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Das Bilderverbot – biblischer Massstab der Würdigung Gottes und des Menschen
ОглавлениеDie gleichursprüngliche Erschaffung des weiblichen und männlichen Menschen zum Bild Gottes fordert eine geschlechtergerechte Metaphorik im personalen Reden von Gott. Liefert die Gottesbildlichkeit als zentrales Motiv einer biblischen Anthropologie das Sachargument gegen eine (einseitige) Verdeutschung von kavod und doxa mit «Herrlichkeit», so tritt ihr das Bilderverbot als Kriterium eines angemessenen Redens von Gott zur Seite: «Du sollst dir kein Bild machen» (Ex 20,4–6; Dtn 4,16ff.; 5,8–10). Denn Gott hat sich selbst im Menschen Sein und Ihr Bild erschaffen, so dass sich in der Begegnung mit den Mitmenschen Bilder Gottes einstellen, die wir nicht herstellen können und dürfen. Die Vielfältigkeit der Bilder Gottes, die wir in der Begegnung mit den von Gott selbst gemachten Bildern, den Mitmenschen, wahrnehmen, lässt uns das Bilderverbot neu verstehen: «Du sollst dir kein = nicht ein Bild von Gott machen.» Wer sich nur ein (einseitiges) Bild von Gott macht, bildet sich ein, Gott zu kennen, über Gott im Bilde zu sein und darum auch rasch mit Gott fertig werden zu können.
Das Bilderverbot wahrt die Freiheit Gottes, indem es der Verfügung über Gott in der menschlichen Einbildung wehrt. «Herrlichkeit» verstösst als einseitige Wiedergabe von kavod und doxa gegen das Bilderverbot. Dieses fordert, den semantischen Reichtum der gewichtigsten Beziehungsweisen Gottes wiederzuentdecken: Gewicht, Schwere, Bedeutung, Würde, Wucht, Ehre, Ansehen, Glanz, Schönheit, Anmut, Klarheit, Pracht … und damit Motive, die eine geschlechterduale Identifizierung hinter sich lassen (vgl. Gal 3,28).