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Kavod – Schwere
ОглавлениеUnter den biblischen Beziehungsweisen Gottes gibt es nun eine, der buchstäblich besonderes Gewicht zukommt: Im Hebräischen heisst sie kavod. Die Grundbedeutung von kavod ist «Schwere», «Gewicht». Die intensive Form des entsprechenden Verbs (kabbed) begegnet etwa im Elterngebot. «Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!» heisst: «Du sollst den (alt gewordenen) Eltern Gewicht geben, ihnen Respekt zollen, ihnen das Lebensnotwendige zukommen lassen, ihre Würde nicht mindern.» Das Gegenteil von kabbed ist qallel, eines der hebräischen Worte für «fluchen». Fluchen heisst: Jemanden leicht nehmen und leicht machen, wie Luft behandeln und übersehen, geringschätzen und verachten.
Was ist nun das Besondere an dem Attribut kavod? Kavod ist mehr als ein göttlicher Wesenszug unter anderen. Kavod macht geradezu die Göttlichkeit Gottes aus, indem im kavod die Vielzahl der göttlichen Beziehungsweisen in Erscheinung tritt, indem Gott sich im kavod der Welt mitteilt und in der Welt sinnenfällig ankommt. Kavod ist der imponierende Wesenszug Gottes, das, was Gott in der Welt buchstäblich ansehnlich macht, so dass Gott nicht übersehen werden kann. Umgangssprachlich heisst Gottes kavod: Gott ist eine Wucht.
Wir können kavod auch Gottes Ausstrahlung nennen. Glorie und Glanz gehören zu den Konnotationen von kavod und zeigen sich vor allem auch im Begriff doxa, der im Neuen Testament die Bedeutungsvielfalt von kavod aufnimmt.
Beeindruckt Gott im kavod mit der Offenbarung all Ihrer Beziehungsweisen die Menschen, so soll dies auch wieder geschöpflichen Ausdruck, einen irdischen Reflex |50| finden: Gottes kavod, Gottes doxa spiegelt sich in der Schöpfung wider: «Die Himmel erzählen den kavod Gottes» (Ps 19,2a). In der Doxologie, dem Gotteslob, kehrt die doxa zu Gott zurück. Hat Gott (sich) uns imponiert, können wir uns exponieren.
Als Inbegriff des sich selbst mitteileden, sich selbst ausgebenden Wesens Gottes zielt kavod auf wechselseitige Anerkennung von Gott und Mensch: Jesaja lässt Gott zu Israel sagen, dass Er es zu Seinem kavod geschaffen habe (Jes 43,7). Und in Sacharja 2,9 verheisst Gott: «Ich will zum kavod in ihrer Mitte werden.» Und mit den Worten von Psalm 3,4 bekennen die BeterInnen: «Mein kavod bist Du und erhebst mein Haupt.» Gott und Mensch, Schöpferin und Geschöpf machen sich gegenseitig Ehre und geben einander Gewicht.