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Wider die VerHerrlichung des göttlichen kavod
ОглавлениеIn den meisten unserer Bibelübersetzungen werden kavod und doxa für gewöhnlich mit «Herrlichkeit» verdeutscht, was in der Dogmatik nicht nur übernommen, sondern auch begrüsst wird. So hält etwa Karl Barth die etymologische Beziehung von «Herrlichkeit» und «Herr» im Deutschen geradezu für einen Glücksfall, sieht er es doch als Aufgabe der Lehre von Gottes Vollkommenheiten an zu bezeugen, dass Gott «nicht nur der Herr, sondern als solcher herrlich und andererseits: dass jegliche Herrlichkeit die Herrlichkeit Gottes des Herrn ist».16 Die gewichtige Rolle, die kavod und doxa im Ensemble der göttlichen Beziehungsweisen spielen und die Karl Barth wie kaum ein anderer Dogmatiker wahrgenommen hat, indem er etwa auch die Schönheit und Anmut Gottes als Momente des kavod entdeckt, werden durch die vermeintlich «biblische Einheit des Herrn mit seiner Herrlichkeit»17 androzentrisch identifiziert und infiziert. Doch weder bei kavod noch bei doxa besteht irgendeine Notwendigkeit, bei der Übersetzung auf Herrschaftskategorien zurückzugreifen. «Herrlichkeit» ist mitnichten eine zwingende oder auch nur naheliegende Verdeutschung von kavod und doxa. Es sind andere als sprachliche Gründe, denen sich diese dominante Übersetzungstradition verdankt.
Nun steht ja Karl Barth kaum im Verdacht, von Gott zu gering gedacht zu haben. Doch diese (fast) ausschliessliche Verdeutschung der semantisch geradezu überbestimmten Worte kavod und doxa mit «Herrlichkeit» stützt ein männliches Gottesbild, bringt die Gott-Mensch-Beziehung ebenso einseitig als Herrschaftsverhältnis zur Sprache und gibt zudem der Übersetzung des Eigennamens des biblischen Gottes, des Tetragramms J-H-W-H, mit «Herr» neue Nahrung. Doch «Herr» ist nicht der Eigenname, sondern nur einer der Rufnamen Gottes, die an die Stelle des unaussprechlichen Eigennamens treten.
Wo das, was in spezifischer Weise Gottes Göttlichkeit in Ihrer beeindruckenden Erscheinung ausmacht, herrschaftsterminologisch und androzentrisch allein als |51| «Herrlichkeit» in den Blick kommt, begegnet eine der traditionell am meisten verbreiteten Herabminderungen, gleichsam eine Halbierung Gottes: Sind die Menschen in der Differenz von männlich und weiblich zum Bild Gottes geschaffen (Gen 1,26), dann kann die göttliche Beziehungsweise, die Gottes Unübersehbarkeit in der Welt bewirkt, nicht androzentrisch geprägt sein und einer vorrangig männlichen Gottesvorstellung das Wort reden.