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Gottes Gewichtsprobleme
ОглавлениеHat Gewicht aber mit Beziehung und Kommunikation, mit sozialer Anerkennung und Beachtung zu tun, dann kann auch Gott sehr wohl Gewichtsprobleme bekommen, wenn nämlich Menschen Gottes Namen entehren und missbrauchen, Gottes Gebote ignorieren, wenn ihnen Gott gleichgültig geworden ist oder wenn sie Gott vor den Karren eigener Machtinteressen spannen. Und gerade dort, wo Gott selbstverständlich bedeutungsschwer und hochgeachtet zu sein scheint, nämlich in Theologie und Kirche, gibt es spezifische Gefahren der Geringschätzung Gottes. So lässt sich auch theologischer- und kirchlicherseits eine Art Trend zu Light-Produkten erkennen, die einen bedenkenlosen und ungefährlichen Genuss ohne Risiken und Nebenwirkungen verheissen: Gott ist lieb, aber nicht gewalttätig; Gott ist sanft, aber nicht zornig; Gott ist verständnisvoll und nicht eifersüchtig; Gott ist nahe und entzieht sich nicht; Gott hat Mitleid, aber ist nicht länger allmächtig; Gott segnet, doch Fluchen liegt Gott fern; Gott lässt zu, aber mischt sich nicht ein, mit einem Wort: Gott stört nicht.
Gerade der weithin vollzogene Abschied von einem allmächtigen Gott (anstatt das Allmachtsprädikat neu zu interpretieren), der Verzicht auf die Vorstellung eines Jüngsten Gerichts (anstatt dieses als Forum der Zurechtbringung aller Geschöpfe und der Selbstrechtfertigung Gottes zu erwarten), die Schwierigkeiten, befreiend von Sünde und Sühne zu reden, der Verlust des Respekts vor der Heiligkeit Gottes – um nur einige Motive zu nennen – gehören zu jenem Trend, der nur vermeintlich ein |49| glaubwürdigeres Christentum verspricht,15 faktisch aber Gott das Ihr gebührende Gewicht nimmt.