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Vorläufige Entscheidungen

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In eine ähnliche Richtung weist Tim Geddert in seinem Buch Verantwortlich leben. Er rät, in umstrittenen, nicht einfach zu klärenden Fragen nach Tradition der Täuferbewegungen zu »binden« und zu »lösen«. Dabei klärt man im Blick auf aktuell gegebene Umstände, wie man darin am besten den Willen Gottes tun kann. Man entscheidet gemeinsam nach bestem Wissen und Gewissen; im Hören auf Gott und auf sein Wort.

Gleichzeitig verzichtet man auf den Anspruch, die damit verbundene Einschätzung von Gottes Willen sei genauso unveränderlich wie dieser selbst. Die getroffene Entscheidung müsse deshalb für alle nachkommenden Generationen in genau dieser Form gültig bleiben. Nein, denn späteren Generationen von Christen präsentiert sich das geprüfte Anliegen vielleicht unter neuen, möglicherweise ganz anders lautenden Umständen. Dann gilt es wieder zu prüfen, was der rechte Weg sein könnte. Dann stellt sich wieder die Aufgabe, im Hören auf Gott, sein Wort und die Gemeinschaft erneut eine Entscheidung zu treffen. Sie vor Gott und den Menschen zu verantworten. Es ist möglich, dass sich diese Entscheidung von derjenigen der eigenen Mütter und Väter im Glauben unterscheidet. Beide aber haben sich in Demut und Besonnenheit darum bemüht zu prüfen, was gut ist und was der Liebe zu Gott und dem Nächsten am besten Ausdruck verleiht.

Als ich vor vielen Jahren Pfarrer einer Kirchgemeinde wurde, hatte diese Gemeinde einen solchen Prozess hinter sich. Es ging damals um die Frage, ob Frauen Teil der Gemeindeleitung sein und predigen dürfen. Es scheint ja, als würde Paulus beides verneinen (1. Korinther 14,34-35 und 1. Timotheus 2,12). Bisher war das der ausschlaggebende Orientierungspunkt und so leiteten und lehrten hier nur Männer. Andererseits wissen wir, dass Frauen zum erweiterten Jüngerkreis von Jesus gehörten, dass sie als Erste seine Auferstehung verkündeten und in der Urgemeinde Schlüsselaufgaben innehatten. Welche Schlussfolgerungen sollten wir daraus für die heutige Gemeinde ziehen? Meine Kirchgemeinde machte sich auf einen längeren Weg der Entscheidungsfindung. Es gab Bibelabende, Einblicke in die Kirchengeschichte, Diskussionen und Gebete. Am Ende des Ringens einigte man sich darauf, dass die Hauptlast der biblischen Argumente und der damit verbundenen Erwägungen es erlauben würde, dass Frauen und Männer gemeinsam und einander ergänzend leiten und lehren durften.

Es war ein gemeinschaftliches »Lösen« im Hören auf Christus. Keines, das alle Fragen beantwortete und jede Spannung beseitigte. Aber eines, dass man gemeinsam tragen und vor Gott verantworten wollte. So zu handeln ist eine enorme Gratwanderung. Sie bewahrt uns aber vor einem mit der Bibel bewaffneten Absolutismus in den komplexen Fragen des christlichen Glaubens und Lebens.

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