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Beziehungsreiches Sein
ОглавлениеDonna Haraway, eine US-amerikanische Technologiewissenschaftlerin, nannte diese Ideologie den «God-trick» – eine vermeintlich objektive, körperlose, nicht situationsgebundene Perspektive von oben auf die Dinge, von denen man annimmt, dass sie auf diese Art beherrscht werden können.19 Aber sie lassen sich nicht beherrschen. Und Frauen beanspruchen ihrerseits längst einen Subjektstatus. Subjekt wird aber heute verstanden als beziehungsreiche Grösse. Der Mensch, auch der Mann, lebt in einem Geflecht von Beziehungen und Abhängigkeiten, die die eigenen Entscheidungen und das Handeln massgeblich beeinflussen und auch beeinflussen sollen. Eine Ethik, die sich nicht daran orientiert, droht in eine abstrakte Normativität abzudriften, etwa wenn Fragen des Embryonenschutzes ohne die konkreten Erfahrungen von Frauen behandelt werden. Ökologische Verantwortung berücksichtigt die Folgen jedes Handelns für die gesamte Schöpfung, Tiere, Pflanzen und Menschen, und das nicht nur in der unmittelbaren Umgebung. Eine Ökonomie der Bezogenheit orientiert sich nicht am totalen Markt und dem Gewinnstreben einzelner Grosskonzerne, sondern immer noch an den Grundsätzen sozialer Gerechtigkeit.20
Das so verstandene Subjekt nimmt Abschied von kontextlosen und geschichtsübergreifenden Allgemeingültigkeiten. Es setzt auf dialogische Prozesse, auf Demokratie, auf Veränderbarkeit auch der eigenen Identität und schliesst Irrtum und selbst Scheitern mit ein. Feministische Analyse macht allerdings auch auf die Brüchigkeiten weiblicher Subjektivität in den bestehenden Verhältnissen aufmerksam. Nomadisierend zwischen herrschenden Zuschreibungen von FrauGeliebteMutter und eigenen Wegen, weibliche Existenz zu leben, versucht Frau, quer zu Normen, Klischees und Rollenerwartungen, die weiblichen Muster nicht erneut zu bedienen – allenfalls mitunter aus taktischen Motiven –, sie letztlich aber aus den Angeln zu heben.