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Der Sinn einer Unterscheidung von Gott und Mensch

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Etwas abschätzig nennt man es Immanentismus, wenn sich der Himmel in die Erde hinein auflöst, Gott zum Menschen wird, auch wenn hier die Latte sehr hoch gehängt wird, nämlich als gerechtes, gemeinschaftliches Handeln. Doch so ganz scheint auch Heyward nicht von der Vorstellung eines göttlichen Gegenübers abweichen zu wollen. Dafür sprechen Stellen, an denen sie betont, dass wir gerade nicht mit Gott identifiziert werden sollen oder zusammen mit Gott daran beteiligt sind, Gerechtigkeit in unsere Welt zu bringen.24 An verschiedenen Stellen wird deutlich, dass es neben Gott als Macht in Beziehung auch eine Beziehung zu Gott gibt.

Doch wie ist das zu verstehen? Ist dieses göttliche Gegenüber dann wie eine Freundin oder Geliebte zu verstehen, wie es ja auch in einigen Ansätzen vertreten wird?25 Ist sie darin aber, so wie gute Freundinnen es schliesslich sind, auch eine von mir und meinem Tun unabhängige Grösse?

Ich halte die alte theologische Unterscheidung von Gott und Mensch, von Trans­zendenz und Immanenz immer noch für unverzichtbar, und mir scheint, dass auch Carter Heyward in gewisser Weise daran festhält. Denn würde es sich ansonsten nicht völlig erübrigen, überhaupt noch von Gott zu sprechen? Wenn das Göttliche nichts weiter wäre als das, was wir selbst tun? Die Kritik an dem ungebundenen, absoluten göttlichen Sein mündet bei diesem Ansatz in dessen völliger Auflösung. An seine Stelle treten der Mensch bzw. menschliche, gerechte Beziehungen. Obwohl dieser Ansatz unsere eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und Visionen stärkt und fördert, hat er zugleich etwas Gnadenloses. Ich meine, dass diese Gottesdefinition auch eine völlige Überforderung und Überhöhung von Menschen darstellt. Denn was geschieht, wenn es uns nicht gelingt, in gerechten Beziehungen zu leben und Gerechtigkeit zu schaffen? Was, wenn wir uns nicht einmal als eingebunden in ein gutes Beziehungsnetz erleben? Müssen Frauen sich dann nicht wieder als defizitär erleben? Denn im |56| schlimmsten Fall verwirken sie nicht nur ihr Menschsein, sondern auch noch ihr Göttlichsein.

Der Sinn einer Unterscheidung von Gott und Mensch liegt auch darin, dass das Göttliche mir Erfahrungen ermöglicht, die ich aus mir selbst gerade nicht machen würde. Es wäre doch unendlich langweilig, wenn wir – bei aller Mannigfaltigkeit der Beziehungen – immer nur um uns selbst kreisen würden. Ich erwarte von Gott Überraschungen, die mich mir selbst fremd werden lassen, um auf diese Weise Befreiung von üblichen Routinen zu finden. Und ich erwarte, dass ich auch in meinem Tun scheitern werde und scheitern darf. Ein Ansatz, der aber einzig auf gelingendes Handeln bezogen ist, kann das Versagen nicht mehr reflektieren. Bei aller Vermenschlichung gerät diese Gottesdefinition schliesslich zu einer unmenschlichen Theologie.

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