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GRUSSWORT
ОглавлениеWer über die Theodor-Heuss-Brücke nach Mainz kommt, dem fällt es gleich ins Auge: das markante, sandsteinrote Kurfürstliche Schloss, das an der Rheinfront eine Länge von 75 Metern einnimmt. Es ist, als wolle die Stadt ihren Besucherinnen und Besuchern den Glanzpunkt ihrer Geschichte – ihre Blütezeit als kurfürstliche Residenz – unmittelbar vor Augen führen.
Lange Zeit allerdings hielt der vermeintliche äußere Glanz des Schlosses der näheren Betrachtung nicht stand, denn allzu deutlich hatte die Zeit ihre Spuren im Mauerwerk hinterlassen. Es brauchte enorme Anstrengungen, die „gute Stubb“ von Mainz wieder zu dem zu machen, was sie immer war: eines der schönsten baulichen Zeugnisse von Mainz – und eines der geschichtsträchtigsten noch dazu!
Das Kurfürstliche Schloss steht geradezu beispielhaft für Wohl und Wehe, Glanz und Elend, Blüte und Niedergang von Mainz. Es hat Kaiser, Könige und Kurfürsten beherbergt. Es hat Mozart spielen und Revolutionäre proklamieren gehört. Und wo heute die Mainzer Narren live vor den Fernsehkameras schunkeln, wartete der „Schinderhannes“ einst auf sein Urteil.
Das Schloss steht aber nicht nur für die wechselvolle Mainzer Geschichte, es steht auch für Bürgersinn und Bürgerverantwortung. Spätestens seit den Verheerungen durch den Zweiten Weltkrieg hat der Schutz der Kulturdenkmäler für unsere Stadt eine ganz besondere Bedeutung: Wenn wir über die Qualitäten unserer Stadt sprechen – über das, was Mainz so einzigartig und unverwechselbar macht – dann sprechen wir immer auch über den inneren Kern unserer Stadt, über unsere Identität. Zu dieser Identität gehören auch und gerade die gebauten Zeugnisse unserer Geschichte, schließlich haben sie zu allen Zeiten das Lebens- und Heimatgefühl in Mainz entscheidend mitgeprägt.
Viele Mainzer Bürgerinnen und Bürger haben das klar erkannt und sich dem Erhalt der Mainzer Kulturdenkmäler regelrecht verschrieben. Ein besonderes Beispiel für diesen ausgeprägten Bürgersinn ist das Mainzer Denkmal-Netzwerk, das im Jahr 2004 gegründet wurde und sich seither mit bewundernswerter Spendenbereitschaft für die Instandsetzung und Sicherung des Kurfürstlichen Schlosses eingesetzt hat – und vieler weiterer Baudenkmäler in Mainz noch obendrein!
Mit jeder sanierten Fensterachse rückte das Schloss aber nicht nur optisch mehr und mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Mit seiner enormen historischen Bedeutung rückte es auch wieder inhaltlich in den Fokus von Forschung und Wissenschaft. Bestes Beispiel für dieses große Interesse ist nicht zuletzt dieser Tagungsband, der die vielen Facetten des Kurfürstlichen Schlosses und seines Umfelds eingehend beleuchtet.
Ich danke allen Autorinnen und Autoren, die mit ihrer Expertise dazu beigetragen haben, das Kurfürstliche Schloss zu Mainz wieder dahin zu stellen, wohin es gehört: in das Zentrum unserer Aufmerksamkeit, in den Fokus der Wissenschaft und nicht zuletzt in das Herz der Mainzerinnen und Mainzer. Ihre Unterstützung werden wir brauchen, wenn wir in den kommenden Jahren die weitere Sanierung und den Umbau des Schlosses anpacken werden.
Michael Ebling
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz