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Diesseitig und abhängig

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Heyward gelingt es in ihrer Gottesdefinition, uns Menschen, besonders uns Frauen, aus einer Defizitposition herauszuholen. Was wir bereits erfahren und tun, darf göttlich genannt werden. Das Verständnis von Sünde wird hier geradezu auf den Kopf gestellt. Nicht das Sein-Wollen-wie-Gott ist Sünde, sondern ganz im Gegenteil wird genau dazu aufgefordert. Von Sünde kann nur dann die Rede sein, wenn Beziehungen nicht gerecht sind, wenn sie zerstört sind oder zerstört werden. Die Bestimmung von Gott als «Macht in Beziehung» ist ausserdem nicht mehr vereinbar mit der klassischen Unterordnung des Menschen – und besonders der Frau – unter Gott und der unheilvollen Verknüpfung von Liebe und Gehorsam. Denn Liebe ist gar nicht anders denkbar und lebbar als in gegenseitiger Abhängigkeit. Und so sind auch Gottesliebe und Nächstenliebe nicht mehr voneinander zu trennen, ja sie sind ununterscheidbar. Aus einem jenseitigen, allmächtigen Gott ist ein ganz diesseitiger Gott geworden, der letztlich über keine Macht verfügt, die über das hinausginge, was Menschen selbst tun. Und wiederum erfahren Menschen Gott nur in ihren gerechten |55| Beziehungen und in ihrem gerechten Tun. «Wir erfahren Gott gemeinsam oder gar nicht.»23 Solche Erfahrungen können zugleich als Wahrheitskriterium für die Existenz Gottes angesehen werden.

Aus einer Abhängigkeit der Menschen von Gott ist hier umgekehrt eine Abhängigkeit Gottes von den Menschen geworden. Heyward bezieht diese Gedanken auch auf die Erlösung. Sie ist in dem Masse verwirklicht, als wir bereit sind, Liebe und Gerechtigkeit in dieser Welt zu verwirklichen. Der Glaube wird ganz folgerichtig zu einer ethischen Handlungsweise, die Theologie zur Ethik, denn eine Rede von Gott jenseits menschlicher Praxis erübrigt sich.

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