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3.1.1 Der autoritäre Strukturierungsmodus

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Mit diesem ist die Entstehung einer Zeitordnung durch Erlass eines dazu autorisierten politischen oder/und religiösen, mehr oder weniger totalen Herrschers gemeint, aber auch durch das gegebenenfalls personenunabhängige Wirken autoritär-hierarchisch verfasster religiöser Institutionen. Der autoritäre Strukturierungsmodus umfasst die weitaus längste Phase in der Geschichte der Menschheit bzw. ihrer sozial-kulturellen Entwicklung. Sie reicht von den chinesischen Dynastien über die ägyptischen Herrscher bis in die griechische und römische Antike,10 sie umfasst europäische Kaiser und die Hochzeit der katholischen Kirche im mittelalterlichen Europa, ebenso etwa die Mayakultur11 auf dem amerikanischen Kontinent. Immerhin ist auch der noch heute gültige Gregorianische Kalender (nach ISO 8601) in seinem Ursprung das Resultat herrschaftlicher Verfügung, nämlich einer Bulle Papst Gregors des XIII. aus dem Jahr 1582. Wobei allerdings erst im Jahr 1700 die protestantischen Staaten Deutschlands diesen übernahmen, um sich dem päpstlichen Machtanspruch eines „Universalkalenders“ nicht unterordnen zu müssen.12 Ebenso lässt sich die im deutschen Verfassungsrecht festgeschriebene Sonntagsruhe bis auf einen Erlass des römischen Kaisers Konstantin zurückverfolgen.13 Inwiefern jedoch die beiden neuzeitlichen Versuche, in Abgrenzung zum alten Regime neue Kalender zu etablieren, wie der auf einem Zehnersystem beruhende französische Revolutionskalender oder jener der Oktoberrevolution in Russland14 als entweder autoritär verfügt oder im Gegenteil als besonders dem Volkswillen entsprechend gewertet werden können, kann hier nicht geklärt werden.

Obwohl es bei Kalendern stets um Machtdemonstrationen geht, indem darin das Alte als überwunden dargestellt wird, etwa gegenüber der verhassten Siebener-Symbolik der christlichen Tradition,15 darf man sich die Entstehung von Kalendern bzw. neuen Zeitordnungen nicht als aus dem Nichts geschöpfte Kreationen vorstellen.16 Zumeist setzen sie auf bereits Vorhandenem auf und modifizieren dies. Das gilt gleichermaßen für religiös begründete Zeitordnungen: So entstand der christliche Sonntag in Abgrenzung zum jüdischen Sabbat,17 übernahm jedoch mehr oder weniger explizit das Ruhegebot aus dem Alten Testament,18 während der islamische Freitag, der wiederum in Abgrenzung zu beiden entstand, zwar dem Sieben-Tage-Rhythmus folgt, jedoch kein Arbeitsverbot beinhaltet.

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