von seiner Versorgung her leben. »Doch meine Kraft erlahmte vor der Zeit; was selbst lief, blieb auch selber steh’n«, so sagt Manfred Siebald es in seinem Lied Wollte ich nicht. Und genau so hatten wir es auf je eigene Weise erfahren. Und konnten uns dann nach und nach auf einen neuen, holprigen und kurvigen Weg machen, als wir von diesem Punkt eigener Armut aus neu zu Gott aufbrachen.

Holprig und kurvig? Ja, lockere Höhenflüge und zielstrebige Erfolgswege sind uns auch mit ihm nicht einfach sicher. Frust und Niederlagen und Irrwege bleiben. Aber es lohnt sich, immer wieder neu aus dieser Einsicht heraus zu leben: Gott will zuerst einmal mich – will mir begegnen. Und erst daraus fließt alles andere. Wächst alle Frucht in guten Gemeinden, engagierten Projekten, erfüllten Beziehungen und hingegebener Arbeit.

Eben deswegen und in der Folge dieser Erfahrungen kam es zur Gründung von AUFATMEN. Und deswegen ist auch dieses Buch so wichtig: Um sich ermutigen zu lassen durch die Einsichten und Erfahrungen anderer, die auf dem gleichen Weg sind. Um mit guter neuer Lebensenergie und gestärktem Vertrauen weiter durch die Mühen des Alltagsdschungels zu gehen – hinter Jesus her.

Ulrich Eggers

Wach!

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